Die Sünden des Highlanders
auch bedeuten, dass das alte Miststück die Mörder kennt und vielleicht auch weiß, wo sie stecken. Möglicherweise hat sie sich ja um die Wunden gekümmert, die ihnen Morainn und ihre Katzen zugefügt haben.«
Wahrscheinlich hatte Simon recht. Allein diese Einsicht hielt Tormand davon ab, sofort zum Wohnturm zurückzueilen, um sich zu vergewissern, dass Morainn in Sicherheit war. Und es war auch der einzige Grund, der ihn daran hinderte, sich auf die alte Ide zu stürzen und sie so lange zu schütteln, bis sie die Wahrheit gestand, als Geordie die Alte die Treppe herunterführte. Tormand wusste genau, dass sie hinter dieser Intrige steckte und dass sie es getan hatte, um Morainn zu beseitigen. Ihre Augen funkelten vor hämischer Freude und Siegessicherheit.
»Ist das dein Werk?«, fragte Simon und zeigte der Alten den Brief.
»Aye«, erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß gar nicht, warum Ihr Euch so anstrengt, sie zu fangen. Ihr solltet den wahren Mörder in Ketten legen.« Sie starrte Tormand böse an. »Den und seine Hexe – die sind doch an allem schuld.«
»Du bist nicht nur boshaft, sondern auch töricht.«
Im ersten Moment sah Ide Simon erstaunt an, dann funkelte sie ihn böse an. »Ihr habt kein Recht, so mit mir zu reden. Ich tue nur, was getan werden muss. Ich versuche, dafür zu sorgen, dass das Böse, das unseren Ort heimsucht, endgültig vertrieben wird.«
Tormand wunderte sich, als Simon die Alte packte und an die Wand schmetterte. Er hatte seinen Freund noch nie so wütend erlebt. Dass Simon grob zu einer Frau war, noch dazu zu einer alten Frau, bedeutete, dass er die Beherrschung verloren hatte oder zumindest knapp davorstand, sie zu verlieren. Tormand konnte es gut verstehen. Sobald die Alte den Mund aufmachte, konnte er sich nur mit Mühe zurückhalten, sie zu ohrfeigen. Er bemerkte, dass Geordie die stämmigen Arme vor der breiten Brust verschränkt hatte und das Geschehen wortlos verfolgte. Auch er tat nichts, um Simon aufzuhalten.
»Geordie!«, kreischte die Alte und versuchte, sich aus Simons Griff zu befreien.
»Sag ihm alles, Ide«, befahl Geordie. »Und ich an deiner Stelle würde ehrlich sein und es rasch tun. Ich habe dich nie besonders gern gehabt, aber wenn du gehängt wirst, weil du bei diesen Morden mitgemacht hast, wird das auch Schande über meinen Namen bringen. Deshalb werde ich Sir Simon bitten, dass er dich nicht mit den anderen an den Galgen bringt, wenn du jetzt die Wahrheit sagst und ihm hilfst. Aber das tue ich nur, damit unser Name nicht mit diesem Abschaum in Verbindung gebracht wird.«
Nach einem panischen Blick auf die versteinerten Mienen der drei Männer begann Ide zu reden.
16
Ein leises Rascheln in den niedrigen Büschen zu ihrer Rechten ließ Morainns Herz einen Schlag aussetzen und dann stolpernd rasen, sodass sie kaum noch Luft bekam. Sie hätte nie nach draußen gehen dürfen, egal, wie verführerisch der sonnige Morgen war. Simon und die anderen hatten zwar gesagt, dass die Mörder bald in Ketten lägen, doch vielleicht hatten sie bloß versucht, sich selbst und auch ihr Mut zu machen. Vielleicht hatten sie sich aber auch getäuscht und waren nur zu einer weiteren erfolglosen Jagd aufgebrochen. Morainn fragte sich, ob sie sich rasch genug in Sicherheit bringen könnte, falls ihr jemand Übles wollte.
Plötzlich tauchte ein schwarzbrauner Hund auf und setzte sich knapp einen Meter vor ihr hin. Sie verzog das Gesicht und blieb stehen. Er hechelte und wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass er den Boden hinter sich sauber fegte. Allmählich wurde sie wieder ruhiger, denn von dem Tier ging ganz offenkundig keine Bedrohung aus. Schließlich erkannte sie ihn sogar – es war der Hund, den Simon auf Spuren ansetzte. Hatte er sich von seiner Kette losgerissen und war Simons Geruch bis zu ihrer Tür gefolgt?
»Knochenbrecher?«, sagte sie fragend. Der Hund winselte freudig, als er seinen Namen hörte – ein ziemlich lächerlicher Name für so einen freundlichen Hund, wie sie Simon einmal freimütig bekundet hatte.
Noch einmal raschelte es in den Büschen, aber diesmal fuhr Morainn nicht gleich erschrocken zusammen, denn der Hund schien keine Gefahr zu wittern. Und nachdem sie ihre Angst wieder in den Griff bekommen hatte, war ihr auch klar geworden, dass Ada und Small nicht am helllichten Tag in den Brombeerbüschen herumkriechen würden. Small war dafür ohnehin viel zu groß.
Doch als sie sah, wer aus den Büschen kroch,
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