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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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Mitglied einer Band berühmt zu werden – er spielte Schlagzeug –, aber obwohl sein Bruder ihm ständig Postkarten schickte und ihn aufforderte, ebenfalls in den Big Apple zu ziehen, wollte er seine Eltern, Belford und seine verbliebenen Freunde nicht einfach so im Stich lassen.
    Dann war sogar sein Lieblingsonkel Walter, der Bruder seines Vaters, bei ihnen eingezogen. Er wohnte in Michaels Zimmer und war ein liebevoller, lustiger, großzügiger Mann, der die Stadt oft aufgrund seiner Geschäfte verlassen musste und anschließend mit Geschenken wie neuen Turnschuhen oder einem Stapel Comics zurückkam.
    Er lebte sehr gerne in Belford. Manchmal half er sogar in der Tierhandlung aus und verdiente sich ein bisschen Geld dazu, mit dem er Verabredungen mit einigen der attraktivsten Mädchen der Stadt finanzierte. Auch wenn New York natürlich sehr aufregend klang, konnte er Belford nicht verlassen. Es gab für ihn keinen Grund zu gehen, jedenfalls wäre ihm keiner eingefallen. Alles war gut.
    Die Tür öffnete sich. Jackson erkannte einen Mann vor sich. Er konnte nicht genau sagen, wie alt er war. Der Mann saß ein Stück entfernt auf dem Korridor – in einem Stuhl mit dem Rücken zum Fahrstuhl. Es fiel kaum Licht auf seine starre Silhouette. Der Mann hatte kurz geschorenes, schwarzes Haar, so viel konnte Jackson erkennen, und er schien gar nichts zu tun.
    Trotzdem löste er Unbehagen bei Jackson aus.
    Was zur Hölle macht der da?
    Jackson schluckte. »Äh, entschuldigen Sie, Sir. Können Sie mir vielleicht sagen, was hier los ist?«
    Der Mann antwortete nicht.
    Jackson überraschte das nicht. Schließlich hatten ihn heute Nacht auch alle anderen ignoriert, warum sollte es bei ihm hier also anders sein?
    Jackson versuchte es erneut. »Haben Sie auf den Fahrstuhlknopf gedrückt? Wer sind Sie? Warum sitzen Sie da?«
    Der Mann antwortete, indem er sich ein Streichholz anzündete.
    Jackson verließ seine Position an der Rückwand des Aufzugs und schlich sich zur Tür. Er beobachtete, wie der Mann das Streichholz vor sein Gesicht hielt.
    Er zündet sich nur eine Zigarette an, dachte Jackson etwas erleichtert.
    Er wartete, dass der Mann sich die Zigarette ansteckte. Als das Streichholz jedoch abgebrannt war, zündete er nur ein weiteres an, saß da und starrte auf die kleine Flamme.
    (Ich weiß alles. Alles, dein ganzes Leben, war eine einzige große Lüge. Und ich weiß alles …)
    Jackson wurde unwohl. »Hol mich hier raus«, murmelte er.
    Der Mann warf ein weiteres abgebranntes Streichholz auf den Boden und zündete ein drittes an.
    »Hol mich verdammt noch mal hier raus, Gloria.«
    Aber die Tür schloss sich nicht.
    Der Fahrstuhl spielte mit ihm, quälte ihn, genau wie die Kinder, die den armen Jungen unten im dritten Stock gehänselt hatten.
    »Ich will hier raus.«
    Er verstand nicht, was passierte, was Gloria ihm zu sagen versuchte, aber er wusste, dass es im Gebäude heute Nacht hätte ruhig sein müssen.
    Was wollen die von mir? Wer sind die? Was sind die?
    Jackson zitterte. Heute Nacht hatte er nicht das Bedürfnis verspürt, seine Fantasien auszuleben. Heute Nacht war er einfach durch die Gegend gelaufen, aber er wusste, dass er morgen wieder losziehen, eine willige Mitspielerin finden und ihr zeigen musste, dass es auf der Welt wirklich Schutzengel gab, die das Leben der Menschen lenkten.
    »Gloria«, brüllte Jackson, doch der Mann drehte sich noch immer nicht um.
    Der Fahrstuhl schien noch düsterer und enger zu werden, als er es ohnehin schon war. Jackson wollte fliehen und die verfluchte Kabine ein für alle Mal verlassen, aber er hatte zu große Angst, an dem Mann vorbeizurennen und sein Gesicht zu sehen. Er hatte Angst davor, was er dann vielleicht erkennen würde.
    Davor, wer dieser Mann vielleicht sein könnte.
    Ich werde verrückt. Das ist es doch, Gloria, nicht wahr? Ich werde wahnsinnig.
    (Ich dachte, du wärst auch nur so ein Mistkerl, ein verlogener, widerlicher Kerl. Aber jetzt weiß ich, dass noch mehr dahintersteckt. Es ist noch schlimmer. Viel schlimmer. Das Komische ist, das ein kleiner Teil von mir sich fragt, ob all das wirklich allein deine Schuld ist. Ob du vielleicht gar nicht allein bestimmen konntest, wie dein Leben verläuft. Vielleicht, nur vielleicht, bist du ja wirklich verrückt …)
    Die Fahrstuhltür schloss sich.
    Das wird auch Zeit, dachte er und war froh, als er den auf dem Stuhl sitzenden Mann nicht länger ansehen musste.
    Jackson fühlte sich nicht wohl. Abgesehen von dem

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