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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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andere.«
    Er warf den halb fertigen tausendundersten Pfeil beiseite und richtete sich auf.
    »Wenn wir schon so offen sprechen …«
    »Ja, Baldur, das sollten wir tun.«
    »… dann nennen wir die Dinge beim Namen. Es ging dir niemals um mich. An meinem Leben hast du nie Anteil genommen, weder vor noch nach der Hochzeit. Hast du mir je eine Tunika genäht, so wie es sich für Ehefrauen schickt? Ich war dir gleichgültig. Dir kam es nur darauf an, dass ich die Gunst deines Vaters besaß, dass ich ihm nach dem Mund redete und seine Worte benutzte, seine Gedanken dachte, seine Taten vollbrachte, seine Eigenschaften besaß, sein Verhalten nachahmte. Hätte ein Hund diese Dinge vollbringen können, hättest du auch den zum Mann genommen.«
    »Das ist nun wirklich lächerlich.«
    »Ach ja, inwiefern?«
    »Es ist weit übertrieben. Ich weiß nicht, worüber wir streiten. Ich habe doch eingeräumt, dass ich mir den Mann erwählte, der in die Fußstapfen meines Vaters treten konnte, und das warst du.«
    »Falsch. Du wolltest nicht denjenigen heiraten, der in die Fußstapfen deines Vaters treten konnte.«
    »Sondern?«
    »Du wolltest die Fußstapfen deines Vaters heiraten.«
    »Was ist denn das für eine lächerliche Redensart? Wer möchte schon Hunde und Fußstapfen heiraten?«
    »Für jemanden, der lange und sicherlich bedeutende Briefe an sich selbst schreibt, kannst du ziemlich begriffsstutzig sein. Du hast nie zugelassen, dass ich Baldur war, das wollte ich damit sagen. Sobald dein Vater mich maßregelte, weil ich nicht seine Meinung vertrat, hast du mir die Schuld gegeben. Wenn ich etwas fertigbrachte, das er nie hätte fertigbringen können, war es in deinen Augen nicht wert, fertiggebracht zu werden. Was du hofftest, zu heiraten, war das Doppel Agapets: ein Krieger, ein Feldherr, ein zäher Bursche, ein Sieger, ein Held. Ja, man könnte sagen, dass du deinen Vater heiraten wolltest.«
    Ich stand auf. Mir fehlten zunächst die Worte angesichts eines solch stupenden Blödsinns.
    »Ich dachte, ich könnte ein einziges Mal vernünftig mit dir sprechen«, sagte ich, als ich mich halbwegs gefangen hatte. »Wenn das das Ergebnis deiner dreimonatigen Klausur in der Scheune ist, möchte ich nicht wissen, was du nach sechs Monaten zum Besten geben wirst.«
    »Aber soll ich dir etwas sagen«, fuhr er dort fort, wo er geendet hatte. »Ich war nie wie dein Vater, auch nicht annähernd. Vielleicht sah es manchmal danach aus, aber … Weißt du, warum ich in den Krieg zog? Weil ich das Leben zwischen Soldaten liebe, die Kameradschaft, Freundschaft, die Abende am Feuer, das Kämpfen Seite an Seite, die gemeinsame Freude, wenn etwas gelingt, und die geteilte Trauer, wenn es misslingt. Ich liebe den Geruch der Pferde und das Geräusch, wenn zwanzig Rösser nebeneinander im Galopp über ein Feld reiten. Ich liebe die Glätte des Metalls, ich liebe gut gefertigte Schwerter. Den Ruhm liebe ich nur, wenn ich ihn mit Männern meines Schlages teilen darf. Das alles liebe ich am Krieg, und ich gebe es zu, ich brauche es auch . Und was liebte dein Vater am Krieg? Das Blut und den Tod. Er kam nach seinem ersten Feldzug zufrieden heim, weil er zwei Dutzend Frauen zu Witwen gemacht hatte. Im nächsten Sommer dann war Agapet zufrieden, weil er drei Dutzend Frauen zu Witwen gemacht hatte, und bald darauf befriedigte es ihn nur, wenn auch die Witwen und deren Kinder zu Tode kamen. Wenn du wüsstest, wie vielen Unbescholtenen er die Kehle durchschnitten oder den Kopf abgehauen hat. Brennende Dörfer waren für ihn ein Augenschmaus. Er war ein Schlächter, außerstande, einen großen, ehrenhaften Kampf zu führen, und sein Lebensende war so jämmerlich wie sein Leben.«
    »Das muss ich mir nicht länger anhören.«
    »Das ist wahr, das musst du nicht. Du kannst gehen und dir weiterhin etwas vormachen, darin hast du zwanzig Jahre Übung. Was hat dein Vater dir je gegeben? Eine Holzperlenkette zu deinem siebten Geburtstag und fünfzehn Jahre später einen Ring. Und was noch? Nichts. Aber für dich ist er ein Heiliger.«
    »Und ich habe geglaubt, ich könnte mit dir über Aistulf sprechen.«
    »Ich halte von ihm so wenig, wie ich von Agapet gehalten habe, denn er ist genauso schwach wie dein Vater, wenn auch auf andere Weise. Agapet war schwach, weil er am liebsten auf die Schwachen losging und die Stärke von anderen nicht anerkannte. Aistulf ist schwach, weil er glaubt, den Frieden auf Erden mit der Austrocknung von Sümpfen und mehr Nahrung für die

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