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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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jetzt mit Johnny zusammen, hat Ihr Vater gesagt. Und das war im Juni.»
    Welche Reaktion er sich von ihr erhofft hatte, wusste er nicht. Irgendeine. Die bekam er auch. Sie senkte den Kopf und murmelte: «Nein, ich bin heimgefahren.»
    Etwas in ihrem Ton irritierte ihn. Er wurde noch vorsichtiger.
    «Ganz sicher sind Sie das. Aber Sie waren einmal mit Johnny zusammen?»
    «Ja.»
    «Wissen Sie noch, wann das war?»
    «Ja. Jetzt weiß ich es wieder. An Magdalenas Geburtstag. Aber ich bin heimgefahren.»
    Bist du nicht, dachte er und sagte: «Natürlich, Frau Bender. Das bezweifle ich gar nicht. Erinnern Sie sich an den Abend?»
    «Ganz genau. Es ist mir gerade eingefallen. Ich bin kurz vor elf heimgefahren.»
    So kam er nicht weiter. Er versuchte es anders. «Und warum sind Sie heimgefahren?»
    «Ich hatte es Magdalena versprochen. Und ich hatte Angst,dass Tiger mitfahren wollte. Das Mädchen wäre bestimmt nicht mitgekommen. Sie hatte ihn ja gerade erst kennen gelernt.»
    Das Mädchen! Er hätte pfeifen können in dem Augenblick. Gut so, weiter so, erzähl es mir, ganz langsam, ganz vorsichtig. «Welches Mädchen, Frau Bender?»
    «Weiß ich nicht.»
    Na schön, das wusste ja anscheinend niemand. Kein Wunder, dass es in Buchholz keine Vermisstenmeldung für die fragliche Zeit gab. Der Himmel allein mochte wissen, woher das arme Ding gekommen war. Zurück zum Kernpunkt.
    «War Frankie auch dabei?»
    Sie betrachtete ihre Hände, spreizte die Finger ab, rieb über die Nägel. Ihre Miene drängte ihm den Vergleich mit einem trotzigen Kind auf. «Wissen Sie es nicht, Frau Bender?»
    «Doch, ich weiß es. Er war nicht dabei. Ich habe ihn nie gesehen.»
    Er atmete tief durch und entschloss sich, das Ziel frontal anzusteuern. «Doch, Frau Bender. Sie haben ihn gesehen. Einmal, im Keller. Und es war in dieser Nacht. Aber es war später als elf. Ich weiß das genau. Wenn Sie um elf heimgefahren sind, müssen Sie später noch einmal zurückgekommen sein. Ich verstehe sehr gut, dass Sie noch einmal zurückgefahren sind. Ich an Ihrer Stelle wäre auch noch einmal ins ‹Aladin› gefahren. Sie waren sehr verliebt in Johnny und wollten bei ihm sein. Das ist ganz normal. Jedes normale Mädchen hätte das getan, Frau Bender. Und Sie waren doch ein normales Mädchen, nicht wahr? Sie waren nicht verrückt. Nur eine Verrückte hätte Johnny sausen lassen und sich   … daheim verkrochen.»
    Beinahe hätte er gesagt: «…   neben das Bett der kranken Schwester gesetzt.» Er hatte es gerade noch verschlucken können und sprach mit einem Hauch von Erleichterung weiter. «Sie sind in der Nacht zusammen mit Johnny, dem kleinenDicken und noch einem Mädchen in ein Auto gestiegen und weggefahren, dafür habe ich Zeugen. Frankie muss der Mann gewesen sein, der schon im Keller war, als Sie mit den anderen hereinkamen.»
    «Ich weiß es nicht.» Es klang, als wolle sie weinen. Sie zupfte an ihren Fingernägeln. «Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich um elf heimgefahren bin. Und dann war Oktober. Ich weiß nicht, wie das passiert ist.»
    Ihre Finger verflochten sich, rieben, drehten und kneteten einander, als gebe es keinen anderen Halt als die eigenen Hände. Ihre Stimme bekam einen Hauch von Panik. Ihr Blick war ein einziges Flehen um Glauben und Verständnis.
    «Ich habe meine Schwester nicht im Stich gelassen. Ich habe alles für sie getan. Alles nur für sie. Nur anschaffen, das nicht. Ich wollte es nur mit einem Mann tun, den ich liebe. Und Johnny   … Ich habe daran gedacht beim Tanzen. Dass ich es will – mit ihm. Und wenn es nur einmal gewesen wäre. Das wäre mir egal gewesen. Das eine Mal hätte ich erlebt, das hätte mir keiner wegnehmen können. Sing deiner Schwester ein Schlaflied, hat er gesagt. Ich warte hier auf dich. Und ich dachte, wenn sie richtig müde wird, wenn sie schläft, kann ich vielleicht nochmal   …»
    Sie riss die Augen auf und beteuerte: «Aber ich war vorsichtig. Ich war immer vorsichtig. Das müssen Sie mir glauben. Ich habe sie geliebt. Ich hätte nie etwas getan, was ihr schadet. Ich habe immer aufgepasst. Ich wusste, worauf ich achten muss. Wenn sie den Atem anhielt, habe ich sofort aufgehört. Und wenn er zu schnell wurde, habe ich langsamer gemacht. Ich habe immer eine Hand auf ihrer Brust gehalten und gefühlt, wie ihr Herz schlägt. Ich habe mich nie auf sie gelegt, nie. Ich habe es meist auch nur mit den Fingern gemacht. Nur ganz selten mit der Kerze, ehrlich. Und mit der Zunge  

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