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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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bin nur der Stiefvater, vielleicht sage ich etwas Falsches oder …«
    »Mach dir keine Sorgen. Bilhildis hat mir berichtet, dass Orendel keine Vorbehalte gegen dich hat. Und auch in seinen Briefen finde ich keinerlei Groll. Wie auch, er hat ein zutiefst sanftes Naturell. Und falls er zunächst noch ein wenig fremdeln sollte, wirst du ihn rasch für dich einnehmen, so belesen, wie du bist. Wie könnte jemand etwas Schlechtes von dir denken.«
    »Elicia und Baldur …«
    »Sie haben sich in ihren Irrungen verbarrikadiert. Da kann man nichts machen, da kommt man nicht heran. Dir vorzuwerfen, Agapet getötet zu haben und Elicia umbringen zu wollen – so etwas Unsinniges, Abwegiges.«
    Er streichelte mein Haar. »Irgendjemand muss Agapet getötet haben.«
    »Ja, sicher. Irgendjemand. Aber nicht du. Nicht du, Geliebter.«
    Ich hatte gehofft, dass der Verleumdung Elicias, Aistulf wolle sie töten, nur Berechnung zugrunde liegt, die darauf abzielt, unsere Autorität und Stellung zu schwächen. Wie mir Bilhildis inzwischen im Vertrauen versicherte, glaubt Elicia jedoch fest daran, dass sie die Wahrheit sagt. Dadurch ist sie für mich tatsächlich unerreichbar geworden. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes verloren.

Bilhildis
    Mich traf fast der Schlag, als Raimund, von hinten kommend, mich am Weihnachtstag mitten im Burghof am Arm packte, um die Ecke zerrte, an die Wand drückte und zischte: »Aistulf will morgen zu Orendel. Zu O-ren-del. Das haben wir nun von deinen Spielchen. Alles wird herauskommen, wenn wir nicht sofort handeln. Los, komm mit mir.«
    So entschlossen habe ich den alten Sack noch nie gesehen, und ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Wäre ich nicht ohnehin stumm, wäre ich sprachlos gewesen. Raimund hatte recht: Aistulf durfte Orendel nie zu Gesicht bekommen. Er erwartete so etwas wie einen Prinzen vorzufinden, in einem edlen Gewand, fröhlich und aufgeweckt, doch er würde einem ihm feindselig begegnenden jungen Mann gegenübertreten, der halb verwahrlost war. Binnen eines Lidschlages würde er erkennen, dass wir der Gräfin etwas vorgelogen und das Geld, das wir für Orendel ausgeben sollten, für uns behalten hatten. Doch das war noch nicht das Schlimmste. Ich hatte Orendel inzwischen so weit, dass er seine Mutter verabscheute und Aistulf für ein Ungeheuer hielt, einen üblen Erbschleicher und Gattenmörder, der nicht den mindesten Wunsch hatte, dass er auf die Burg zurückkehrte. Der Mann, der ihn besuchen würde, entsprach nicht diesem Bild. Die Jahre im Verschlag hatten Orendel zwar nicht gerade klug werden lassen, aber der Unterschied zwischen meinen Behauptungen und Aistulfs Höflichkeit und Zuvorkommenheit ihm gegenüber würde einfach zu groß sein, als dass er keinen Verdacht schöpfen würde. Andersherum wäre die Feindseligkeit, mit der Orendel Aistulf empfangen würde, für diesen offensichtlich.
    Was für ein Jammer! Auf der Fahrt mit dem Versorgungswagen ins Tal, als ich neben Raimund auf dem Bock saß, trauerte ich um meinen schönen Plan wie um ein verrecktes Kind. Ich wollte seinen Tod nicht wahrhaben.
    Raimund sagte: »Wenn wir auf die Burg zurückkommen, werfe ich mich atemlos und mit schreckgeweiteten Augen vor Graf Aistulf und berichte ihm, dass gemeine Räuber das Gehöft überfallen und den Sohn der Gräfin massakriert haben. Er wird die Leiche sehen wollen, also muss es nach einem Massaker aussehen. Du bleibst draußen, ich erledige das allein. Da fällt mir ein, wir müssen ihm ein gutes Gewand anziehen. Verdammt, dafür muss ich ans schwer verdiente Geld. Was dein Wahnsinn uns kostet, Frau! Die Gräfin hat mir fünf Goldstücke gegeben, wenn ich behaupte, dass ich den Dolch, mit dem der alte Graf ermordet wurde, offen habe herumliegen sehen. Ich habe einen Vikar belogen, dafür kann man mich vierteilen, und nun muss ich wegen deiner vermaledeiten Ränke die fünf Goldstücke für ein teures Gewand ausgeben. Sieh mich nicht so an, du machst ja auch, was du willst, also habe ich mich von der Gräfin für eine Lüge bezahlen lassen, ohne dir davon zu erzählen. Musst nicht alles wissen. Weißt eh schon viel zu viel.«
    Da hatte der alte Sack sich doch tatsächlich von der Gräfin bestechen lassen, und mir war ’ s entgangen. Warum machte sie das? Aber ich konnte mir nicht lange den Kopf darüber zerbrechen, weshalb die Gräfin bezüglich des Dolchs log, denn ich hatte meine eigenen Schwierigkeiten.
    »Frau, nun sag endlich, wo wir ein teures Gewand herkriegen, in das wir

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