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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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warten.
    Die Nonne saß an dem kleinen Tisch und las einen Brief, als Lena die Stube betrat. Beim Klappern der Tür fuhr Margarita herum und faltete das Schriftstück rasch zusammen.
    »Lena, ich habe dich nicht so früh erwartet. Findest du es passend, deinen Bräutigam so bald nach seiner Rückkehr schon wieder allein zu lassen?«
    »Ich dachte, du freust dich über Neuigkeiten. Aber wie mir scheint, hast du eine Nachricht erhalten, die du mit niemandem teilen willst.« Lena wies auf das Pergament.
    »Ach das …« Margarita schaute betreten zu Boden.
    »Wer hat dir geschrieben, Tante?«
    Margarita holte tief Atem, schien eine Weile zu überlegen und reichte Lena dann den Brief.
    Er kam von Mutter Clara. Sie hatte wie vereinbart nach Ludovika geschickt, doch der Graf hatte antworten lassen, Schwester Ludovika erbitte sich noch etwas Zeit auf Burg Birkenfeld, da sie sich nach Lenas schändlicher Entführung durch den ruchlosen Ägypter der kranken Gräfin angenommen habe.
    »Mutter Clara befürchtet, er könne Ludovika als Geisel behalten«, erklärte Margarita, noch ehe Lena den Brief ganz gelesen hatte. »Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es tatsächlich Ludovikas Wunsch war, länger bei der Gräfin zu verweilen und gemeinsam mit dem Grafen über die schändliche Tat des Ägypters zu lamentieren.«
    »Du glaubst, Ludovika verweigert einen unmissverständlichen Befehl der Mutter Oberin?«, fragte Lena.
    »Sie hat ihn ja nicht verweigert, sondern nur eine Bitte ausgesprochen«, antwortete Tante Margarita. »Sie hat keinerlei Kenntnis über die wirklichen Geschehnisse, und die Mutter Oberin kann sie nicht darüber aufklären, ohne sie in Gefahr zu bringen und Graf Dietmar zu früh in Kenntnis zu setzen.«
    »Graf Dietmar hat Klage gegen Philip beim Bischof erhoben«, sagte Lena.
    »Hat der Fürst dich deshalb mit in den Rittersaal gerufen? Mechthild hat es mir erzählt.«
    Lena nickte.
    »Kind, das war zu erwarten. Dietmar hätte niemals bei Leopold Klage erhoben, sondern sich immer an den Bischof gewandt. Deshalb wollte die Mutter Oberin, dass ich euch zuerst nach Halberstadt bringe.«
    »Aber warum ausgerechnet an den Bischof?«
    »Ist das nicht verständlich? Philip hatte ein Empfehlungsschreiben von Fürst Leopold dabei. Er ist ein Fremder. Wenn er Hilfe sucht, dann beim Lehnsherrn, kaum beim Bischof. Weißt du nichts von den Zwistigkeiten zwischen dem Herzog und dem Bischof?«
    Lena schüttelte den Kopf. Sie hatte sich nie um die Ränke der hohen Politik gekümmert.
    »Das Bistum Halberstadt pocht schon seit Langem auf die Lehnshoheit Halberstadts. Es gab in der Vergangenheit etliche Zwistigkeiten. Friedrich von Kirchberg ist ein friedliebender Mann und Fürst Leopold ein zurückhaltender Taktiker. Sie halten den Frieden, auch wenn der Konflikt im Untergrund brodelt. Ganz anders als Leopolds Vater und der frühere Bischof von Halberstadt, die sich manch schwere Auseinandersetzung geliefert haben. Wäre Dietmars Plan aufgegangen, hätte das unabsehbare Folgen gehabt, und die Aufmerksamkeit hätte nicht mehr Graf Dietmar und seinen Taten gegolten, sondern nur noch den Unstimmigkeiten zwischen Bischof und Fürst.«
    »Aber inzwischen weiß der Bischof, dass Philip kein Unrecht begangen hat.«
    »Ja, und deshalb wird Dietmars Klage ins Leere laufen. Hat der Fürst Philip ermuntert, Gegenklage zu erheben?«
    »Das hat er.«
    »Dann lass uns beten, dass Dietmar in gutem Glauben erscheinen wird, denn sonst müssen wir für Ludovika das Schlimmste befürchten.« Margarita bekreuzigte sich. Lena fröstelte. Würde der Graf Schwester Ludovika tatsächlich als Geisel missbrauchen? Und wäre das dann nicht ihre Schuld? Hätte sie wirklich ohne Ludovika fliehen dürfen?
    Am folgenden Morgen fühlte Lena sich wie zerschlagen. Grässliche Träume von Mord und Folter hatten sie heimgesucht. Zuerst Barbarossa, aber der hatte sich dann in Ludovika verwandelt, die in Todesqualen schrie.
    Es ging ihr erst besser, als sie nach der Morgenandacht Philip sah. Er lächelte sie liebevoll an, keine Spur von Sorge lag in seiner Miene. Dachte er nicht mehr an die junge Nonne, die sie auf Burg Birkenfeld zurückgelassen hatten?
    Sie sprach ihn darauf an und berichtete ihm zugleich, was Tante Margarita ihr tags zuvor erzählt hatte.
    »Er wird ihr nichts antun«, antwortete Philip gelassen. »Sie ist seine wichtigste Zeugin, keine Geisel. Wenn deine Tante recht hat, sucht Dietmar die Hilfe der Kirche. Wer könnte ihm da besser zur

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