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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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nach, als der Fahrstuhl im ersten Stock zum Stehen kam.
    Die Tür öffnete sich.
    Jackson wartete.
    Als niemand einstieg, trat er an die offene Tür und warf einen Blick hinaus. Niemand da.
    »Verfluchter Fahrst…« Er verstummte, als er das Baby sah.
    Es saß mit verschränkten Beinen da und glotzte ihn unverhohlen an. Jackson lächelte. Das Baby lächelte nicht zurück. »Hallo, du. Na, was machst du denn da draußen?«
    Das Baby – er konnte nicht sagen, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte – gab keinen Laut von sich. Es lachte nicht, es weinte nicht, es gluckste nicht. Es saß nur da, mitten auf dem Korridor, schaukelte vor und zurück. Starrte ihn an. Und sah traurig aus.
    Die Tür ging wieder zu.
    Jackson tat einen Schritt zurück und beobachtete, wie sie sich schloss.
    Wo sind seine Eltern?
    Er lehnte sich erneut gegen die Rückwand und zuckte die Achseln. Es ging ihn nichts an. Vielleicht handelte es sich ja um das Kind einer Nutte und sie wollte es nicht mitnehmen, während sie das Geschäftliche erledigte. Vielleicht hatte sie keinen Babysitter gefunden und es deshalb vor der Wohnung ihres Kunden auf den Flur gesetzt.
    Was auch immer der Grund sein mochte, es interessierte Jackson nicht. Was ihm hingegen zu schaffen machte, war, wie elend das Baby gewirkt hatte. Aber konnten sich Babys überhaupt richtig elend fühlen? War das in ihrem jungen Alter nicht eine viel zu komplexe Emotion?
    Jackson fragte sich, was wohl aus dem Kind werden würde, wenn es älter wurde.
    Ich kann mir über so etwas nicht den Kopf zerbrechen. Ich hab genügend eigene Probleme.
    Er wusste, dass es albern war – er hatte sich in dieser Nacht nichts zuschulden kommen lassen – aber trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. War es eine Botschaft von Gloria? Wollte sie ihn davor warnen, in seine Wohnung zu gehen, weil dort eine Schar Polizisten auf ihn wartete?
    Was willst du mir sagen, Gloria?
    Er war in einem winzigen Dorf namens Belford im Mittleren Westen zur Welt gekommen. Als zweites Kind. Sein Bruder Michael war drei Jahre älter als er, aber laut seiner Mutter war seine Geburt besonders reibungslos verlaufen.
    Sie wohnten in einem zweistöckigen Haus direkt am Ortsausgang. Seinen Eltern gehörte die örtliche Tierhandlung: Sean and Deb’s Friendly Pet Store . In einer seiner frühesten Kindheitserinnerungen saß er im hinteren Bereich des Ladens und streichelte ein winziges Kätzchen, während seine Mutter ihn anlächelte. Vielleicht weinte sie sogar ein bisschen.
    Doch das vorherrschende Gefühl, das seine Erinnerungen an damals dominierte, war Lachen. Zu Hause schienen sie alle glücklich gewesen zu sein, sogar sein älterer Bruder. Alles war gut.
    Der Fahrstuhl blieb im dritten Stock stehen.
    Jackson seufzte. Die Fahrt in den sechsten Stock dauerte in diesem abgehalfterten Relikt schon lange genug, ohne dass er ständig anhielt.
    Um diese Zeit war das Haus normalerweise wie ausgestorben. Deshalb fuhr er so gerne spät nachts damit – es war niemand unterwegs, der ihn sehen konnte. Abgesehen vom Nachtportier.
    Die Tür öffnete sich und der unsichtbare Mann stieg ein.
    Entweder das – oder der Fahrstuhl spielte verrückt.
    Jackson ging auf die offene Tür zu. Er sah, dass am Ende des Korridors ein paar Kinder lachten und spielten.
    »Verdammte Gören«, rief er. »Habt ihr wieder an den Knöpfen rumgedrückt?«
    Sie ignorierten ihn und spielten weiter.
    »Hey! Ich hab euch was gefragt!«
    Kleine Scheißer, dachte Jackson.
    (Du beschissener Lügner. Ich hab dir vertraut. Dich geliebt. Wollte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Und jetzt das. Das bist du also? Ich kann nicht glauben, dass ich so blöd gewesen bin …)
    Die Kinder blieben in ihrer schattigen Ecke des Korridors und während Jackson sie weiter beobachtete, stellte er fest, dass sie gar nicht miteinander spielten – zumindest nicht Fangen oder Verstecken. Eines der Kinder, es war kleiner als die anderen, stand an der Wand. Es lachte nicht. Der Junge hielt seinen Kopf gesenkt, während die anderen Kinder ihn schubsten und sich über ihn lustig machten.
    Herzlose kleine Arschlöcher.
    Nun hörte Jackson, was sie riefen: »Hurensohn, Hurensohn.«
    »Hört auf, ihn zu ärgern, ihr Rotzlöffel!«, rief er. »Geht rein und hört auf, mit dem Fahrstuhl zu spielen!«
    Sie ignorierten ihn weiter und warfen noch nicht einmal einen Blick in seine Richtung.
    Was bin ich? Ein verfluchter Geist?
    »Hurensohn«, sangen

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