Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Nugent
Vom Netzwerk:
keinen Gott.«
    Ich hatte seinen wunden Punkt getroffen. Seine Achillesferse. Ich hatte seinen Glauben in Frage gestellt.
    »Was ist nur los mit dir?«, rief er. »Ich versuche doch nur das Richtige zu tun. Hätte ich das früher gewusst … Mir wurde immer gesagt, du würdest nichts als Ärger machen, ich solle mich von dir fernhalten!«
    »Und das hast du einfach so hingenommen? Du warst nicht neugierig auf deinen Cousin ? Du hast nie Fragen gestellt?«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Dazu gab es überhaupt keinen Grund! Ich weiß bis heute nicht, warum er dich so gehasst hat … «
    Philip hielt inne, aber da war sie, die Wahrheit. Ich drehte mich um und ging. Philip hat nie wieder versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen. Wahrscheinlich ist er froh, keine brüderlichen Bande mit mir geknüpft zu haben. Ich würde nichts als Ärger machen, hat man ihm gesagt. Das stimmt. Da brauchen Sie bloß meine Frau zu fragen.

XXI
    MOYA
    Con begann laut darüber nachzudenken, sich zur Ruhe zu setzen. Er war erst 62. Allein bei dem Gedanken graute mir. Solange er den ganzen Tag in der Praxis war, konnte ich wenigstens machen, was ich wollte. Ich konnte hingehen, wo immer es mir beliebte, und hier und da meine kleinen Affären haben, ohne viel erklären zu müssen. Schon von der Vorstellung, sein nichtssagendes Gesicht rund um die Uhr sehen zu müssen, bekam ich Zustände.
    Von meiner jahrzehntelangen Affäre mit meinem Nachbarn war langsam aber sicher der Lack ab. Ich bin ja nicht blöd. Oliver lehnte praktisch jede Einladung ab. Er gab sich nicht mal mehr die Mühe, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, sondern begnügte sich mit einem schnöden »Nein«. Monatelang habe ich mir deswegen einen Kopf gemacht, habe mir Fett an Bauch und Oberschenkeln absaugen lassen und was nicht noch alles. Kurzfristig schien das unserer Beziehung auch neuen Schwung zu geben, aber im Oktober letzten Jahres war ich es schließlich leid, mich andauernd hinhalten und versetzen zu lassen. Was wir brauchten, war Zeit nur für uns. Ich begann einen Plan zu schmieden. Ein zweiwöchiger Gourmet-Kochkurs irgendwo in der französischen Provinz schien da genau das Richtige. Für Alice, versteht sich. Alice besuchte solche Kurse ja andauernd. Und was soll ich sagen? Es veränderte unser aller Leben, überwiegend zum Schlechteren.
    Dermot vom L’Étoile Bleue hatte mich auf die Idee gebracht. Als ich eines Abends mit ein paar Freunden vom Theater bei ihm essen war, hat er der charmant präsentierten Rechnung den Flyer einer Kochschule in Frankreich beigelegt. Und da war er, mein Plan. Ich meinte zu Alice, das wäre doch was für sie. Sie war sofort von der Idee begeistert, konnte sich aber nicht so recht mit der Vorstellung anfreunden, allein zu reisen. Con musste irgendwo im Haus herumgeschlichen sein und unser Gespräch mitbekommen haben, denn zum ersten Mal in seinem Leben hat er mir ein anständiges Geburtstagsgeschenk gemacht – einen zweiwöchigen Gourmet-Kochkurs in Frankreich. Mit Alice. Mein Gott, ist der Mann dämlich.
    Oliver hat kaum zugehört, als ich ihm von meinem schlauen Plan erzählt habe und wie der dann nach hinten losgegangen ist. Er war mir gegenüber sehr distanziert und meinte nur, dass es uns – gemeint waren Alice und ich – bestimmt guttun würde, gemeinsam zu verreisen. Am Ende habe ich mich überreden lassen. Ich weiß nicht mehr, wie und warum. Ihm schien es wichtig zu sein, dass Alice und ich Freundinnen waren. Die paar Male, als ich mich abfällig über sie äußerte, wurden von ihm mit eisigem Schweigen quittiert, weshalb ich meine bösen Gedanken fortan für mich behielt. Er brauche Zeit und Ruhe für sein neues Buch, meinte er. Dieses Buch sei ihm sehr wichtig, es sei vielleicht das Wichtigste, das er jemals geschrieben habe. Sofort wurde ich hellhörig. War das nicht die Ausrede, mit der er Alice immer abspeiste, wenn er Zeit mit mir verbringen wollte? Hatte er etwa eine andere? Er schien auf jeden Fall sehr darauf erpicht, uns aus dem Weg zu haben, und wollte nicht mal wissen, wohin genau wir fuhren oder was wir dort machten. Also, ich an Alices Stelle hätte mir einfach seine Kreditkarte geschnappt und mir auf seine Kosten zwei schöne Wochen gemacht. Aber das wäre der Guten ja nicht mal im Traum eingefallen.
    Und so reisten wir zur Cuisine de Campagne. Vom Flughafen in Bordeaux war es noch eine Stunde mit dem Auto. Ich bin gefahren, sicherheitshalber. (Alice fährt so unglaublich schlecht, dass Oliver ihr in

Weitere Kostenlose Bücher