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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Lena.
    Warum war sie nur so erleichtert über diese Erkenntnis?
    »Sehr gern, Herr Dietmar. Ihr wisst doch, das Erzählen ist meine Leidenschaft.« Er hielt kurz inne und wandte sich an die Runde. »Vielleicht sollte ich deshalb heute auch von der Leidenschaft erzählen, eine leidenschaftliche Geschichte aus längst vergangenen Tagen, in denen die Liebe das höchste…«
    Ein lauter Aufschrei unterbrach Philips Rede. Ein Poltern und Klirren. Lena fuhr herum. Elise! Hilflos zuckend lag sie am Boden, das Tischtuch halb heruntergerissen, inmitten von kostbarem Zinngeschirr. Dietmar war aufgesprungen, hielt seine Gattin so wie beim allerersten Mal, als Lena Zeugin geworden war. Auch Philip war aufgesprungen, doch er verharrte in der Bewegung, unschlüssig, was zu tun sei. Der Graf presste seine Frau an sich, bis sie in seinen Armen zur Ruhe kam, stumm, mit geschlossenen Augen. War sie bewusstlos?
    »Kann ich Euch irgendwie …«, setzte Lena an, doch der Blick des Grafen brachte sie zum Verstummen. In seinen Augen brannte eine rote Flamme. Blutrot wie in den Augen des rotbärtigen Teufels, bevor er ihr das Schwert in die Brust gerammt hatte.
    »Ist das Eure ganze Kunst, Frau Helena?«, schrie er. »Ich habe Euch meine Frau anvertraut, damit Ihr sie heilt, nicht damit Ihr es Euch hier wohlergehen lasst!« Lena zuckte zurück, unfähig, etwas zu ihrer Verteidigung hervorzubringen. Sie bemerkte kaum Ludovikas Hand, die sich beruhigend auf ihren Arm legte.
    »Heilung gibt es nur durch Gott!« Die Stimme der Nonne hallte klar und fest durch den Saal. »Und Ihr solltet Euch mäßigen, Herr Dietmar. Das Leid Eurer Frau wird nicht geringer, wenn Ihr jenen zürnt, die Euch nur helfen wollen.«
    Die blutrote Flamme in Dietmars Augen verlosch augenblicklich. Zurück blieb ein schwaches blaues Glimmen.
    »Verzeiht, Frau Helena, ich ließ mich aus Sorge hinreißen.« Er nickte Lena kurz zu, dann trug er seine Frau, die noch immer schlaff in seinen Armen lag, aus dem Saal.
    »Seht es ihm nach«, bat der Kaplan leise. »Das Leid seiner Gemahlin hat ihn übermannt. Er wollte Euch nicht kränken.«
    Lena nickte. So musste es wohl sein.
    Als sie sich umwandte, entdeckte sie einen Ausdruck von Sorge und Mitgefühl in Philips Zügen, der offenbar ihr galt. Doch kaum bemerkte er, dass sie in seinem Gesicht zu lesen versuchte, setzte er sofort wieder seine undurchdringliche Maske auf. Was hätte sie darum gegeben, das Geheimnis zu lüften, das ihn umgab.

10. Kapitel
     
     
    E s reicht!« Wütend verschränkte Said die Arme vor der Brust. »Was soll das Versteckspiel? Warum eröffnest du Dietmar nicht endlich, dass du sein Neffe bist?«
    Philip atmete tief durch und ließ sich auf die Bettstatt fallen.
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Dann nenn sie mir in Allahs Namen! Wir hatten nie Geheimnisse voreinander.«
    »Du hast recht, Said. Und du sollst alles erfahren. Auf der Stelle. Auch wenn ich es immer noch nicht glauben mag.«
    Sofort glättete sich Saids verärgerte Miene. Er setzte sich neben Philip aufs Bett und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Es ist schwer, anzufangen.« Philip schluckte den Kloß im Hals hinunter. Viel zu lange hatte er die Worte zurückgehalten, die ihm in der Seele brannten. »Du erinnerst dich an den sterbenden Räuber. Er wollte mir unbedingt seine Sünden beichten, ehe er vor den Allmächtigen trat.« Der Kloß im Hals war einem Kratzen gewichen, das ihn zum Räuspern zwang. »Die Räuber handeln nicht auf eigene Faust, es gibt einen Auftraggeber. Und der Sterbende behauptete, das sei der Graf von Birkenfeld. Es ging nicht nur um das Eisenerz. Angeblich ist Dietmar schon seit vielen Jahren mit den Räubern im Bunde und entledigt sich auf diese Weise missliebiger Personen. Grässliche Überfälle und Morde, die sie in seinem Auftrag begehen.« Philip hielt kurz inne. »Er erzählte auch etwas von dem Überfall auf den Hochzeitszug. Damals verstand ich es nicht, und ich verstehe auch heute noch nicht so recht, was es damit auf sich hatte. Aber seit ich weiß, dass Helena die Braut war, mache ich mir Sorgen. Ich durchschaue einfach nicht, was hier vorgeht. Ist Dietmar wirklich ein Verbrecher? Oder gibt es jemanden, der ihm Übles will? Der nur behauptet, es geschehe in seinem Auftrag? Und die einfachen Räuber wissen es nicht besser?«
    Er bemerkte kaum, wie Said ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Es tut mir leid«, sagte der Araber. »Du hast gehofft, etwas von dem zu finden, was du verloren hast, und nun stellt

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