Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Bogenschützen. Der Spitzname lag einfach nahe. Nach der Uni hat er sich angeblich zwei Jahre › treiben lassen ‹ – er hat sich dazu immer nur sehr vage geäußert. Behauptet, er hätte alle möglichen Jobs überall auf der Welt gemacht und sei mit einem Batzen Geld nach Schottland zurückgekehrt. Auf dem Finanzsektor machte er das erste Mal Mitte 1986 von sich reden, und da hatte er knapp dreißigtausend zum Investieren. Zwei Unternehmensgründungen folgten, und ein Jahr später hatte er sein Kapital vervierfacht. «
» Und das hast du alles von einem Journalisten? «
Fox nickte. » Ich bin in die Redaktion vom Scotsman gefahren. Ein einsamer Angestellter hat Nachtdienst geschoben. Er hat den Wirtschaftsredakteur für mich angerufen. «
» Hat sich keiner von den beiden gewundert, warum du dich dafür interessierst? «
» Ich hab behauptet, ich sei von der Abteilung für Medien. «
» Welche Abteilung für Medien? «
Fox zuckte mit den Schultern. » Ich müsse eine Pressemappe über Chief Constable Alison Pears zusammenstellen … «
» Und dafür musst du die Presse um Hilfe bitten? « Kaye schüttelte langsam den Kopf und wischte sich Toastbrotkrumen aus den Mundwinkeln. » Mitten in der Nacht? «
» Was anderes fiel mir nicht ein « , behauptete Fox. » Und ich hab ja auch gekriegt, was ich brauche, oder? «
» Aber das reicht nicht. Der Typ auf dem Foto sieht Stephen Pears überhaupt nicht ähnlich. «
» Ich kann ihn fragen. « Fox hatte das Foto aus der Tasche gezogen, das mit Vernal, Alice und Hawkeye. Es war schon ganz abgegriffen.
» Und wenn er’s abstreitet? Mehr muss er nicht machen, Malcolm. «
Fox nahm seinen frisch aufgefüllten Kaffeebecher und stellte ihn wieder ab, ohne davon getrunken zu haben. Er wusste, dass sein Freund Recht hatte. Das Foto war nicht genug. Die Theorien waren nicht genug.
Kaye hatte einen Schluck Kaffee genommen und unterdrückte ein Rülpsen. » Wenn er’s aber ist « , spekulierte er, » dann muss seine Frau davon wissen. «
» Da bin ich nicht sicher « , entgegnete Fox. » Sie haben sich vor zwölf Jahren kennengelernt und sind erst seit zehn verheiratet. Dreizehn Jahre zuvor hatte sie Hawkeye zum ersten Mal gesehen. Bart ab, die Haare kurz und einen Ton heller gefärbt, ein bisschen üppiger um die Hüften und im Gesicht … «
» Sie muss es gewusst haben « , beharrte Kaye und wischte sich erneut über den Mund.
Fox sagte nichts. Er starrte den Toast mit der blassgelben Butterschicht darauf an. Vom bloßen Gedanken daran, ihn zu essen, wurde ihm flau im Magen. Er steckte das Foto wieder in die Tasche, und Kaye spekulierte weiter.
» Mal angenommen – nur um des Gedankens willen –, du hättest tatsächlich Recht, dann heißt das noch lange nicht, dass du Stephen Pears auf irgendwas festnageln kannst. Willst du sagen, dass er Francis Vernal und Alan Carter umgebracht hat? «
» Motive hatte er mehr als genug. «
» Weil seine Frau Karriere gemacht hat und er nicht will, dass ihr jemand die Party versaut? «
» Das ist das eine « , stimmte Fox zu. » Außerdem steuert er das Oberhaus an – eine terroristische Vergangenheit macht sich bei den Tories in Verbindung mit dem Adelsstand nicht so richtig gut. Außerdem stiftet er der Partei auch einen Haufen Geld. «
Kaye starrte ihn an. » Du kannst so was nicht einfach behaupten, Malcolm. Nicht ohne zumindest ein paar Beweise zu haben. «
» Ich war im Internet. Pears hat vor Jahren bei einer Konferenz auf Barbados einen Vortrag gehalten, und genau zur selben Zeit wurde ein Waffenhändler namens William Benchley in seinem Swimmingpool ertrunken aufgefunden. Benchley hatte Waffen verkauft, die Soldaten von den Falklandinseln nach Hause geschmuggelt haben. «
Kayes starrer Blick wurde noch starrer.
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