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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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aufgestapelten Blechdosen und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Er war fasziniert von dem Mann und davon, was sein bizarrer Verkaufsstand symbolisierte. Dies war Kapitalismus in seiner primitivsten Form. Yes, Sir! Er hatte definitiv den Geist Amerikas gefunden.
    »Und wessen Seelen sind das?«
    »Die meisten stammen von den überfahrenen Tieren hier.«
    »Kann ich eine sehen?«
    Almus schüttelte den Kopf. »Leider nein. Sie müssen erst eine Dose kaufen, bevor Sie sie öffnen dürfen. So eine Seele ist eine mächtige Sache. Da steckt eine Menge Kraft drin. Das hier mögen vielleicht nur die Seelen einfacher Tiere sein, aber es sind trotzdem Seelen.«
    »Und was macht man damit?«
    »Kaufen Sie eine und finden Sie’s raus.«
    Natürlich war das alles völliger Unsinn. Craig wusste, dass das nur eine clevere, wenn auch sehr morbide Masche war, dummen und ebenso morbiden Touristen ihr Geld aus der Tasche zu ziehen. Während seiner zweimonatigen Fahrt durchs Land hatte er schon Straßenhändler gesehen, die in Flaschen abgefüllte Luft verkauften. Oder Wasser, das angeblich Krebs heilte. Und sogar Locken vom Schamhaar angeblicher Jungfrauen. In einem Land, in dem man wirklich alles kaufen konnte und nichts zu absurd war, war der Einfall, die Seelen toter Tiere zu verticken, nur eine weitere Variante, auch das letzte Quäntchen Milch und den letzten Tropfen Honig aus dem reichen, schier endlosen Vorrat herauszuquetschen.
    Craig konnte allerdings gut auf das verrottende Aas verzichten, das hier zum Verzehr angeboten wurde …
    Die Leute kaufen doch nicht wirklich diese Tiere, um sie zu essen …
    Der Gedanke, dass man Seelen einfangen und einsperren konnte, um sie dann am Straßenrand zu verkaufen, war allerdings ebenso verblüffend wie grauenhaft. Was für ein Hirn denkt sich nur so etwas aus?, fragte sich Craig. Entweder ein wirklich cleveres oder irgendein wirrer Junkie, der ernsthaft glaubte, er biete das Wesentliche des Lebens selbst zum Verkauf an. Craig hatte sich noch nicht entschieden, in welche Kategorie er Almus einsortieren musste.
    »Sind Sie verheiratet?«
    Craig blickte in Almus’ altes Gesicht. »Nein. Ich meine, das war ich, aber meine Frau ist … tot.«
    Der Schmerz schien Craigs Brust zu zerreißen.
    Es tut mir leid, Rachel.
    »Ich dachte nur, dann hätten Sie ja auch eine für Ihre Frau kaufen können. Wäre doch ein schönes Geschenk gewesen.«
    »Ich habe auch keine Kinder.«
    Und das ist auch besser so, dachte er. Es wäre furchtbar gewesen, wenn sie mit Rachel das hätten durchmachen müssen, was ich durchmachen musste.
    Craig war unangenehm berührt, weil Almus Erinnerungen heraufbeschworen hatte, die er mit größter Anstrengung zu verdrängen versucht hatte – Erinnerungen, wegen derer er unzählige Meilen durchs Land gefahren war, um sie hinter sich zu lassen. Er entschied, dass es nun wieder Zeit für ihn war, sich auf den Weg zu machen. Er fischte den Geldbeutel aus der Gesäßtasche seiner Jeans. »Wie viel kostet so eine Dose?«
    »Kommt auf die Seele an. Je größer die Dose, desto größer das Tier und desto größer und mächtiger auch die Seele.«
    Craig ließ seinen Blick über die Blechdosen-Sammlung schweifen. Er blieb an der großen Dose hängen. »Die Große da, was war das für ein Tier und wie viel kostet die?«
    Wenn er schon eine kaufen würde, wieso dann nicht gleich das Maximum aus dem Geschäft herausholen? Er konnte es sich leisten und der Typ sah aus, als könne er das Geld gebrauchen.
    Almus holte langsam seufzend Luft. Als er lächelte, zitterten seine Lippen. »Freut mich, dass Sie fragen.«
    Ein Heulen, lang und sorgenvoll, schnitt durch die stille Nachmittagsluft wie eine Klinge durch Fleisch. Es jagte Craig einen eiskalten Schauer über den Rücken.
    Er bemerkte Almus’ Grinsen und als das Heulen verstummte, sagte der Alte: »Diese Dose enthält die mächtigste Seele von allen. Sie ist menschlich.«
    Craig erbleichte. »Menschlich? Wollen Sie damit sagen, sie stammt von einer richtigen, echten Person? Einem menschlichen Wesen?«
    »Genau das.«
    Das trieb das Spielchen dann doch ein bisschen zu weit, aber Craig musste trotzdem nachhaken: »Und wo ist die Leiche?«
    »Schon lange weg«, antwortete Almus. »Außerdem wäre das absolut geschmacklos, hier einen Menschen aufzuhängen, so als sei er nur irgendein überfahrenes Tier.«
    Craig musste beinahe lachen.
    Geschmacklos? Schau dich hier doch mal um, Kumpel.
    Er schätzte, dass es eigentlich keine Rolle

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