Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
das war reiner Zufall? «
» Natürlich. «
Fox dachte eine Sekunde nach. » Zigaretten und ein Fünfzigpfundschein sind ebenfalls spurlos aus Vernals Wagen verschwunden. «
» Dann muss sie jemand mitgenommen haben – vielleicht einer von Ihren Leuten, Inspector. « Pears erlaubte sich ein weiteres schiefes Lächeln und setzte den Blinker, um abzubiegen.
» Mir scheint, Sie haben doch ein bestimmtes Ziel im Sinn « , bemerkte Fox.
» Vielleicht hab ich das. « Pears prüfte wieder den Rückspiegel – keinerlei Scheinwerfer in Sicht. Sein Handy klingelte, aber er sah bloß aufs Display.
» Will der Chief Constable wissen, wo Sie stecken? « , riet Fox.
» Ich frage mich allmählich, ob Sie neidisch sind. «
» Neidisch? «
» Eine ganz normale Gefühlsregung « , sagte Pears, » wenn Sie jemanden sehen, der etwas hat, das Sie nicht haben und wahrscheinlich auch niemals bekommen werden. Das war es, was auch Alan Carter angetrieben hat, ganz egal ob es um Geld, Status oder Liebe geht. Das kann einen schon ein bisschen verrückt machen. « Pears zögerte. » Wie geht’s Ihrem Vater? «
Fox starrte ihn wütend an.
» Ich weiß, dass Ihre Ehe nicht lange gehalten hat « , fuhr Pears fort. » Ihre Schwester scheint in der Vergangenheit ziemlich große Probleme gehabt zu haben. Und jetzt gerade lag Ihr Vater im Krankenhaus. Inzwischen ist er aber zu Hause, stimmt’s? Nicht im Altenheim – bei Ihnen zu Hause. «
Fox starrte immer noch. Pears wusste das, ohne ihn anzusehen.
» Private Pflege kostet Geld « , fuhr er fort. » Eine arbeitslose Schwester kann eine ganz schöne Belastung sein. Dann sehen Sie, was Alison und ich haben – nicht dass wir nicht hart dafür gearbeitet hätten, aber manchmal gehört eben auch ein bisschen Glück dazu. « Er machte erneut eine Pause. » Ich weiß, dass Sie nicht auf Geld aus sind, aber das heißt nicht, dass Sie dem Glück und Wohlstand anderer nicht mit Verbitterung begegnen. « Pears sah Fox lange und eindringlich an.
» Liege ich richtig, Inspector? « , fragte er und gab damit Fox’ Frage an ihn zurück. » Ein alkoholkranker Weiberheld und ein Erpresser weniger. Na bravo … «
» Ich glaube, ich weiß, wo wir sind « , sagte Fox leise und blickte aus dem Beifahrerfenster.
» Wo sollten wir auch sonst sein? « Pears fuhr auf den Rastplatz und bremste abrupt. Der Kies knirschte. Er machte den Motor aus und sah Fox an.
» Wie sieht’s aus mit einem kleinen Waldspaziergang? «
» Mir geht’s gut hier, danke « , erwiderte Fox.
Aber Pears hatte unter sich gegriffen und eine Waffe hervorgeholt. Eine Pistole diesmal. » Ich hab ein paar Souvenirs aus der guten alten Zeit aufbewahrt « , erklärte er und richtete den Lauf auf Fox’ Brust.
» Sie vergessen die Zeugen « , stellte Fox fest. » Der Observierungswagen allen voran. «
» Pläne sind nie ganz perfekt « , räumte Pears ein.
» Dann soll ich mir also in den Kopf schießen, oder was? «
» Sie werden sich erhängen. «
» Ach so? «
» Am Schauplatz Ihrer Zwangsvorstellungen. Ich habe ausreichend Belege dafür bei Ihnen zu Hause entdeckt – die ganzen Unterlagen, ein Computer voller Mutmaßungen. Francis Vernal ist Ihnen unter die Haut gegangen. Dazu kamen in jüngster Zeit noch berufliche Probleme und Ihr im Sterben liegender Vater … «
» Und da beschließe ich, einfach Schluss zu machen? « Fox sah Pears nicken. » Und wieso sind Sie dabei? «
» Wir sind zusammen hergefahren. Sie haben mir ein paar wilde Theorien an den Kopf geworfen. Sie haben mich an diesen Ort gelotst, weil Sie glaubten, er hätte irgendeine Bedeutung für mich. Dann hat der Wahnsinn Sie übermannt, und Sie sind in den Wald gerannt. Ich hab Sie laufen lassen und bin nach Hause gefahren. «
» Trotzdem wird alles rauskommen – über Sie und ›Alice‹, Vernal und
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