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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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klare Wasser, das allen Unrat davonträgt, weich und fließend, dabei stark genug, um Berge auszuhöhlen.«
    »Sie sagte mir, sie habe das Hassen gelernt«, sagte Lena leise.
    »Haben wir das nicht alle irgendwann?« Dietmar musterte sie unverwandt. Seine Seelenflamme leuchtete so schwach, dass sie ihre Farbe kaum erkennen konnte.
    »Das mag schon sein. Doch manche Ereignisse verändern das Leben eines Menschen für immer.«
    »Wem sagt Ihr das.« Er stützte die Hände auf das Fenstersims und folgte dem Verlauf des Flusses mit seinen Blicken. »Ich habe mich stets bemüht, jedes Übel von Elise fernzuhalten. Ich wollte, dass sie glücklich ist. Aber ich war wohl zu schwach dazu.«
    »Auch Ihr hättet seinen Tod nicht verhindern können.« Es war kaum mehr als ein lauter Gedanke, doch Dietmar hatte die Worte gehört.
    »Wessen Tod?«
    Lena schluckte. »Martins Tod.«
    Bei der Nennung dieses Namens fuhr der Graf herum. »Sie sprach von Martin? Sagte sie Euch, wer er war?«
    Lenas Augen füllten sich mit Tränen. »Das musste sie nicht. Er war mein Mann.«
    »Euer Mann?« Aus seinem Erstaunen war Bestürzung geworden.
    Sie nickte, unfähig zu antworten. Mühsam versuchte sie, die Tränen hinunterzuschlucken. Nicht weinen, nicht vor ihm! Vergeblich. Ohne ein weiteres Wort nahm Dietmar sie in die Arme, drückte sie an sich, nicht leidenschaftlich, sondern tröstend, wie ein Bruder. Ihre Tränen sickerten in den Stoff seines Hemdes. Seine Hand strich ihr warm über den Rücken.
    »Weiß Elise es?«
    »Nein.« Lena schüttelte den Kopf.
    »Hat sie sonst noch etwas gesagt? Über Martin?«
    Seine eben noch zärtlich streichelnde Hand verharrte mitten in der Bewegung.
    »Nichts. Ich konnte nicht länger bei ihr bleiben, als sie diesen Namen nannte.«
    »Ich verstehe.« Er ließ sie los.
    Hastig wischte sich Lena die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. »Woher kanntet Ihr Martin?«
    »Der alte Peter Raitbach war ein Handelsgenosse meines Vaters.«
    Sie erinnerte sich nur undeutlich an Martins Vater, der lange vor ihrer Hochzeit verstorben war. Ein angesehener Kaufmann, viel auf Reisen.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe, Frau Helena. Ich möchte nicht, dass es Gerede gibt.«
    Sie nickte schwach.
    Erst als Dietmar die Tür von außen hinter sich geschlossen hatte, ordneten sich ihre Gedanken wieder, die soeben noch vor Trauer wie gelähmt gewesen waren. Wenn Martin lediglich der Sohn eines Handelspartners des alten Grafen gewesen war, warum behauptete Elise dann, sie habe den Hass erst durch seinen Tod kennengelernt? Gewiss, sein Ende war furchtbar gewesen, nie zuvor war ein derart grausiges Verbrechen in dieser Gegend geschehen. Aber reichte das Schicksal eines entfernten Bekannten aus, um solchen Hass zu erzeugen? Wäre der Graf von Birkenfeld ein enger Freund gewesen, so hätte man ihn zur Hochzeit eingeladen. Doch Martin hatte nie von ihm gesprochen.
    Elise, was verbirgst du wohl vor mir?, dachte Lena.
    Ein Klopfen riss sie aus ihren Überlegungen. Fast ungehalten öffnete sie die Tür. Die junge Magd Hanne stand vor ihr, in der Hand ein Kästchen aus dünnem Birkenholz.
    »Herr Philip lässt Euch dies schicken.«
    »Was soll das?«
    »Eine kleine Aufmerksamkeit, er hörte, es gehe Euch nicht gut.« Sie kicherte albern und schüttelte das Kästchen. »Ich glaube, es sind getrocknete Früchte.«
    Lena glaubte, sich verhört zu haben. Wie kam der Ägypter dazu, ihr etwas zu schicken? Und dann auch noch durch Hanne? Schon die wenigen Tage auf Burg Birkenfeld hatten ihr gezeigt, dass Schwester Margarita im Vergleich zu Hanne eine verschwiegene Seele war. Schandmaul war eine noch viel zu harmlose Bezeichnung für die einfältige Magd, der jegliches Taktgefühl fehlte.
    »Bring es ihm zurück! Ich lege keinen Wert auf seine Aufmerksamkeiten.«
    »Aber Frau Helena …«
    Ohne ein weiteres Wort schlug sie Hanne die Tür vor der Nase zu. Es gab Wichtigeres, als sich über die dreiste Magd zu ärgern.
    Gott hatte sie in den letzten Tagen nicht grundlos durch die Hölle ihrer Erinnerungen geschickt. Er wollte ihr ein Zeichen geben, sie musste es nur noch zu deuten lernen.
    Auf einmal war die verlorene Kraft wieder da. Lena straffte sich innerlich, bereit, sich allem zu stellen, was auch kommen mochte, denn ab sofort ging es nicht mehr allein um Elises Heilung. Es galt, ihr Geheimnis zu ergründen.

6. Kapitel
     
     
    W ie lange soll das noch so weitergehen?«
    »Was meinst du?« Ohne Said anzusehen, goss Philip Wasser aus

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