Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Kayes Tisch gelegt, um ihn daran zu erinnern, dass dieser ihm inzwischen knapp zehn Pfund für die » Kaffeekasse « schuldete. Naysmith hatte die Summe buchhalterisch genau aufgeschlüsselt, obwohl Fox bezweifelte, dass ihm das etwas nützen würde. Er hörte den Anrufbeantworter seines Büroanschlusses ab, aber es waren keine Nachrichten aufgezeichnet. Auch keine E-Mails. Bob McEwans Schreibtisch war mit Berichten und anderen Unterlagen übersät. Fox wusste: Wenn es zu unordentlich wurde, dann würde McEwan einiges davon einfach in eine der Schubladen stopfen.
Als er das Büro verließ, schloss er die Tür hinter sich ab. Niemand außer den internen Ermittlern hatte hier Zugang – auch die Putzkräfte nicht. Einmal pro Woche jagte Naysmith den Inhalt der Papierkörbe durch den Aktenvernichter und schickte die Schnipsel zum Recycling. Fox starrte auf das Schild an der Tür: Professional Standards Unit. Wie professionell war er überhaupt? Eigentlich hätte er einen eigenen Bericht schreiben müssen – alles darlegen, was er wusste und vermutete bezüglich der Todesfälle von Alan Carter und Francis Vernal. Dann wäre der Bericht an den CID gegangen: Hier gibt’s ein Problem … Liegt an euch, ob ihr das weiterverfolgen wollt.
» Da ist er ja « , bellte eine Stimme hinter Fox. Er drehte sich um und sah Chief Constable Jim Byars fast militärisch mit schwingenden Armen auf sich zumarschieren.
Der Chief blieb wenige Zentimeter vor Fox stehen, das Gesicht nur ganz knapp vor seinem. » Was um alles in der Welt geht hier vor? « , verlangte er zu erfahren.
» Sir? «
» Wie haben Sie’s geschafft, Andrew Watson auf den Schlips zu treten? «
» Ich hatte etwas mit seiner Schwester zu besprechen … «
Byars funkelte ihn wütend an. » Ich gehe davon aus, dass Sie Alison Pears meinen, Chief Constable der Central Scotland Constabulary? «
» Genau die. «
» Die zufällig zum Kreis meiner persönlichen Freunde zählt und derzeit die Ermittlungen in einem der aufsehenerregendsten Fälle ihrer Laufbahn leitet. «
» Sie sieht’s wohl nicht gerne, wenn ihr jemand dazwischenfunkt « , nickte Fox langsam. » Na ja, sie hat mir ein paar Fragen beantwortet, das war’s. «
» Was wollten Sie überhaupt von ihr wissen? «
» Es ging um einen vagen Bezug zum Tod von Alan Carter. «
Byars verdrehte die Augen. » Genauso vage wie Ihr eigener Bezug zu der ganzen verfluchten Angelegenheit. «
» Da kann ich nicht widersprechen, Sir « , gestand Fox.
» Na dann … «
Fox zog den Bericht aus der Tasche. » Ich hab unsere Schlussfolgerung hier. Ich muss nur noch ein paar Einzelheiten überprüfen, dann geht der Bericht nach Fife. «
» Und damit ist die Sache abgeschlossen? «
» Damit ist sie abgeschlossen « , bestätigte Fox.
» Dann kann ich Andrew Watson beruhigen? «
» Absolut « , Fox hielt inne. » Sie können ihn aber auch daran erinnern, dass sich ein ›Justiz‹-Minister der Gerechtigkeit verpflichtet fühlen sollte. «
» Was soll das heißen? « , fragte der Chief Constable, während sich Fox abwandte und davonging.
Er fuhr zu Jude. Sie ging nicht ans Telefon. Er fragte sich, ob sie sich mit Tabletten oder ein paar großzügigen Schluck Wodka ins Aus geschossen hatte. Als er bei ihr klingelte, reagierte sie nicht. Er legte sein Gesicht ans Wohnzimmerfenster, aber das Haus schien menschenleer. Er beugte sich zum Briefschlitz hinunter und schrie ihren Namen. Nichts. Auch im Haus ihrer Nachbarin keinerlei Lebenszeichen, also stieg er wieder in den Wagen und fuhr zum Krankenhaus. Er geriet in den Berufsverkehr und kam nur schleppend voran. Dann brauchte er einige weitere Minuten, um einen Parkplatz zu finden. Anschließend stürzte er sich ins Gedränge. Im Café und in dem
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