Die Sündenheilerin (German Edition)
es für dich? Ich möchte nicht, dass Thea davon erfährt.«
»Eine Weibergeschichte?« Der alte Räuber lachte. »Das hätte ich mir denken können.«
»Kann man so sagen. Es hat einen einflussreichen Mann das Leben gekostet.«
»Ein eifersüchtiger Ehemann?«
Philip nickte. Das war ja einfacher, als er gedacht hatte.
»In Alexandria wäre ich des Todes gewesen, also habe ich mir überlegt, die Heimat meines Vaters kennenzulernen.«
»Und hast dich auf Birkenfeld eingenistet. Kein schlechter Plan. Dietmar weiß zu leben.«
»Nur leider ist er mir nicht wirklich wohlgesinnt. Er glaubt, ich sei ein Regensteiner Bastard.« Philip nippte an seinem Bier. Er durfte nicht mehr allzu viel trinken, wenn er bei klarem Verstand bleiben wollte. »Scheint wohl irgendeine Schrulle von ihm zu sein.«
»Man kann es ihm nicht verdenken, die Regensteiner haben seiner Familie übel mitgespielt.«
»Das klingt, als würdest du ihn gut kennen.«
Ein Halbwüchsiger kam am Feuer vorbei.
»He du, bring mir noch ein Bier!«, rief Barbarossa dem Jungen zu und reichte ihm den leeren Krug. Der Knabe nickte verschüchtert und stob davon. »Ja, ich kenne ihn gut. Sehr gut sogar.«
»Ein Räuberhauptmann kennt einen Grafen?«, fragte Philip. Endlich nahm das Gespräch die Wendung, auf die er so lange hingearbeitet hatte.
»Er ist nicht als Graf geboren und ich nicht als Räuber.«
Der Junge kehrte mit dem Bierkrug zurück. Barbarossa nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich den Schaum aus den Mundwinkeln. »Dietmar hatte einen älteren Bruder.«
»Ich habe von ihm gehört.«
»Otto war ein Teufelskerl. Einer der besten Freunde, die ich jemals hatte.« Ein versonnener Zug längst verblasster Erinnerungen legte sich über Barbarossas Miene. »Er hat sogar das Feld geräumt, damit ich um Theas Mutter werben konnte.«
Fast hätte Philip sich an seinem Bier verschluckt. Sein Vater war ein Freund dieses Halsabschneiders gewesen? Das konnte doch nicht sein.
»Wie das?«
»Es sollte eine Ehe zwischen Otto und der schönen Clara, der Tochter des Herzogs von Sachsen, angebahnt werden. Der alte Birkenfeld war ganz versessen auf ein Bündnis mit den Askaniern. Keine Ahnung, wie er den hochnäsigen Herzog dazu brachte, seine Tochter einem Grafensohn zu versprechen, nachdem sich doch Prinzen um sie gerissen hätten. Otto wusste, dass Clara und ich uns liebten, und so schloss er sich dem Kreuzzug unter Bonifatius von Montferrat an, um mir die Gelegenheit zu geben, um Clara zu werben.«
»Thea erzählte mir eine andere Geschichte. Clara hätte sich bei einem Turnier in dich verliebt.«
»Thea weiß nicht alles«, gab Barbarossa trocken zurück. »Ich habe vier Jahre lang versucht, auf ehrbare Weise Claras Hand zu gewinnen. Beim Turnier versuchten Clara und ich das letzte Mal, ihren Vater umzustimmen. Zu der Zeit war die Kunde von Ottos Tod schon bis zu uns gedrungen. Clara wäre frei von jeglicher Verpflichtung gewesen, aber ich war dem Herzog nicht gut genug. Nun, ich will dich nicht mit alten Geschichten langweilen, jedenfalls kenne ich Dietmar schon, seit er ein Knabe war.«
»Ist er auch so ein Teufelskerl wie sein älterer Bruder?«
»Dietmar?« Barbarossa lachte. »Ein hinterhältiger Ränkeschmied ist er, der andere die Drecksarbeit verrichten lässt. Nein, Dietmar hat nicht das Mindeste mit seinem Bruder gemein. Aber mir ist es recht.«
»Du lässt die Eisenerzfuhren in seinem Auftrag rauben, nicht wahr?«
»Wer behauptet das?«
Philip zog ein verschlagenes Gesicht. »Bei meiner Ankunft hier wurde ich Zeuge, wie deine Leute eine Eisenerzfuhre überfielen. Einer deiner Männer hatte wohl Angst vor dem Fegefeuer und beichtete mir im Sterben alle seine Sünden. Und die des Grafen noch dazu.«
»Ja, die meisten hier sind feiger Abschaum. Aber sie tun, was ich ihnen befehle.«
»Kein schlechter Gedanke, sich mit dem Grafen einzulassen. Aber was ist, wenn es ihm in den Sinn kommt, das Bündnis eines Tages zu beenden und selbst als großer Held dazustehen, der deine Bande auslöscht?«
»Das wird er nicht tun. Ich weiß genug, um ihn auf den Richtblock zu bringen. Wusstest du, dass er seinen eigenen Halbbruder niedermetzeln ließ?«
Barbarossa stürzte sein Bier hinunter und schickte den Jungen nach einem frischen. Der wievielte Krug mochte es wohl sein?
»Das hat er getan?« Philip gab sich erstaunt.
»O ja, das heißt, er hat mir den Auftrag für den Überfall erteilt. Es war ein prächtiger Hochzeitszug. Die Braut war
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