Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
das sich bereit macht zu fliegen.
» Teresa? « , fragte Kaye. » Das alles über Paul Carter – stimmt das? «
» Er hat gekriegt, was er verdient hat « , behauptete sie wie auswendig gelernt. » Er ist eine Schande für die Polizei. «
Das waren nicht ihre Worte – Kaye konnte sich aber vorstellen, dass sie von einem Kollegen stammten oder von einem pensionierten Polizisten.
» Damit darf er nicht durchkommen – ich bin ja nicht die Einzige … Es gibt bestimmt andere. «
Sie hatte die Augen immer noch geschlossen. » Er hat’s verdient. « Kayes Finger schlossen sich um ihre dünnen Oberarme.
» Lassen Sie uns zum Fahrstuhl zurückgehen « , sagte er.
» Kann ich nicht noch ein bisschen hierbleiben? «
» Nicht alleine, nein. « Sie machte die Augen auf und sah ihn an. » Ich muss wissen, dass Sie in Sicherheit sind, Teresa. «
» Das sagen sie alle « , entgegnete sie. » Alle wollen sich um einen kümmern. « Kaye fragte sich, ob es nur der schneidende Wind war, der ihr die Tränen in die Augen trieb. » Aber dann verändern sie sich « , sagte sie leise und ließ sich von ihm aus ihrem Traum zurück in die Realität entführen.
Joe Naysmith warf einen Blick auf den Beamten am Empfang und überlegte es sich anders. Seitdem die Leute von der Mordkommission eingetroffen waren, wirkte der Mann wie geladen. Seine Wache, sein Reich – jetzt nicht mehr. Detectives und Uniformierte schwirrten an der Rezeption vorbei, schleppten Gerätschaften herein oder bombardierten ihn mit Fragen und Forderungen. Sie brauchten Stühle, Tische und elektrische Adapter für ihren Vernehmungsraum. Ihn nahmen sie kaum zur Kenntnis.
Nein, Naysmith hatte starke Zweifel daran, dass er aus Sergeant Robinson etwas herausbekommen würde. Aber das war egal: Er hatte einen anderen Plan. In den Räumen des CID herrschte Chaos, aber in einer Ecke fand er Cheryl Forrester, die das Geschehen aufgeregt beobachtete. Sie sah ihn ebenfalls und gestikulierte Richtung Gang. Bis sie ihn erreicht hatte, fütterte er schon den Getränkeautomaten mit Münzen.
» Darf ich Sie auf eine Dose einladen? « , fragte er.
» Sprite « , sagte sie und schob sich dichter an ihn heran, als zwei Detectives im Laufschritt vorbeieilten.
» Wie geht’s Ihnen? « , fragte er und reichte ihr das kalte Getränk.
» Super « , sagte sie. » Brauchen Sie mich noch für weitere Fragen? «
» Sozusagen. « Ihm wurde klar, dass sie im Gang keine Ruhe haben würden, weshalb er sie zur Treppe lenkte. Sie fragte, ob er nicht auch etwas trinken wolle.
» Mir ist das Kleingeld ausgegangen « , gab er zu. Sie lächelte und bot ihm ihre geöffnete Dose an. Er nahm einen Schluck und gab sie ihr zurück.
» Alles sehr mysteriös « , sagte sie und musterte ihre Umgebung.
» Ich möchte, dass Sie mir einen Gefallen tun « , kam er zur Sache. »Erinnern Sie sich zufällig an einen Detective namens Gavin Willis? «
» Den Namen hab ich schon mal gehört. «
» Ist schon lange tot « , erklärte ihr Naysmith. » Aber vermutlich kannten Sie Superintendent Hendryson? «
» Natürlich. « Sie nahm einen Schluck vom Dosenrand.
» Ich hab mich gefragt, ob man ihn wohl irgendwie kontaktieren könnte. «
» Er ist im Ruhestand. «
» Kommt er nicht manchmal noch vorbei? « Sie schüttelte den Kopf. » Wär ein weiter Weg aus Portugal. «
» Er ist nach Portugal gezogen? «
» Ich glaube, das war die Idee seiner Frau. Er schickt uns ab und zu mal eine Postkarte – vergisst nie zu erwähnen, wie warm das Meer gerade ist. «
» Dann muss doch jemand seine Adresse haben, oder? «
Forrester starrte ihn an. » Worum geht’s Ihnen? «
» Keine Ahnung « , heuchelte er. » Ich frage nur im Auftrag meines Chefs. «
» Das kenne ich. « Sie hielt inne und legte den Kopf schief. » Haben Sie heute Abend
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