Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
schon was vor? «
» Warum? «
» Hab gedacht, Sie könnten mich vielleicht auf ein Getränk einladen – zum Essen auch, wenn Sie wollen. Vielleicht hab ich bis dahin was für Sie. «
Naysmith dachte einen Augenblick nach. » Ich weiß nicht. «
» Weil Sie interner Ermittler sind? «
» Ja. «
» Aber gegen mich wird doch nicht ermittelt, oder? «
» Sie werden trotzdem im Abschlussbericht erwähnt. «
» Na und? «
» Das ist eine Frage der Ethik. «
» Wir essen doch nur, das ist alles. Und ich gebe Ihnen die Adresse, die Ihr Chef braucht. «
Naysmith tat, als würde er die Möglichkeiten abwägen. » Na gut « , sagte er.
» Natürlich nur, wenn Sie nicht zu viel zu tun haben. « Jetzt zog sie ihn auf.
» Irgendwo hier in der Gegend? « , fragte er.
Sie schüttelte erneut den Kopf. » Ein tolles kleines Lokal in North Queensferry. «
» Wieso da? «
» Weil ich da wohne. «
» Ach ja? «
Als sie lächelte, konnte er nicht anders als zurückzulächeln.
» Ja « , sagte er. » Warum eigentlich nicht? «
25
Professor John Martin – JDM für Freunde und Kollegen – wohnte in einem schicken neuen Apartmentblock hinter dem Zoo von Edinburgh. Obwohl es gegen Abend etwas abgekühlt hatte, gestattete er Fox gerne ein paar Minuten auf dem Balkon.
» Hören Sie das? « , fragte er.
Fox nickte. Tiere: Schnauben, Brüllen und Kreischen.
» Manchmal kann man sie auch riechen « , sagte der Professor. » Die Leute hier ringsum mit Garten nerven die Zoomitarbeiter ständig, weil sie Dung von ihnen haben wollen. Unter anderem wegen der abschreckenden Wirkung. «
» Inwiefern? «
» Verscheucht die Hauskatzen – hält sie davon ab, in die Blumenbeete zu scheißen. «
Vom dritten Stock aus konnte man den Zoo nicht direkt sehen, aber Fox erkannte die Umrisse der Pentland Hills im Süden und hörte den Verkehr auf der Corstorphine Road. Professor Martin war wieder nach drinnen gegangen, Fox war ihm gefolgt und hatte die Tür hinter sich zugeschoben. Es lief klassische Musik, gerade so hörbar: modern und minimalistisch. In dem offenen Wohnbereich war eine Wand mit überquellenden Bücherregalen vollgestellt, außerdem gab es eine cremefarbene Ledergarnitur. Ein Durchgang führte in eine kleine Küche aus glänzendem Chrom und mit Mahagonifronten.
» Schöne Wohnung « , meinte Fox. » Leben Sie schon lange hier? «
» Ungefähr zwei Jahre. « Martin hatte ihnen beiden etwas zu trinken eingeschenkt – Rotwein für sich; Mineralwasser für Fox. » Wir haben uns verkleinert, als der Nachwuchs flügge wurde. « Martin schwenkte den Wein im Glas herum und prüfte ihn mit der Nase. » Ich gebe zu, ich bin fasziniert – sagen Sie, wie Sie mich gefunden haben. «
Fox zuckte mit den Schultern, was, wie er hoffte, bescheiden wirkte. » Ich habe am Wochenende im Internet gesurft: militante schottische Bewegungen der achtziger Jahre. Ihr Name tauchte auf. Als ich sah, dass Sie ein Buch zum Thema geschrieben haben … «
» Ist seit Jahren vergriffen « , betonte Martin. » Das war meine Doktorarbeit. «
Fox nahm an, dass das ungefähr hinkam. Martin konnte höchstens Mitte vierzig sein – groß, sportlich und gut aussehend. Fox hatte im Flur einen Tennisschläger und eine Fotografie von Martin mit einer gewonnenen Trophäe entdeckt. Das Buch war 1992 erschienen.
» Ende der Achtziger geschrieben? « , vermutete Fox.
»1990 bin ich fertig geworden « , bestätigte Martin. » Aber Sie haben immer noch nicht erklärt, wie Sie mich gefunden haben. «
» Laut Ihrem Lebenslauf im Netz haben Sie an der Universität in Edinburgh gelehrt. « Fox zuckte noch einmal mit den Schultern. » Aber bevor ich dort anrief, hab ich’s einfach mal mit dem Telefonbuch versucht. «
Martin schmunzelte. » Einfach, wenn
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