Die Sünden des Highlanders
Boden vor sich untersuchte. »Sie war zwar eine Hure, aber sie hatte auch ziemlichen Einfluss. Und nicht zuletzt bekam sie Informationen von den Männern, mit denen sie ins Bett ging. Solche Informationen waren für Ranald sehr nützlich. Außerdem schmerzt es ihn wohl auch, was aus seiner schönen Frau geworden ist. Trotzdem muss ich mich noch eingehender mit der Möglichkeit befassen, dass er sie umgebracht hat.« Plötzlich blieb Simon stehen. »Aha, sieh dir das an«, murmelte er und kniete sich auf den Boden.
Tormand kauerte neben Simon und betrachtete den Fleck, den sein Freund eingehend musterte. »Blut?«
Simon berührte den Fleck, dann schleckte er am Finger, ohne auf Tormands angeekelte Miene zu achten, und nickte. »Definitiv. Wir haben Glück. Auf dem Steinfußboden in diesem Gang konnte das Blut nicht versickern, und es ist kühl genug, dass es nicht gleich eingetrocknet ist.« Simon richtete sich auf. »Ich glaube, wir haben unsere Spur gefunden.«
Während Tormand Simon folgte, wuchs in ihm die Hoffnung, dass es für dieses Geheimnis eine rasche Lösung geben könnte. Die Spur führte sie aus dem Gang in eine Gasse hinter dem Haus und weiter nach Norden. Sie verschwand hinter den Ställen, die zu einem der beliebtesten Gasthäuser des Ortes gehörten. Dort hatte der rege Verkehr von Menschen und Pferden sie verwischt. Fast eine ganze Stunde lang suchte Simon alle Richtungen ab, um wieder auf die Spur zu stoßen. Schließlich holte er seinen Hund. Tormand blieb an seiner Seite, auch wenn seine Hoffnung auf eine rasche Lösung zunehmend schwand.
Doch Simons Hund Knochenbrecher stieß rasch auf die Fährte, und während sie dem Hund hinterherhasteten, stiegen Tormands Hoffnungen erneut. Das Rennen endete an einer verlassenen Kate am Ortsrand. Tormand roch Blut, sobald er und Simon die Hütte betraten. Simons Fertigkeiten waren nicht mehr nötig, um zu wissen, dass sie den Ort gefunden hatten, an dem Clara gefoltert worden war. Der Mörder hatte sich nicht die Mühe gemacht aufzuräumen, nachdem er die Frau abgeschlachtet hatte. Tormand drehte sich der Magen um, doch er zwang sich, bei Simon zu bleiben. Simon untersuchte die blutige Stätte so ruhig und sorgfältig, dass Tormand beschloss, seinem Beispiel zu folgen und nicht so zimperlich zu sein.
Er hatte keine ausgeprägte Gabe, wie sie viele Frauen in seiner Familie besaßen, da sein Teil des Klans nicht mit den Übrigen blutsverwandt war, aber er besaß die Fähigkeit, Gefühle zu erspüren. Manchmal stiegen sie ihm wie ein Geruch in die Nase. Es war nicht leicht in dieser Umgebung, in der die Luft erfüllt war von dem Gestank nach Blut, doch Tormand schloss die Augen und versuchte, die Echos der Gefühle zu erahnen, die diejenigen hinterlassen hatten, die vor ihnen hier gewesen waren. Diesen Trick hatte ihm seine begabteste Cousine beigebracht, und so konnte er seine mageren Talente am besten nutzen. Der scharfe Geruch der Angst war nicht weiter überraschend, doch als er sich durch ihn hindurchgekämpft hatte, erahnte Tormand auch andere. Hass und Wut lagen in der Luft, genau das, was er als Grund für die Verstümmelungen angenommen hatte. Diese Gefühle gingen einher mit etwas anderem, was er nur als Wahn ausmachen konnte.
»Und, spürst du etwas?«, fragte Simon.
Tormand öffnete die Augen. Offenbar hatte Simon längst erraten, dass er über eine derartige Gabe verfügte. »Angst, Wut, Hass. Die letzten zwei sind gepaart mit Kälte. Aber es liegt auch noch etwas anderes in der Luft. Ich glaube, es handelt sich um Wahnsinn.«
»Mit Sicherheit.«
»Hast du etwas gefunden?«, fragte Tormand, während er Simon nach draußen folgte und tief einatmete, um den Gestank des Todes aus seiner Nase zu vertreiben.
»Nichts weiter, als dass dies hier der Ort ist, an dem das Verbrechen verübt wurde. Als Clara aus der Hütte getragen wurde, lag sie bereits im Sterben.« Simon streckte die Hand aus. »Das habe ich noch gefunden.«
Tormand runzelte die Stirn. In Simons Hand lag eine kleine Haarnadel. »Gehörte die Clara?«
»Nein, die ist aus gewöhnlichem Knochen. Clara würde so etwas nie tragen.«
Simon steckte die Nadel in seine Tasche. »Vielleicht hat sie der Frau gehört, die früher hier lebte. Aber ich werde sie trotzdem aufheben.«
»Also hat uns das nicht weitergebracht.«
»Ja und nein. Wir haben den Mörder zwar nicht gefunden, aber das habe ich auch nicht erwartet. Nein, das wird wohl noch dauern.«
»Eine weitere Frau könnte
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