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Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Titel: Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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­ste­hen.
    » Ich zeig Ih­nen was « , er­klär­te sie. Der Fahr­stuhl be­för­der­te sie ru­cke­lnd ins obers­te Stock­werk. Als sie auf den of­fe­nen Gang tra­ten, wur­den sie von ei­nem hef­ti­gen Wind ge­trof­fen. Sie brei­te­te die Arme aus und stell­te sich dem An­griff aus der Luft.
    » Frü­her hab ich’s hier ge­liebt « , er­klär­te sie ihm. » Hab im­mer da­mit ge­rech­net, dass ich gleich ab­he­be und mich der Wind wo­an­dershin­ trägt. «
    Kaye starr­te in den Ab­grund, und ei­nen Au­gen­blick lang wur­de ihm schwind­lig. Dann kon­zent­rier­te er sich auf die Aus­sicht über das Was­ser Rich­tung Edin­burgh.
    » Eine Tan­te von mir hat hier ge­wohnt « , sag­te Te­resa Col­lins. » Ei­gent­lich gar kei­ne ech­te Tan­te, bloß eine Freun­din mei­ner Mut­ter. Ich war im­mer bei ihr, wenn mein Dad zu Hau­se war. « Sie sah, dass Kaye nicht ver­stand. » Er war bei der Ar­mee – oft nicht zu Hau­se. Wenn er zu­rück­kam, wur­de im­mer viel ge­sof­fen und ge­vög­elt, und manch­mal gab’s auch Schlä­ge. «
    » Ihre Mut­ter woll­te nicht, dass Sie das se­hen? «
    Col­lins zuck­te mit den Schul­tern. » Ent­we­der das oder sie woll­te ver­hin­dern, dass er das­sel­be mit mir macht. « Sie hielt inne, fi­xier­te ihn mit Bli­cken. » Die gan­zen Orte, an die er ge­fah­ren ist … Die Ge­schich­ten, die er er­zählt hat … Und da­bei hat er mir nie was mit­ge­bracht. Kein ein­zi­ges Mal. Män­ner sind ech­te Schwei­ne, was? Hab nie ei­nen ge­trof­fen, der an­ders war. «
    » Dann bin ich auch ein Schwein. «
    Sie wi­der­sprach nicht, ver­such­te statt­des­sen er­neut, sich eine Zi­ga­ret­te an­zu­zün­den. Er hielt sei­nen Man­tel auf, um die Flam­me vor dem Wind zu schüt­zen.
    » Dan­ke « , sag­te sie und beug­te sich über die Brüs­tung, blies Rauch aus.
    » Was ist aus Ih­rer Tan­te ge­wor­den? « , frag­te er.
    » Weg­ge­zo­gen. Ir­gend­wann hab ich ge­hört, dass sie ge­stor­ben ist. «
    » Und Ihre Mut­ter und Ihr Va­ter? «
    » Mum hat­te ei­nen Schlag­an­fall. Ist ein Jahr drauf ge­stor­ben. Kei­ne Ah­nung, wo mein Dad ist. «
    » Wol­len Sie’s wis­sen? «
    Sie schüt­tel­te den Kopf.
    » Gibt’s der­zeit kei­nen Mann in Ih­rem Le­ben, Te­resa? «
    » Im­mer mal wie­der « , gab sie zu. » Aber nur, wenn ich knapp bei Kas­se bin. « Das Lä­cheln wirk­te ver­zagt. » Ha­ben Sie viel­leicht ein biss­chen Koh­le üb­rig? «
    » Ich kann Ih­nen zwan­zig Pfund lei­hen. «
    Sie sah ihn an. » Und wa­rum soll­ten Sie, Mr Super­cop? «
    Er zuck­te mit den Schul­tern und ver­grub die Hän­de tief in den Man­tel­ta­schen.
    » Was wol­len Sie? « , frag­te sie und hat­te Mühe, sich die ­Haa­re aus den Au­gen zu strei­chen.
    » Ich bin nur neu­gie­rig. « Sie war­te­te, bis er wei­ter­sprach. » Sie ha­ben Ihre ursprün­gli­che An­zei­ge ge­gen Paul Car­ter nicht wei­terver­folgt. Aber spä­ter dann schon. Wa­rum ha­ben Sie es sich an­ders über­legt? «
    » Ich woll­te ein­fach nicht, dass er da­mit durch­kommt. «
    » Das klingt wie ein­stu­diert. «
    » Na und? Ich hab die Fra­ge so oft be­ant­wor­tet. Glau­ben Sie, mich hat je­mand da­für be­zahlt – ist es das? «
    Sei­ne Au­gen ver­eng­ten sich. » Da­ran hat­te ich gar nicht ge­dacht « , sag­te er ru­hig.
    Sie wand­te sich von ihm ab, schlang die Arme um ih­ren Kör­per, die Zi­ga­ret­te fest zwi­schen Dau­men und Zei­ge­fin­ger.
    » Mich hat nie­mand be­zahlt « , sag­te sie. » Ich hab’s ge­macht, weil’s je­mand ma­chen muss­te. «
    » Aber Sie ha­ben mit je­man­dem da­rü­ber ge­spro­chen? Wol­len Sie das da­mit sa­gen? « Er mach­te ei­nen Schritt auf sie zu, dach­te wie­der an das, was sie im Café ge­sagt hat­te – ar­mer Mann … Pauls On­kel? Alan Car­ter?
    Sie starr­te zum Him­mel. Der Wind hat­te sich er­neut in ih­ren Haa­ren ver­fan­gen, schlug sie ihr ins Ge­sicht und ließ sie an­schei­nend ver­stum­men.
    » Alan Car­ter? « , frag­te Kaye noch ein­mal.
    Sie stell­te sich auf die Ze­hen­spit­zen und brei­te­te er­neut die Arme aus. Eine Se­kun­de lang dach­te er, sie wol­le sich in den Ab­grund stür­zen. Er hat­te so­gar schon eine Hand nach ihr aus­ge­streckt. Sie hat­te die Au­gen ge­schlos­sen, wie ein Kind,

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