Die Suenden der Vergangenheit
Nicos Stelle zu sein.
„Ja, liebste Sophora! Ihr gegen mich… Aber ich könnte natürlich verstehen, wenn Eure zarte Person vor einer solchen Konfrontation zurückschreckt“, warf Sterling mit einem diabolischen Grinsen in die Runde, weil er seinen mickrigen Hintern bereits gerettet sah.
„Was passiert, wenn ich mich dieser Herausforderung nicht stelle?“, fragte Nico die Richterin, obwohl sie schon eine böse Vorahnung hatte.
„Der Angeklagte wird von seiner Schuld freigesprochen, als hätte er den Kampf gewonnen!“
Die Antwort der Arbitra hing bedeutungsschwer in der Luft.
Nico wurde noch blasser als bisher, während ihr Blick an den toten Frauen klebte, die sich neben dem Tisch des Angeklagten zu einem engen Knäuel zusammengerottet hatten. Einige weinten leise, andere bedachten Sterling mit hasserfüllten Blicken, doch keine von ihnen konnte fassen, dass dieser Meuchler mit seinen Untaten davon kommen sollte.
„Ich nehme die Herausforderung an!“, verkündete Nico bestimmt, dann fiel schon das beinahe wehklagende „Nein!“ von Catalina in ihre verklingende Stimme, dem sie keine Beachtung schenkte.
Ihre Miene zeigte wilde Entschlossenheit. Sie hatte schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, ihre Schuld nie wieder gut machen zu können. Ihr Herz klopfte nicht mehr aufgeregt, es schien von einer eisigen Schicht umgeben, die den nächsten Schlag beinahe zum Stillstand zu bringen schien.
° ° °
Damon fühlte ganz besonders mit Nico mit. Es war das erste Mal seit zwei Tagen, dass er sie sah und dann auch noch in diesem Gerichtssaal. Meterweit weg und bei ihrer Verteidigung gegen Sterling fast allein auf sich gestellt. Er hätte gern ihre Hand gehalten, doch alles, was er in diesem Augenblick für sie tun konnte, war, in Gedanken die Daumen zu drücken. Nico war stark. Sie würde es schaffen und dieser dreckige Bastard für seine Vergehen zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Geister erschienen. Ein Anblick, der Damon erneut einen entsetzten Ausdruck in die Augen trieb. Diesmal allerdings nicht seinetwegen sondern der armen Mädchen wegen, deren Seelen hier ausgeliefert vor aller Augen sichtbar wurden und versuchten, sich nach dem gewaltsamen Tod, den sie erlitten hatten, endlich Frieden zu finden.
Dieser verdammte Hurensohn!
Damon ballte im Schoß seine Hände zu Fäusten. Es brachte ihn ebenso wie die anderen zur Weißglut, zum Beobachter abgestempelt zu sein und nichts unternehmen zu dürfen, während sich Edward Sterling immer mehr auf der sicheren Seite zu sein glaubte, da schließlich alle Frauen freiwillig zu ihm gekommen waren und seinen grausamen Bedingungen zugestimmt hatten. Das war die absolute Höhe, da nur Verzweiflung und Edwards beeinflussende Fähigkeiten die armen Kreaturen dazu getrieben hatte, ihm gefällig zu sein. Sehr verzweifelt und sehr beeinflusst. Damon schämte sich in Grund und Boden, während gleichzeitig das Bedürfnis, Edward in die Fresse zu schlagen, immer größer wurde.
„Ganz ruhig, Archer. Ihr werdet bereits beobachtet.“
Tiponi saß in ihrer dunklen Kutte hinter ihm zusammen mit ihrem Hund, der jeden weiteren Zuschauer auf Abstand hielt. Beschwichtigend legte sie Damon eine Hand auf die Schulter, während sie die Augen nicht von den Geschehnissen unter ihr nahm, ihn gleichzeitig mit einem Nicken nach rechts auf eine Bewegung aufmerksam machte. Dort versammelten sich bereits mit ernst drein blickenden Gesichtern die Enforcer, die von Flavia Hall auf die Unruhe in der Reihe aufmerksam gemacht worden waren.
Doch auch der Tri’Ora fiel die Kinnlade herunter, als Edward das Recht einer direkten Bestrafung einforderte. Eine, die die Sophora selbst würde ausführen müssen.
Damon hielt nichts mehr auf seinem Platz, als Nico die Herausforderung tatsächlich annahm.
„NICO, DAS IST UNMÖGLICH! ER WIRD DICH TÖTEN! DAS DARFST DU NICHT!“, brüllte er auf das Gericht herunter und wurde sofort von Enforcern umzingelt, die ihn von seinem Platz aus in Gewahrsam und den sich heftig gegen sie wehrenden Damon unter den Augen seiner wesentlich kontrollierteren Mitstreiter in den Mittelgang führten.
Tumult brach aus und alle Aufmerksamkeit im Gewölbe wechselte abwechselnd von der Sophora und dem Angeklagten zu dem Warrior, der hier vor dem Hohen Rat die Fassung verlor.
„NICO, TU DAS NICHT! ICH LIEBE SIE! ER DARF DAS EINFACH NICHT VERLANGEN! HOHER RAT, MACHT SEINE WORTE NICHTIG! FINDET EIN URTEIL! ER HAT KEIN RECHT AUF MULTATIO!“
Auch Devena Catalina brüllte.
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