Die Suenden der Vergangenheit
gehorchte ihr nicht mehr. Eine tiefsitzende Schwäche ergriff sie, die sie fast lethargisch werden ließ.
Von Vertrauen konnte keine Rede mehr sein. Nicht, nachdem sie nun auch noch anfing, von reinrassig oder nicht zu sprechen. Gloria war doch kein Nazi. Es war ihr einerlei, wer dafür sorgte, dass es ihr besser ging. Hauptsache, diese Verrückte und ihre Freunde wurden aufgehalten, bevor sie ein möglicherweise furchtbares Verbrechen begehen würden.
Sie glaubte Nico kein Wort mehr und das Schlimmste von allem war, dass sie ihr in diesem Zustand hilflos ausgeliefert war.
An der Tür klopfte es leise, so dass Nico überrascht den Blick wandte, der sich dann in größte Verblüffung verwandelte. Auf der Schwelle stand Devena Morrigan, als wollte sie einen alltäglichen Krankenbesuch machen.
Sie trug eine weiße Seidenbluse zu einem engen kobaltblauen Rock, die langen schwarzen Haare flossen wie dunkle Seide über ihre Schultern und dann schritt sie selbstbewusst auf den hochhackigen Pumps durchs Zimmer, nachdem sie die Tür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte. Ihre glitzernden smaragdgrünen Augen waren auf die Patientin gerichtet, ohne von Nico Notiz zu nehmen, so schien es ihr jedenfalls.
Nico riss sich zusammen und ging in der Absicht auf die Frau zu, sie angemessen zu begrüßen. Doch bevor sie die Hände heben oder auch nur ein Wort sagen konnte, wurde sie gedanklich davon abgehalten.
-Keine Titel! Nenn mich einfach Morrigan, Kind!-
„Guten Abend… Morrigan!“, brachte Nico unsicher heraus und senkte dann die Lider, um ihre Neugier nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Es war nicht alltäglich, dass eine Devena der alten Schule plötzlich in einem Krankenzimmer auftauchte. Gehörte Gloria am Ende zu ihrem Haus?
Aber nein, das hätte doch Ray wissen müssen…
„Salama schickt mich! Wie geht es ihr?“, fragte die ätherisch schöne Frau mit weicher Stimme, als spräche sie mit großer Zuneigung.
Nico fasste kurz zusammen, was dem Mädchen wohl passiert war. Die Traurigkeit in Morrigans Augen war beinahe unerträglich anzusehen.
„Du brauchst noch einige Mondzyklen, bis du wirklich vollständige Heilung schenken kannst, Nico! Die Krieger kommen in keinem Fall dafür in Frage, das würde das Mädchen in eine ausweglose Lage bringen. Nimm etwas von mir, kannst du das tun?“, bat die Devena mit leiser Stimme, als wollte sie verhindern, dass Gloria mitbekam, was hier gespielt wurde.
Nico hatte in der Fortress vorgehabt, Wendy oder Tiponi um weitere Blutspenden zu bitten, aber das Blut einer so mächtigen Patrona würde Gloria sehr schnell von den schlimmsten Schmerzen befreien. Sie eilte kurz hinaus, um sich bei der Nachtschwester ein paar Spritzen und eine Nadel zu besorgen. Irgendwie glaubte sie nicht, dass Morrigan Gloria ihren Puls anbieten würde.
Diese trat eben an die Seite des Bettes, um das blasse Gesicht der jungen Frau aufmerksam zu studieren. Ihr entging keine Einzelheit. Sie hatte sie zum letzten Mal vor über 25 Jahren gesehen, da war sie noch ein Säugling gewesen. Morrigan seufzte leise. Cal und sie hatten sich sehr darauf gefreut, das kleine Mädchen gemeinsam aufzuziehen. Sie konnten keine Kinder haben, da ihr Mann kein Immaculate war und auch kein Breed. Ihre Augen erinnerten sie ein wenig an die von Cal und auch die Haarfarbe, die wohl in der Sonne warme goldene Lichter darin haben würde.
Mathilda, was hast du nur getan?!
„Niemand will dir hier etwas Böses, Gloria! Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass Mathilda und ich uns schon sehr lange kennen? Wehr dich nicht gegen die Hilfe, die wir dir anbieten. Wir möchten nur, dass du gesund wirst.“
Morrigan sagte nichts weiter, wartete auf Nicos Rückkehr und versetzte Gloria kurz in eine Art Tiefschlaf, damit sie nichts von der Behandlung spürte.
Nico wählte die Hauptschlagader für die Injektion, weil das Blut dann schneller das Gehirn erreichen würde. Zudem waren es diese beiden Adern, die man am leichtesten punktieren konnte. Gloria war immer noch ausgehungert…
„Es ist getan. Vielen Dank, Devena Morrigan“, flüsterte Nico leise, während sie die leeren Spritzen in eine Nierenschale tat.
Morrigan neigte den Kopf und ein kleines wehmütiges Lächeln stahl sich auf ihre fein gezeichneten Lippen. Sie hatte genaue Anweisungen, die sie befolgen musste.
„Das Orakel möchte, dass die neue Riege sich um diesen Fall kümmert! Es ist ihr sehr wichtig! Sie vertraut auf dich und die Unterstützung der
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