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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Ich bin Elicias Geliebter, ich bin das, was man gemeinhin einen Buhlen nennt. Ihr Kind ist auch das meine. Ich sehne mich nach einem Leben mit der Frau, die ich liebe, und strebe die Verwirklichung meines Verlangens gegen jedes Recht an. Für Aistulf gilt: Er und Claire waren schon vor Agapets Tod Geliebte, davon bin ich fest überzeugt. Der Knabe Richard ist beider leiblicher Sohn, und ihr beider Verlangen hat sich erfüllt, denn sie leben als Mann und Frau zusammen.
    Ich glaube, ich wollte Aistulf an meiner statt beschuldigen. Ich sah ihn und sah dabei mich. Er war beinahe wie ein Spiegelbild, und es ist einfacher, ein Spiegelbild zu verurteilen als sich selbst. Darum konnte ich mir nicht sicher sein, dass ich mir mit meinem Verdacht gegen Aistulf nicht bloß etwas vormachte. Meine Überzeugung, dass er der Täter war, nach dem ich suchte, und mein Wunsch, ihn zu bestrafen, waren unentwirrbar miteinander verbunden.
    Mein Plan sah vor, Aistulf anzuklagen und eine Absprache mit ihm zu treffen, wonach er gestehen sollte, die Morde ohne Wissen der Gräfin begangen zu haben. Ich würde ihm im Gegenzug dafür versprechen, dass die Gräfin nicht belangt würde, und zwar weder wegen Mordes noch wegen Ehebruchs und Meineids. Damit wäre allen Genüge getan: der Gräfin, die – mit Ausnahme des Verlusts ihres Gemahls – verschont würde; ihrem kleinen Sohn, der als Agapets legitimer Erbe anerkannt würde; Elicia, die ihren Vater gerächt und ihren verhassten Stiefvater beseitigt sähe; dem Recht, das für zwei Verbrechen Sühne verlangte; und schließlich auch mir, dessen Gewissen mit diesem Urteil leben konnte.
    Ich weiß nicht, ob es ein zorniger Gott oder der Teufel war, der Bilhildis schickte, um dies alles zunichtezumachen.
    Nach dem Zusammenbruch der Gräfin, von dem sie sich rasch erholte, fanden sich Aistulf, Elicia und ich in ihrem Gemach zusammen. Claire lag auf dem Bett, betreut von den drei traurigen Bardinnen und einem Geistlichen, der ihre Hand hielt und mit dem sie leise sprach. Elicia stand unschlüssig am Fußende des Bettes. Wir alle befanden uns noch unter dem Eindruck von Bilhildis ’ schaurig vorgetragener Anklage.
    Ich nahm Aistulf ein Stück beiseite und fragte ihn leise: »Kann Bilhildis irgendetwas über Euch und die Gräfin wissen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Vikar.«
    »Lasst diese Ausflüchte«, erwiderte ich schroff, was ihn sichtlich verunsicherte. »Wenn Euch etwas am Leben Eurer Gemahlin liegt, so steht mir Rede und Antwort, das rate ich Euch.«
    Er zögerte noch immer. Also fügte ich gönnerhaft hinzu: »Ich kann der Gräfin nur dann helfen, wenn Ihr Euch mir anvertraut. Ich halte Euch für einen Mann von Ehre.«
    Er straffte sich. »Selbstverständlich bin ich …«
    »Ich will Euch nicht anlügen. Für Euch kann ich nichts mehr tun. Meine Inquisitio hat ergeben, dass Ihr die Verbrechen begangen habt. Der letzte Beweis steht zwar aus, doch ich bin gewiss, dass die Schöffen, die ich berufen werde, mir zustimmen werden, das tun Schöffen so gut wie immer. Leugnet Ihr weiterhin, zum Mörder geworden zu sein, zum Mörder aus Liebe?«
    Sein Blick genügte mir, um zu erkennen, dass ich recht gehabt hatte, und sein Zögern kam noch hinzu.
    »Also doch«, sagte ich. »Ich wusste es. Ihr habt es für Claire getan.«
    Er nickte. »Ja.«
    »Und ein wenig auch für die Macht, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Ich glaube, doch.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Macht Euch nichts vor. Ihr seid angetreten, um Gutes zu tun, aber um es tun zu können, musstet Ihr die schlechten Mittel jener anwenden, die Ihr verachtet.«
    »Ich habe mit mir gerungen …«
    »Ich weiß. Ich verstehe Euch nur allzu gut.«
    »Was ich getan habe, war eine Ausnahme. Ich bin ein Mann des Friedens und des Ausgleichs.«
    »Es ist immer das Gleiche mit euch friedliebenden Herrschern: Ihr wendet die Gewalt ausnahmsweise an, und weil sie so gut wirkte, wird dies wiederholt. Ehe man ’ s sich versieht, ist man genauso gewalttätig wie alle anderen Herrscher.«
    »Das stimmt nicht, ich …«
    »Der Keim Eures Scheiterns liegt bereits in Eurer Machtergreifung, Aistulf. Euer Mord an Agapet war ein grausames …«
    »Aber nein, das ist ein Missverständnis.«
    »Wie?«
    »Ich habe Agapet nicht getötet.«
    »Aber Ihr sagtet …«
    »Ich sprach von Baldur. Es ging immerhin um Claires Leib und Leben. Ich konnte nicht zulassen, dass Baldur sie verstümmelt und entehrt und meinen Sohn zum Bastard macht, ihn vielleicht sogar aussetzen

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