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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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hier erzählt, klingt wahrlich nicht gesund«, biss sie zurück.
    »Ihr glaubt mir nicht?« Verdammt, warum fing er an, mit ihr zu streiten? Er wollte sie doch nur warnen.
    »Ich weiß, dass Ihr eine blühende Phantasie habt. Aber diese Geschichte ist wahrhaft ungeheuerlich.«
    »Ach, und wie nennt Ihr es, wenn ein Mann, der die Ehe nicht vollziehen kann, einen Stellvertreter zum Erbenzeugen sucht?«
    »Er war verzweifelt. Aber das ist kein Verbrechen. Ganz im Gegensatz dazu, ein falsches Zeugnis abzulegen.«
    »Hört mich an, Frau Helena. Ich will nicht mit Euch streiten. Ich wollte Euch warnen. Verlasst Burg Birkenfeld. Hier seid Ihr nicht mehr sicher.«
    »Bin ich hier nicht mehr sicher, oder passe ich nicht in Eure Pläne, Herr Philip?« Diesmal würzte sie die verhasste Betonung zusätzlich mit einem überheblichen Lächeln.
    »Warum wollt Ihr mir nicht glauben? Es geht mir wirklich nur um Eure Sicherheit.«
    »Weiß ich denn, ob Ihr die Wahrheit sagt? Ob Ihr Euch das nicht alles nur ausgedacht habt? Eine Geschichte, die Euch gut in den Kram passt, um dem Grafen zu schaden? Ebenso gut könntet Ihr zu seinen Gegnern gehören, die schon lange nach seinem Besitz gieren.«
    Philip atmete tief durch. Said hätte Wahrsager werden sollen. Für einen Moment kämpfte er mit sich. Sollte er ihr die Wahrheit über seine Herkunft verraten? Ihr wirklich vertrauen?
    »Ich glaube, es wäre besser, Ihr geht jetzt, Herr Philip.«
    Wenigstens hatte sie seinen Namen diesmal ohne Häme ausgesprochen.
    »Ich werde gehen. Aber ich werde wiederkommen, sobald ich untrügliche Beweise für meine Anschuldigungen habe. Ich bitte Euch nur zu Eurem eigenen Schutz, das Gespräch vertraulich zu behandeln.«
    »Glaubt Ihr wirklich, ich würde den Grafen mit derartigem Unsinn belasten? Nun, vermutlich sind die Frauen in Eurer Heimat dumme Klatschbasen, denen man jeden Bären aufbinden kann.«
    Sie öffnete die Tür und winkte ihn nach draußen.
    Er zögerte kurz. »Welche Beweise wünscht Ihr, Frau Helena? Ich werde sie beschaffen.«
    Plötzlich wurden ihre Züge ganz weich.
    »Warum seid Ihr so erpicht darauf, mich von der Schuld unseres Gastgebers zu überzeugen?«
    »Glaubt mir, es wäre mir lieber, er wäre unschuldig. Ihr ahnt nicht, wie viel lieber. Aber wir dürfen uns der Wahrheit nicht verschließen. Ihr habt genug verloren, ich will nicht, dass Ihr auch noch Euer Leben verliert.«
    Sie senkte den Blick. »Ich danke Euch für Eure Warnung, doch ich kann ihr nicht entsprechen. Ich habe hier eine Aufgabe. Die Gräfin braucht mich.«
    »Ihr glaubt mir nicht.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ihr seid ein seltsamer Mann. Ich habe noch nie eine so widersprüchliche Seelenflamme in den Augen eines Menschen gesehen wie in den Euren. Mal leuchtet sie stark und hell, sprüht Funken und quillt über vor Lebendigkeit, nur um kurz darauf fast zu verlöschen. Ihr seid kein Lügner, aber Ihr seid nicht mit Euch selbst im Reinen, und so weiß ich nicht, ob ich Eurem Urteil trauen kann.«
    Er schluckte. Diese Frau war gefährlicher als Thea. Wie man einem Schwert auswich, das wusste er. Aber wie sollte er sich vor einem Menschen schützen, der in die Tiefe seiner Seele blickte?
    »Gute Nacht, Frau Helena«, flüsterte er, ehe er aus ihrer Gegenwart floh.
    Das Splittern einer Lanze, ein grauenvoller Schrei. Sein Vater liegt am Boden, greift sich stöhnend ans Visier. Er reißt sein Pferd herum, springt aus dem Sattel und sinkt neben dem Vater in die Knie. Seine Hände zittern, als er ihm den Helm abnimmt. Alles ist voller Blut. Ein Lanzensplitter hat das rechte Auge durchbohrt. Er will die Blutung stillen, weiß nicht, wie er es anstellen soll. Die klare Flüssigkeit des Augapfels mischt sich mit dem warmen Blut, rinnt ihm zwischen den Fingern hindurch …
    Ein heftiges Rütteln holte ihn zurück in die Wirklichkeit. Sofort war er hellwach, blickte in Saids sorgenvolles Gesicht.
    »Seit Italien hast du nicht mehr im Schlaf geschrien.«
    Philip antwortete nicht. Durch die Ritzen der Fensterläden stahlen sich die ersten Finger der Morgenröte. Er stand auf und öffnete das Fenster. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
    Said war dicht hinter ihn getreten.
    »War es wieder der alte Traum?«
    Philip nickte. »Du musst dir keine Sorgen machen, Said. Ich habe dir versprochen, dass die Schatten mich nie mehr in die Finsternis reißen werden. Und ich werde mein Wort halten.«
    »Nun, dann … Dein Wort hast du noch nie gebrochen.« Das Lächeln des

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