Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Mitarbeiter brachte Wasser. Die vier Männer auf der Bühne versuchten, sich nicht ablenken zu lassen. Jemand fasste die Errungenschaften des Unternehmens in den vorangegangenen zwölf Monaten zusammen. Fox hatte einzig Augen für Stephen Pears, wobei sich Pears auf die Stuhlreihen zu konzentrieren schien. Er hatte keine Unterlagen dabei. Als ein Handy klingelte, aber unbeantwortet blieb, gab er sich Mühe, nicht genervt zu wirken.
Der Wärter neben Fox stupste ihn, um ihm mitzuteilen, dass sein Handy der Übeltäter war. Es hörte auf, aber eine halbe Minute später fing es wieder an. Der Klingelton war auf maximale Lautstärke eingestellt. Er zog das Gerät aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass es Tony Kaye war, genau im richtigen Moment. Der Mann, der den Jahresbericht vortrug, hielt inne und erinnerte die Anwesenden daran, sämtliche Handys auszuschalten. Die Köpfe drehten sich zu Fox. Er beendete das Klingeln, aber erst als er sicher war, dass er endlich auch Stephen Pears’ Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.
Fox starrte zurück und nickte. Der Jahresbericht wurde weiter vorgetragen, aber Pears’ Körpersprache hatte sich jetzt verändert. Er wirkte steifer, weniger von sich überzeugt. Als er ein zweites Mal nach hinten in den Saal blickte, hatte sich Fox an einem der Wärter vorbei zu MacIver gebeugt, ihn am Arm gefasst und ihm etwas zugeflüstert.
» Alles klar, Mr MacIver? «
Eine unschuldige Frage, die MacIver mit dem Nicken beantwortete, das sich Fox gewünscht hatte.
» Sicher? «
Erneutes Nicken. Fox wandte sich wieder der Bühne zu und schenkte Pears ein Lächeln in der Hoffnung, dass es äußerst zufrieden wirkte. Pears fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und widmete seine geballte Aufmerksamkeit der Saaldecke, anschließend der Tischplatte. Der Bericht kam allmählich zum Abschluss. Pears wurde aufgefordert, ein paar Worte über die Zukunft zu sagen. Als die Leute applaudierten, applaudierte Fox mit. Der Lärm bekam MacIver nicht. Er presste die Hände auf die Ohren und gab ein tiefes Stöhnen von sich. Als sich Pears erhob und der Applaus verebbte, war das Stöhnen noch zu hören. Pears hielt sein Mikrofon in der Hand, sagte aber nichts. Die Wärter versuchten MacIver zu beruhigen.
» Nein « , sagte er und wiederholte das Wort einige Male.
» Wir gehen lieber mit ihm raus « , sagte der Wärter, der Fox am nächsten stand. Fox nickte zum Zeichen, dass er einverstanden war.
» Ich komme in einer Minute nach « , erwiderte er.
Alle im Saal sahen zu, wie MacIver fortgeführt wurde. Dann drehten sie sich wieder zu Pears um, erwarteten einen wie üblich selbstsicheren Auftritt, eine mühelose Glanzleistung. Pears hatte das Wasser in seinem Glas ausgetrunken. Ihm wurde nachgeschenkt. Nach fünfzehn oder zwanzig Sekunden begann er mit seiner Rede.
Und die lief gut. Fox bezweifelte, dass jemand, der Pears schon einmal gehört hatte, eine Veränderung in seinem Vortragsstil bemerkt hätte.
Guter Schauspieler, dachte er bei sich.
Doch das wusste er ja längst. Nach fünf Minuten sah Pears erneut zu Fox. Worauf dieser ein Klatschen andeutete und dazu langsam nickte. Dann ging er zur Tür und zog gleichzeitig sein Handy aus der Tasche, als wollte er telefonieren …
MacIver saß im Eingangsbereich des Hotels und fuhr mit dem Finger über die Schlagzeilen auf der ersten Seite einer Zeitung.
» Alles wieder normal « , versicherte einer der Wärter. Fox setzte sich neben MacIver und fragte ihn, ob er jemanden auf der Bühne erkannt habe. MacIver schüttelte den Kopf.
» Sind Sie sicher? « , hakte Fox nach.
» Sicher « , wiederholte MacIver.
Fox hielt seine
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