Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
verschwunden, ging das Licht an, aber sie kam nicht ans Fenster. Fox legte den Gang ein und fuhr los.
Zwanzig Minuten später saß er draußen vor einem anderen Haus – es war schöner, moderner. Tony Kaye hatte keinen Vorgarten, nur Betonplatten, damit er seinen Mondeo nicht auf der Straße parken musste. Fox hatte das Telefonat gerade beendet. Er sah Schatten hinter den Vorhängen im Wohnzimmer. Dann teilte sich der Vorhang, und Kaye machte ihm Zeichen. Aber Fox schüttelte den Kopf. Die Tür ging auf, und Kaye kam in Lederschlappen nach draußen. Sein Hemd hing aus der Hose, der Kragen stand offen.
» Ist dir mein Haus nicht gut genug? « , fragte er, zog die Beifahrertür auf und stieg ein.
» Ich wollte nicht stören. Wie geht’s Hannah? «
» Bis vor fünf Minuten ging’s ihr noch gut. Jetzt fragt sie sich, was sie dir getan hat. « Kaye spähte zum Haus, als rechnete er damit, seine Frau mit bitterbösem Blick am Fenster zu sehen.
» Ich hatte einen Scheißtag, und ich muss es an irgendjemandem auslassen « , vertraute ihm Fox an.
» Du meinst, du hattest es heute schwer? Ich hab ungefähr drei Stunden mit Cash telefoniert und versucht, ihn davon zu überzeugen, Tosh Garioch zur Vernehmung zu laden … «
» Und? «
» Morgen früh als Allererstes « , Kaye klang stolz auf seinen Erfolg.
» Was ist mit dem Bericht? «
» Liegt auf deinem Schreibtisch. McEwan gefällt er. «
» Ist er schon an die Fife Constabulary gegangen? «
» Nicht ohne dein Okay, Foxy. «
» Dann sehe ich ihn mir morgen an. «
Kay nickte, fixierte Fox. » Geht’s um Evelyn Mills? « , fragte er.
» Was? «
» Wirft sie sich dir an den Hals? Brauchst du meinen guten Rat? «
» Ich hab keinen Mucks von ihr gehört. «
» Ist das gut oder schlecht? «
» Hör auf, Tony. «
Kaye schmunzelte leise, klopfte Fox aufs Bein und drehte sich ein bisschen auf dem Beifahrersitz um, so dass er seinen Freund besser sehen konnte. » Okay « , sagte er, » den Smalltalk haben wir hinter uns – wird Zeit, dass du’s ausspuckst. Und ich will alles wissen, bis ins blutigste Detail. «
Also legte Fox los.
Zwölf
36
Um sieben wurde Fox von seinem Wecker geweckt. Er dachte: Fahr ins Präsidium, schnapp dir den Bericht, und nimm ihn mit ins Krankenhaus. Er kippte Müsli in eine Schüssel, nur um anschließend festzustellen, dass sich der letzte Rest Milch längst in Joghurt verwandelt hatte. Stattdessen nahm er Leitungswasser und schrieb beim Essen eine Einkaufsliste. Als er in die Fettes Avenue fuhr, merkte er, dass das Frühstück in seinem Magen einen festen Klumpen gebildet hatte. Die Kantine machte gerade auf, so dass er sich erst einen Kaffee zum Mitnehmen holte, bevor er die Tür zum Büro aufschloss. Wie Kaye versprochen hatte, lag Fox’ Kopie des Berichts auf seinem Schreibtisch. Kaye hatte einen gelben Post-it-Zettel draufgeklebt: » Fleißsternchen bitte hier anbringen. « Fox zog den Zettel ab und warf ihn in den Papierkorb. Er konnte nicht anders als gleich zur letzten Seite vorzublättern. Die Zusammenfassung war vier Zeilen lang und besagte, dass es nicht möglich sei, » konkrete Beweise « gegen die drei Beamten vorzulegen, dennoch blieben » berechtigte Bedenken in Bezug auf deren Kompetenz, Kooperationsbereitschaft und Vorschriftstreue « bestehen.
Er lächelte in sich hinein, weil er wusste, dass Tony Kayes Sprache noch sehr viel blumiger ausgefallen wäre, hätte man ihm freie Hand gelassen. Was die Ermittler den Kollegen in Glenrothes mitteilten war: Es gibt ein Problem, aber es liegt an euch, ob ihr euch weiter drum kümmern wollt.
Und viel Glück dabei.
Es gab weitere dreiundzwanzig Seiten Text, aber die konnten warten. Fox rollte den Bericht zu einem Rohr zusammen und steckte ihn sich in die Jacketttasche. Er sah sich im Büro um. Naysmith hatte einen Zettel auf
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