Die Suenden der Vergangenheit
eigentlich gar nicht zu.
„Genau wie Ihr selbst! Welchen Zuwachs bedeuten solche Frauen schon für unsere Gesellschaft, die schon genug durch solch Eindringlinge, wie Ihr es seid, verseucht, wird?“
Einige der Zuschauer sogen scharf die Luft ein, da viele Familienangehörige an die Aryaner verloren hatten, oder einen aus deren Reihen als Teil ihrer Familie zählten. Edward hatte es zudem gewagt eine Sophora zu beleidigen, deren Herkunft zwar anfangs mit Misstrauen bedacht worden war, was mit ihrer Umwandlung aber nichtig wurde. Sie war nicht die Erste, die aus einer Verbindung zwischen den Rassen entstanden war. Viele hatten Töchter oder Schwestern an die Aryaner verloren und ihre Arbitra selbst war vor langer Zeit beinahe einem grausamen Lord zum Opfer gefallen. Edward hatte sich mit seinem Ausspruch auf sehr dünnes Eis begeben.
Nico schloss die Augen, um das Brennen darin unter Kontrolle zu bekommen. Sie wusste, dass sie sich von ihren Gefühlen leiten ließ, aber sie war keine Anwältin oder Richterin, die sich in dem Punkt zurücknehmen musste. Es war ihr egal, wenn Sterling sie persönlich angriff. Er wiederholte nur die Zweifel, die sie über sich selbst gehegt hatte, weil er sie aus ihr herausgepresst hatte.
Sie wandte Sterling den Rücken zu und ging zurück auf den Richtertisch zu, wobei sie Catalinas funkelnden Blick auffing.
~ Glaub ihm ja kein Wort! Er ist der schlimmste Abschaum, der mir je begegnet ist! Und ich habe viele Arschlöcher im Laufe meines Lebens getroffen, aber er ist bei Weitem der Schlimmste! Wenn er so weiter macht, wird er den Prozess nicht überleben! ~
~ Er wiederholt nur meine eigenen Zweifel… Du würdest an meiner Stelle vielleicht genau wie ich empfinden. Und du selbst hattest welche bezüglich deiner Stellung! Wären Nathan und ich nicht gewesen, wärst du so schnell weggelaufen, wie du nur gekonnt hättest! ~
Catalinas aufbrausende Wut fiel in sich zusammen, das konnte Nico spüren. Sie wollte nicht gemein sein, nur verhindern, dass ihre Freundin etwas tat, was sie später bereuen würde. Die Strafe, die über Sterling verhängt werden würde, lag nicht in ihren Händen. Der Rat und die Richterin würden sich darin schon einig werden. Ihr war nicht nach Rache oder Wiedergutmachung zumute. Sie hatte ihr Leben wieder bekommen. Eine neue Chance, die die toten Frauen nicht bekommen würden.
„Sterling, setzt Euch wieder an Euren Platz, wir haben genug gehört, um uns ein eigenes Bild davon zu machen, wie weit Ihr in Euren Verfehlungen gegangen seid! Noch habt Ihr Gelegenheit, Reue und Einsicht zu zeigen!“, sprach Devena Gwen mit schon schärfer klingender Stimme, nachdem Nico wieder neben ihr Platz genommen hatte.
Edward antwortete damit, auf den Boden vor der Anklagebank zu spucken und sich dann in seinem Stuhl zurück zu lehnen, wo er die Arme vor der Brust verschränkte, wobei er die Versammelten mit angewiderten Blicken betrachtete.
„Ich verlange Multatio in Res *, wenn wir hier schon so an unseren schönen Gesetzen festhalten, verehrte Arbitra!“
Sterling lächelte bösartig, als sich Unruhe in den Reihen der Zuschauer breit machte, weil ihnen klar war, was das bedeutete. (*lat. direkte Bestrafung)
Gwen schönes Antlitz erstarrte und der Blick ihrer Augen wurde eisig. Sie wusste genau, worauf der Mann hinaus wollte.
„Es gibt hier einige Anwesende, die sich der Bedeutung dieser Forderung nicht bewusst sind… Für Sie möchte ich erklären, dass Edward Sterling hiermit die Anklägerin auf einen Kampf auf Leben und Tod herausgefordert hat.“
„Den kann er haben!“, platzte Cat voreilig dazwischen, deren Augen triumphierend aufblitzten und die sich schon in allen Farben ausmalte, was sie mit dem widerwärtigen Wurm alles anstellen würde, sobald er ihr im Kampf gegenüberstand. Langsam und qualvoll sollst du zugrunde gehen!
„Einen Augenblick, Devena Catalina! Ihr seid nicht die Anklägerin! Ihr sitzt hier nur als Patrona Eures Hauses vor! Die Anklage wurde von der Sophora Nicolasa ausgesprochen! Sie würde diejenige sein, die gegen Edward Sterling antreten muss.“
Nicht nur Catalina fiel die Kinnlade herunter, Romana konnte nur mit Mühe einen Ausruf des Protests unterdrücken. King, der zu ihrer Linken saß, senkte betroffen das Haupt, weil er irgendwie geahnt hatte, dass die Gefahr, die über Nico schwebte, nicht mit ihrer Rettung gebannt worden war. Nun schien sich das ungute Gefühl zu bestätigen. Er war nicht der einzige, der sich wünschte, an
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