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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sie, nicht wahr, Bilhildis? Aistulf und meine Mutter haben meinen Schwager umgebracht, nicht wahr?«
    Ich nickte. Dann schrieb ich ihm: Ich habe deine Mutter des Ehebruchs und Meineids angeklagt. Morgen wird man sie bestrafen. Danach ist es an dir, die Strafe zu vollenden.
    »Das werde ich tun, Bilhildis. Ich werde Aistulf niederstrecken und danach … Und was, wenn wir es dabei beließen, nur Aistulf zu töten? Ohne ihn, und wegen des Meineids bestraft, kann meine Mutter nicht länger regieren. Ich würde Graf werden, und damit wäre alles gut. Oder? Es ist immerhin meine Mutter, Bilhildis. Muss es sein?«
    Ich schrieb: Es muss sein. Bedenke, was sie dir angetan hat, und bedenke, dass sie die treibende Kraft des Bösen war, die deinen Vater und deinen Schwager ums Leben gebracht hat. Aistulf war nur ihr Handlanger. Töte sie beide, und töte sie auf die Weise, wie sie getötet haben. Mit ihrem letzten Atemzug sollen sie erkennen, wer der Rächer ist, der sie zur Strecke bringt. Du hast nichts zu fürchten. Für deine Tat wird man dich zum Helden erklären.
    Er zögerte nur kurz, dann sagte er ohne Trauer: »Ich verspreche es.«
    In der Gewissheit, dass Orendel seine Mutter richten und selbst dafür gerichtet werden würde, und mit der Genugtuung, dass das Geschlecht der Agapiden damit vor der Auslöschung stand, habe ich Abschied von ihm genommen. In der Hölle werden wir uns wiedersehen.
    Nun blieb nur noch Elicia. Auch für sie hatte ich schon gesorgt, und eigentlich wollte ich sie erst damit überraschen, wenn ihre Mutter und ihr Bruder verreckt wären. Aber als ich in mein Gemach zurückkehrte, warteten dort die drei rothaarigen Heulsusen auf mich. Wie üblich jammerten sie: Bilhildis, wie konntest du nur? Bilhildis, was hast du angerichtet? Bilhildis, du stürzt Burg und Land ins Unglück. Ich warf sie kurzerhand hinaus, doch bevor ich die Tür in ihrem Rücken zuschlug, rief eine: »Die Herrin Elicia erwartet dich. Sie möchte mit dir sprechen.«
    Ich war weit davon entfernt, noch Befehle entgegenzunehmen von dieser Familie scheinheiliger Schlächter, Huren und Idioten. Sie alle, die mich mein Leben lang mit ihren Wünschen misshandelt haben und mich wie einen Lumpen benutzten, der ihren Schmutz aufsaugen musste, würden nun erleben, wie der Lumpen wieder hergab, was er allzu lange behalten hatte, und seinen Dienst verweigerte. Doch es war nur der halbe Spaß, es ihnen heimzuzahlen. Dabei in ihre Gesichter zu sehen, war das eigentliche Vergnügen, und da meine Maske ohnehin schon gefallen war, brauchte ich auch Elicia nichts mehr vorzuspielen.
    So trat ich vor sie: als freie Frau.
    »Ich bitte dich, Bilhildis, ziehe deine Klage zurück. Noch ist es nicht zu spät. Es ist alles meine Schuld. Ich selbst habe dich in Versuchung geführt, weil ich meiner Mutter so viel Feindschaft entgegenbrachte. Ich meinte, einen Grund dafür zu haben. Doch inzwischen … Es mag sein, dass ihr Kind von Aistulf ist, aber welche Rolle spielt das noch? Mein Vater ist tot und Baldur nun auch. Welchen weiteren Sinn hat es, sich zu bekriegen? Wem soll das nutzen? Mir gewiss nicht mehr. Liebe Bilhildis, ich weiß, du tust das alles für mich, doch lass dir sagen …«
    Da begann ich zu lachen. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Für sie, für Elicia sollte ich das alles getan haben? Das Kind hatte wirklich den Sinn für die Wirklichkeit verloren, und zwar in weit größerem Maße, als ich es für möglich gehalten hatte.
    Mein Gelächter verwirrte sie zunächst, dann wurde sie ein wenig ärgerlich.
    »Bilhildis, das genügt nun. Wir werden nicht darüber streiten. Tue einfach, was ich gesagt habe, und es soll dein Schaden nicht sein. Du bist frei. Man wird dir ein Heim geben. Lass uns als Freundinnen auseinandergehen, denn eine Freundin warst du immer für mich, und so will ich es fürderhin halten.«
    Ich überreichte meiner »Freundin« die Abschrift eines der beiden Briefe, die ich am Morgen jenem Boten mitgegeben hatte, den Aistulf zum Herzog schickte, um ihn von Baldurs Tod zu unterrichten. Für einen Silberling war der Bote bereit, den ersten Brief dem Herzog, den zweiten Brief dem Schultheiß von Konstanz zu übergeben.
    Abschrift eines Briefes an Seine Hoheit, Herzog Burchard von Schwaben, verfasst von Bilhildis, freie Bürgerin.
    Durchlauchte Hoheit, ich setze Euch untertänigst und in aller Ehrerbietung davon in Kenntnis, dass das Kind, welches Elicia von Breisach aus dem Geschlecht der Agapiden derzeit im Mutterleibe

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