Die Sünden des Highlanders
Morainn an. »Ist es in Ordnung, wenn ich dich allein lasse?«
»Selbstverständlich«, erwiderte sie. »Das tust du doch nicht zum ersten Mal.«
»Aber nicht mitten in der Nacht.«
»Es gibt hier eine sehr dicke Tür mit einem festen Riegel, und nötigenfalls kann ich mich aus dem Staub machen und verstecken.«
»Ich würde dich nicht fragen, ob du mitkommen willst, wenn ich an ihrer Sicherheit Zweifel hätte«, meinte Simon. »Niemand weiß, dass ihr hier seid, und falls diese Sache hält, was sie verspricht, ist die Gefahr morgen früh gebannt.«
Morainn sah den Männern noch lange nach, dann verriegelte sie die Tür hinter ihnen. Sie hoffte, dass sie die Mörder finden und sie in einen Käfig stecken würden, wenn sie sie nicht gleich umbrachten. Für das, was diese Ungeheuer getan hatten, hatten sie es wahrhaftig verdient. Außerdem war es für Tormand wichtig, dass diese Sache endlich zu Ende ging.
Sie legte sich wieder ins Bett und deckte sich fest zu. Sie vermisste Tormands großen, warmen Körper, an den sie sich so gern schmiegte, aber sie sagte sich, dass sie sich besser daran gewöhnen sollte, wieder allein zu schlafen. Dieser Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen, aber falls die Bestien heute Nacht getötet wurden, würde man sie morgen bestimmt in ihr Häuschen zurückschicken, mit nichts als der Erinnerung an eine Liebe, obendrein einer unerwiderten.
Sie schnitt eine Grimasse, als ihr die Tränen über die Wangen liefen, obwohl sie sich die größte Mühe gab, sie zurückzudrängen. Sie liebte Tormand, doch Tormand ging es nur um die Lust. Vielleicht war er zu ihr freundlicher als zu seinen anderen Frauen, aber er hatte nie auch nur anklingen lassen, dass seine Gefühle über das reine Verlangen hinausgingen. Und ebenso wenig hatte er jemals auch nur ein Wörtchen darüber verloren, dass es eine Zukunft für sie beide geben könnte. Sie würde zu ihrem Garten zurückkehren, zu ihrem Obsthain und ihren Bienenstöcken – und er würde zu seinen Frauen zurückkehren. Es tat sehr weh, aber Morainn sagte sich, dass sie sich wohl auch daran gewöhnen musste. Wenn sie von Tormand wegging, würde sie ihr Herz zurücklassen.
»Wie hast du denn davon erfahren?«, fragte Tormand, nachdem sie etwa eine Stunde lang geritten waren.
»Ein Junge kam und brachte mir ein Schreiben. Es war zwar kaum leserlich, aber dennoch so weit verständlich. Der alte Geordie meint, er habe die gesehen, nach denen wir suchen. Offenbar lungern sie in einem verlassenen Kleinbauernhäuschen unweit von ihm herum.«
»Es dauert noch mindestens zwei Stunden, bis wir bei Geordie sind, denn es ist stockfinster und wir müssen vorsichtig reiten. Ist das nicht ein bisschen weit weg für die Mörder? Ich dachte, sie würden sich in der Nähe des Ortes aufhalten, weil sie da auch ihre Opfer viel leichter finden.«
»Sie haben schließlich kein Haus mehr. Vielleicht war es dort am einfachsten für sie, sich zu verstecken. Ich vermute, dass sich die beiden inzwischen mehr um ihr Überleben sorgen als um die Frage, wen sie als Nächstes ermorden sollen.«
Tormand schlang sein Plaid fester um sich, denn die kühle, feuchte Nachtluft fuhr ihm gewaltig in die Knochen. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, aber er wusste nicht, warum. Vielleicht, weil es jetzt zu einfach schien, nach ihrer langen, schwierigen Suche und den vielen Opfern.
»Würden Mörder wie diese nicht besser darauf achten, dass niemand sie sieht?«, fragte er Simon.
»Hast du ein schlechtes Gefühl?«
»Es kommt mir auf einmal so einfach vor, es geht so rasch und wirkt so gut vorbereitet.«
»Hast du mit einem Kampf gerechnet?«
»Kann sein, aber vielleicht wollte ich nur gern kämpfen. Es scheint, als ob mir dieser Wunsch versagt bliebe.«
Als sie endlich bei der Hütte des alten Geordie ankamen, war Tormand klar, dass er erst beim Morgengrauen wieder bei Morainn sein würde, und das auch nur dann, wenn er auf der Stelle kehrtmachte. Er war schwer versucht, den Rückweg anzutreten und die anderen mitzunehmen. Sein Instinkt warnte ihn unüberhörbar, dass man ihnen eine Falle gestellt hatte.
Als ihnen ein schläfriger alter Geordie erst die Tür öffnete, nachdem Simon mehrmals heftig dagegen gehämmert hatte, wurde aus Tormands Unbehagen größte Besorgnis. Der Mann sah nicht aus, als habe er Simons Besuch erwartet. Tormand hörte, wie seine Verwandten hinter ihm die Schwerter zückten. Ein Blick in Simons düstere Miene sagte ihm, dass auch sein
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