Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)
hockte sich hin.
»Verrotte in der Hölle, du Perverser.«
Sie stand auf, zog die Handschuhe aus und stopfte sie zusammen mit dem ersten Zettel in ihre Tasche. Dann warf sie die Tasche auf die Couch und eilte zum Telefon.
Sie steckte das Kabel wieder ein, nahm den Hörer ab und rief die Polizei.
Notizen zur Entstehung:
Meine allererste veröffentlichte Geschichte.
Sie erschien im Jahr 2000 zunächst auf der Website von Horrorfind. Ich hatte gerade erst damit begonnen zu schreiben. Dies war mein dritter oder vierter Versuch, eine eigene Story zu Papier zu bringen. Ich hatte über diverse Internetforen, die damals noch existierten – das alte Masters of Terror, glaube ich, und ein paar andere, an deren Namen ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann und die vermutlich längst nicht mehr existieren oder mit anderen Seiten fusioniert sind – von Horrorfind, inzwischen eine reine Suchmaschine, erfahren. Den Namen von Brian Keene, dem damaligen Literaturredakteur, hatte ich auch schon einmal gehört – das war, bevor er der Brian Keene wurde.
Ich beschloss, die Geschichte einzusenden, und zu meiner großen Überraschung erhielt ich eine E-Mail von Brian, in der er schrieb, wie sehr sie ihm gefallen habe und dass sie ihn sehr an den großen Richard Laymon erinnere. Ich war begeistert. Nein, mehr als begeistert: Ich war total außer mir. Eine Geschichte, die ich geschrieben hatte, würde nicht nur veröffentlicht werden – der Redakteur hatte mir zudem gesagt, sie erinnere ihn an den Schriftsteller, den ich am allermeisten verehrte und dessen Werke mich beim Schreiben dieser Geschichte sowie bei all meinen Arbeiten sehr stark beeinflusst haben! Das war wirklich ein grandioser Tag! Ein Jammer, dass wir seither nichts mehr von Brian gehört haben …
Das Meeresrauschen in der Muschel
(Hearing the Ocean in a Sea Shell)
(Deine Schwäche wird dein Untergang sein …)
»Spät zurück.«
Jackson nickte dem Nachtportier hinter dem Tresen zu – einem älteren schwarzen Mann, der immer noch recht fit wirkte – und ging in Richtung Fahrstuhl.
»War beinahe schon zu ruhig in den letzten Stunden«, sagte der alte Mann und lächelte. »Und Sie? Hatten Sie einen angenehmen Abend?«
Jackson antwortete nicht und hastete weiter. Er hörte, wie ihm der Pförtner ein »Arschloch« hinterhermurmelte, aber es war ihm egal.
Er erreichte den Fahrstuhl, der von den Bewohnern allgemein als »Todesfalle« bezeichnet wurde, drückte auf den »Aufwärts«-Knopf und wartete.
Als Jackson eine Zeitung rascheln und den Portier vernehmlich seufzen hörte, nahm er an, dass der Alte sich entweder sagte Leck mich doch oder seine Arbeit so gleichgültig erledigte, dass es ihn überhaupt nicht kümmerte, was in diesem Gebäude vor sich ging.
Trotzdem warf Jackson einen Blick über seine Schulter und fragte sich, ob der Nachtportier irgendeinen Verdacht hegte.
Warum sollte er? Er ist nur ein alter Mann, der die ganze Nacht auf seinem Hintern sitzt.
Jackson kniff die Augen zusammen und versuchte, die Schlagzeilen auf der ersten Seite zu entziffern, konnte sie aber von seiner Position aus nicht richtig erkennen.
Der Fahrstuhl kündigte seine Ankunft mit einem Klingeln an. Jackson drehte sich um und betrat ihn. Die Kabine lag in Licht getaucht, das die Farbe von blassem Urin besaß. Der Gestank von Erbrochenem und Zigaretten drehte ihm jedes Mal aufs Neue den Magen um.
(Ich kann’s nicht glauben. Du machst mich krank. Ich dachte, ich kenne dich, aber ich hab mich wohl geirrt …)
Er drückte mit dem Zeigefinger auf den Knopf für den sechsten Stock und sah, wie der alte Mann eine Ecke seiner Zeitung umknickte und ihn beobachtete, bevor sich die Tür des Fahrstuhls knarrend schloss.
Gott sei Dank hab ich ein besseres Leben als er.
Als der Lift rumpelnd zum Leben erwachte und mit seinem ruckelnden Aufstieg in den obersten Stock begann, atmete Jackson lange und entspannt ein und lehnte sich an die schmutzig-braun getäfelte Rückwand. Er war in Sicherheit.
Niemand war ihm gefolgt.
Es sei denn, in meiner Wohnung wartet schon eine Gruppe von Polizisten auf mich.
Das hielt er allerdings für relativ unwahrscheinlich. Immerhin hatte der Alte gesagt, es sei eine ruhige Nacht gewesen. Aber was, wenn er gelogen hatte? Was, wenn er diese miesen Schweine nur gedeckt hatte?
Wie lautet die korrekte Bezeichnung für eine Gruppe von Polizisten?, fragte er sich. Eine Schar? Eine Herde? Ein Schwarm? Eine Einheit?
Jackson grübelte noch immer darüber
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