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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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betrafen, in denen sie übel gequält und misshandelt worden war, wieder tief in seinem Inneren eingrub, da er ihr geschworen hatte, außerhalb ihres gemeinsamen Apartments kein Wort darüber zu verlieren.
    „Wir, das heißt die Krieger, die sich zu der damaligen Zeit im aktiven Einsatz befanden, wussten, dass er sich in der Nähe aufhielt. Wendy ist nicht allein der Grund, warum ich meinen Platz in der Kirche suchte.“
    Noch eine Pause und ein leises zischendes Geräusch neben Romy, das andeutete, dass Chryses vor innerer Anspannung, die ihn fast platzen ließ, den Atem anhielt.
    „Manchmal ist es leichter, sich den Bedingungen der Feinde anzupassen, in ihrem Windschatten zu bleiben und dann zuzuschlagen, wenn sie es am wenigsten erwarten, wenn du verstehst, was ich meine, Romy. Ich bin nicht wirklich geweihter Priester. Es ist eine Verkleidung wie manch anderes auch.“
    Ihre selbstauferlegte Härte zum Beispiel oder Cats strahlendes Lächeln, wenn ihr eigentlich nach Heulen zumute war. Es war Fassade. Da er sich aber nicht hinter vorgetäuschten Gefühlen verstecken konnte, musste er sich eben andere Möglichkeiten suchen.
    „Nun tue ich Gutes damit, aber es gab eine Zeit, da diente das Priestergewand nur einem Zweck. Der Jagd. Er war schneller als ich. Sobald ich ihm auf die Spur kam, war sie schon erkaltet, wenn ich mein Ziel erreichte. Ich habe lange Zeit in der Armee gedient. Ich bin ein ausgezeichneter Fährtenleser und Jäger, doch der dunkelrote Mönch , der natürlich genauso wenig Mönch ist wie ich Priester bin, war mir immer einen oder mehrere Schritte voraus. Heutzutage vielleicht nicht mehr, weil wir technischen Fortschritt genießen, aber es geht nichts über die alten Methoden des Versteckspiels. Er ist ein Jäger der ersten Stunde. Die Tatarescus schmücken sich nicht umsonst mit seinen Federn und versuchen, ihm nachzueifern. Hätte er noch übersinnliche Fähigkeiten, würde ich wahrscheinlich auch nicht mehr hier sitzen. – Es war nicht das erste Feuer, das er gelegt hat, Romy. Und sicher nicht das Letzte.“
    Damit deutete er an, was Cat befürchtet hatte. Viele Unschuldige hatten ihr Leben lassen müssen. Unschuldige, die sich nicht einmal schuldig gemacht hatten, mit den glutäugigen Teufeln im Bunde zu sein, wie Cats Großvater die Immaculates unter anderem betitelte. Dafür dass es einen Vampir weniger gab, nahm er auch den Tod von Menschen in Kauf, die sich unbewusst in dessen Nähe befanden.
    „Natürlich wussten weder Malakai noch einer der anderen Krieger oder ich, dass deine Mutter Kontakt zu ihm hatte. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätten wir euch niemals unbeobachtet gelassen. Fakt ist, dass wir damals dachten, er hätte sich gen Süden abgesetzt, um dort sein Unwesen zu treiben. Auch das war ganz offensichtlich eine falsche Spur.“
Allerdings hatte er bis eben nicht gewusst, wohin die Richtige geführt hätte. Keine Entschuldigung der Welt würde Romys Verlust ungeschehen machen oder ihr die verlorenen Jahre zurückgeben.

    Catalina konnte die Tränen nicht aufhalten, als Nathan das Vorkommnis zur Tatsache machte, indem er sein Wissen über den dunkelroten Mönch in Worte fasste. Sie schluchzte leise in ihre Hände und versuchte, die Erinnerungen an ihr altes Leben zu unterdrücken.
Romy hatte natürlich Recht, sie war damals nicht viel älter als sie gewesen. Sechs, um genau zu sein. Und dennoch schon in das harte Trainingsprogramm eingebunden. Sie konnte schon Schießen, Fechten und Faustkämpfen, auch wenn sie natürlich noch nicht viel Schaden anrichten konnte. Erschauernd dachte sie an die Gelegenheiten, bei denen Virgiliu ihr beim Training zugesehen hatte. Niemals würde sie seinen Blick vergessen, dessen Kälte allein sie schon zum Stolpern bringen konnte.
    „Du fürchtest dich vor mir und leistest dir deshalb Fehler?!“, hatte er drohend geflüstert, nachdem er auf sie zugetreten war, um ihr kindlich rundliches Kinn mit unnachgiebigen Griff zu umfassen und ihren Kopf weit nach hinten zu biegen.
    „Nein, Großvater!“
    Mehr Worte hatte sie nicht durch die plötzlich ausgedörrte Kehle pressen können. Ihr kleines Herzchen wummerte gegen ihre Brust und der Griff um das Florett in ihrer Hand wurde schwächer. Ihre Knie fühlten sich weich wie Pudding an.
Er hatte sich ganz tief über sie gebeugt, wobei seine schulterlangen Haare ihre rosigen Wangen kitzelten. Er roch nach Seife und Tabak, doch sie konnte sich an der unvermittelten Nähe eines Verwandten

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