Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Krimskrams, und der Esstisch war zusammengeklappt, was bedeutete, dass Fox’ Unterlagen jetzt den gesamten Schlafzimmerboden bedeckten.
Einmal die Woche sollte ein Physiotherapeut kommen und mit Mitch arbeiten. Sogar eine Sprachtherapeutin hatte man in Erwägung gezogen. Er hatte einen Gummiball bekommen, den er drei- bis viermal täglich je zwanzigmal mit der Hand zusammendrücken sollte. Der Schuhkarton mit den Fotografien stand unberührt auf dem Couchtisch. Jude hatte eine Einkaufsliste geschrieben: Möbelpolitur, Weichspüler, Staubsaugerbeutel und Staubtücher. Außerdem ein Bügeleisen und ein Bügelbrett. Sie fragte ihren Bruder, wie er all die Jahre über zurechtgekommen war.
» Chemische Reinigung « , lautete die nicht sehr überzeugende Antwort.
Stephen Pears sollte am Dienstag um zehn Uhr vormittags bei einer Konferenz in Edinburgh vor einer Gruppe von Gesellschaftern sprechen. Veranstaltungsort war der Ballsaal eines altehrwürdigen Hotels im Stadtzentrum. Fox’ Kontaktmann aus der Wirtschaftsredaktion des Scotsman hatte ihm die Information zukommen lassen und sich außerdem erkundigt, ob Pears in Schwierigkeiten stecke.
» Egal worum’s hier geht, Inspector, um ein Porträt seiner Schwester ganz bestimmt nicht … «
Fox hatte gefragt, ob Gerüchte in Umlauf seien. Der Umstand, dass dies nicht der Fall war, machte die Sache in den Augen des Journalisten kaum besser.
» Heutzutage kann innerhalb von einer Stunde jeder seinen Posten los sein … «
» Wenn ich was rauskriege « , versicherte Fox dem Mann, » dann sind Sie der Erste, der’s erfährt. «
Die Gesellschafter strömten in den Ballsaal und wirkten dabei sehr zufrieden. Sie hatten Kopien des Jahresberichts in den Händen und debattierten murmelnd über die Höhe der Rendite, die der Vorstand zu verteilen versprach. Die meisten hatten längst ihren Lebensabend erreicht. Sie zählten zu den Besonnenen, Vorsichtigen, die bislang durch die Rezession nicht allzu viel verloren hatten und gute Nachrichten von Stephen Pears und seinem Team begrüßen würden. Hinterher sollte es einen Empfang geben, Getränke und Canapés würden gereicht werden. Namen wurden abgehakt und Hochglanzbroschüren verteilt. Auf dem Titelblatt einer dieser Broschüren sah man ein lächelndes Paar über einen Restauranttisch hinweg Händchen halten. Sichern Sie die Zukunft Ihrer Träume, verkündete der Titel. Fox nahm ein Exemplar entgegen und gab zu, dass sein Name nicht auf der Liste der Eingeladenen stand. Hinter dem provisorisch aufgebauten Pult zeigte er dem Mitarbeiter seinen Dienstausweis und wies dann auf die drei Männer hinter sich.
» Die gehören zu mir « , erklärte er.
Zwei Wärter aus Carstairs standen neben Donald MacIver, einer auf jeder Seite. Fox hatte sie um Viertel nach acht abgeholt. Gretchen Hughes hatte mehrfach betont, dass MacIver keine Reizüberflutung vertrage. Fox hatte die notwendigen Formulare unterzeichnet, wobei er wusste, dass er ein Verfahren angehängt bekommen würde, wenn seine Chefs im Präsidium in der Fettes Avenue jemals Wind davon bekamen. Er hatte gelogen und noch mal gelogen, um Hughes und ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass alle seine Maßnahmen voll autorisiert seien und die Ermittlungen in einem bestimmten Mordfall ohne die Hilfe von MacIver nicht weitergeführt werden konnten. MacIver selbst wirkte durchaus respektabel, als würde er sich extra für den Anlass Mühe geben. Fox fragte ihn, wann er das Anstaltsgelände das letzte Mal verlassen habe.
» Das war ein Besuch im Krankenhaus « , fiel ihm schließlich ein. » Verdacht auf
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