Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
abgesetzt hatte, fuhr Fox weiter zur Polizeiwache. Regen klatschte gegen die Windschutzscheibe. Er stellte die Scheibenwischer an. Die Tropfen waren riesig und klangen wie Feuerprasseln. Er dachte wieder an den Tag in Alan Carters Cottage, als sie sich beide am Kamin gegenübergesessen hatten mit Tee und einem alten Hund, der ihnen Gesellschaft leistete. Was hätte gemütlicher und häuslicher sein können? Dennoch war Carter ein Mann, der aus dem Nichts heraus eine Sicherheitsfirma aufgebaut hatte: In Fox’ Augen ließ das auf eine gewisse innere Härte, wenn nicht gar Abgebrühtheit schließen. Dann war da die Aussage seines alten Freundes Teddy Fraser, die Cottagetür sei immer abgeschlossen gewesen. Warum? Was hatte der herzliche alte Knabe zu fürchten gehabt? Vielleicht nichts. Vielleicht war er nur ein kluger Geschäftsmann gewesen, der seine fünf Sinne beisammenhatte – was so weit ging, dass er auch eine Waffe im Haus aufbewahrte.
Sofern es überhaupt seine Waffe war; Teddy Fraser war da anderer Ansicht. Keine Spur von Jamieson oder der Lokalreporterin draußen auf dem Parkplatz. Fox entdeckte Tony Kayes Mondeo. Pitkethlys Parkplatz war wieder frei, aber sie hatte ihn ja gewarnt, er solle sich bloß nicht noch mal draufstellen. Sah aus, als müsste der Volvo mal wieder auf der Straße bleiben und einen Strafzettel riskieren. Francis Vernal hatte auch einen Volvo gefahren. Ein sicheres, beständiges Auto, wie sie einem in der Werbung weismachen wollen – Kaye hatte Fox damit oft genug aufgezogen. An der Stelle, wo der Unfall passiert war, gab es ein paar Kurven und Biegungen im Straßenverlauf, aber nichts Dramatisches. Fox dachte an die Raser, die ihn in der Nähe der Gedenktafel überholt hatten. Hatte es damals auch schon Joy-Rider gegeben? Jugendliche auf dem Land, die abends nichts Besseres zu tun hatten? War Vernal von der Straße abgedrängt worden?
Nachdem er geparkt und sich nach Politessen umgesehen hatte, stieg Fox aus und schloss ab. Er spürte etwas in der Tasche seines Mantels: das Wartungsheft aus Vernals Volvo. Die Kanten waren vergilbt und von der Feuchtigkeit gewellt. Einige Seiten klebten aneinander. Hinten gab es Abschnitte, die nach jedem Werkstattbesuch ausgefüllt werden sollten. Der Anwalt hatte sich den Wagen allem Anschein nach als Neuwagen zugelegt. Vor dem Unfall hatte er ihn drei Jahre lang gefahren. Bei seinem letzten Besuch in der Werkstatt hatte er achteinhalbtausend Meilen auf dem Tacho gehabt. Der Stempel stammte von einem Händler in der Seafield Road in Edinburgh, der seitdem längst umgezogen war. In einer transparenten Plastikhülle, die hinten im Buch befestigt war, befanden sich einige lose Blätter, auf denen eingetragen war, welche Arbeiten an dem Wagen verrichtet und welche Teile ersetzt worden waren. Fox schloss die Fahrertür auf, warf das Bordbuch auf den Beifahrersitz und ging auf die Station zu. Er hatte den Parkplatz zur Hälfte überquert, als sein Handy klingelte. Es war Bob McEwan.
» Sir « , sagte Fox.
» Malcolm … « McEwans Tonfall ließ Fox langsamer gehen.
» Was hab ich jetzt verbrochen? «
» Ich hatte Fife am Telefon – den Deputy Chief. «
» Will er uns von dem Fall abziehen? «
» Er will Sie von dem Fall abziehen. « Fox blieb stehen. » Kaye und Naysmith können die Vernehmungen zu Ende führen und den Bericht schreiben. «
» Aber, Bob … «
» Der CID hat sich bei ihm gemeldet, offenbar stinksauer auf Sie. «
» Weil ich denen gesagt habe, wie sie ihren Job zu machen haben? «
» Weil Sie ungebeten an einem potentiellen Tatort aufgetaucht sind. Weil Sie, anstatt sich zu verdrücken, wie Ihnen nahegelegt wurde, Ihre Nase in Angelegenheiten gesteckt
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