Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Mädchen bei sich gehabt haben an dem Abend, da war immer noch Georg Frankenberg. Und mochte Frankie ein noch so zurückhaltender und ernsthafter junger Mann gewesen sein – es hatte sich schon manch einer mitreißen lassen. Dann blieb nur noch zu beweisen, dass Georg Frankenbergs Arm nicht am 16.   Mai, sondern etwas später gebrochen war.
    Für die Vorstellung, wie sich der Armbruch ereignet hatte, brauchte man nicht viel Phantasie, nur ein paar schlaflose Nächte, in denen man im Geist durchspielte, wie ein junger Mann völlig aufgelöst nach Hause kommt. Wie er seinem Vater von einem oder zwei toten Mädchen erzählt. Der junge Mann hat Angst. Der Vater beruhigt ihn, stellt ein paar gezielte Fragen und erfährt: Niemand hat den Sohn zusammen mit den beiden Mädchen gesehen. Darüber hinaus ist es fern der Heimat passiert. Also: Mach dir keine Sorgen, mein Junge. Das regeln wir schon. Es tut auch gar nicht weh. Ich gebe dir vorher eine Spritze.
    Rudolf Grovian war mit seinen Gedanken in Frankfurt, im «Aladin» und an einigen anderen Orten, nur nicht ganz bei ihr. Etwas Wesentliches schien er nicht zu verpassen. Er hörte sie weiter über Horsti sprechen, und der war für ihn nun wirklich ohne Belang.
    Sie seufzte. «Ich hoffe, er ist glücklich verheiratet. Doch, wirklich, das wünsche ich ihm. Er hat es verdient. Er hat sich immer bemüht, es mir Recht zu machen. Zu meinem Geburtstag hat er mir eine Kassette geschenkt. Er hatte sie selbstaufgenommen. Von Queen. Die hatten wir schon, aber seine Aufnahme war viel besser. Da war überhaupt kein Rauschen drin. ‹We are the Champions› und ‹Bohemian Rhapsody›. Magdalena war verrückt danach. In der Woche hat sie nichts anderes mehr gehört. Sie war so begeistert von Freddy Mercurys Stimme. Und jetzt ist der auch schon so lange tot. Mein Gott, warum sind sie denn alle tot?»
    Sie riss entsetzt die Augen auf und legte kurz eine Hand vor den Mund. «Den habe ich aber nicht, oder? Den habe ich bestimmt nicht   … Er war krank. Ich meine, ich hätte das mal gelesen, dass er sehr krank war.»
    Rudolf Grovian hatte den Anschluss verpasst. Für ihn ging es immer noch um Horst Cremer. Er sah ihr Entsetzen und beeilte sich zu versichern: «Nein, keine Sorge, Frau Bender. Er ist kerngesund, und demnächst bekommt seine Frau ein Baby, darauf freut er sich schon sehr. Es geht ihm wirklich ausgezeichnet. Ich habe ja mit ihm gesprochen. Eine kleine Autowerkstatt hat er eröffnet.»
    «Sie lügen», stellte sie fest, biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Und mit dem Schütteln entstand das Bild in ihrem Hirn.
     
    Sie vergaß den Chef, hatte nur noch Augen für den kleinen Wecker auf dem Nachttisch. Er war deutlich zu sehen. Die Zeiger standen ein paar Minuten nach elf.
    Magdalena hatte ihre Schritte auf der Treppe nicht gehört, weil sie beide Ohren mit den Stöpseln des Walkmans verstopft und die Musik so laut gestellt hatte wie möglich. Sie richtete sich auf mit einem erstaunten, aber auch zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. «Du bist ja superpünktlich. War nichts los in der Disco?»
    Sie ging zum Bett, setzte sich, hob eine Hand, strich eine der langen Haarsträhnen aus Magdalenas Gesicht nach hinten und küsste sie auf die Wange. «Nein, überhaupt nichts.Ich hatte keine Lust, noch länger herumzustehen. Ich wollte lieber bei dir sein.»
    Aus den winzigen Ohrhörern in Magdalenas Hand drang verzerrt Freddy Mercurys Stimme.
Bohemian Rhapsody. Is this the real life?
Nein, das war es nicht. Es war ein Lügengebilde. «Ich gehe seit Jahren für dich auf den Strich. Wir haben das Geld bald zusammen.» Haben wir nicht! Weil es mit Diebstählen nicht so schnell geht. «Ich habe Schluss gemacht mit meinem Freund. Der wurde mir lästig mit seiner dämlichen Fragerei. Aber ich habe schon wieder einen neuen, er heißt Horst. Ein cooler Typ.» Quatsch! Ein Spargeltarzan, über den sich alle lustig machen. «Ich wollte lieber bei dir sein.» Wollte ich nicht!
    Ich wäre gerne geblieben. Johnny war da. Ich habe dir noch nie von ihm erzählt. Ich werde dir auch jetzt nichts erzählen. Johnny gehört mir allein. Stell dir einen Mann vor, jung, stark und so schön, wie du ihn nur auf Papier zu sehen bekommst. Er sieht aus wie der Erzengel aus Mutters Bibel. Und ich habe ihn angefasst, seine Schultern, sein Gesicht. Ich hatte meine Arme um seine Taille und seine Hände in meinem Nacken.
    Ihre Hand lag noch an Magdalenas Haar. Sie zog sie nach vorne und strich über die

Weitere Kostenlose Bücher