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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Und ich glaubte nicht, dass das Mädchen, mit dem der Dicke tanzte, auch mitfahren wollte. Wo sie ihn gerade erst kennen gelernt hatte. Wahrscheinlich tanzte sie nur mit ihm, weil sie dachte, über ihn käme sie an Johnny heran.
    Und da sagte ich eben: «Lust hätte ich schon, aber es geht nicht. Ich kann nicht zu lange wegbleiben. Meine Schwester ist alleine zu Hause.»
    Er war erstaunt. «Wie alt ist deine Schwester denn?»
    «Achtzehn», sagte ich, «heute geworden.»
    Er lachte. «Und warum ist sie dann zu Hause? Warum ist sie nicht mitgekommen?»
    «Sie fühlte sich nicht so besonders.»
    Er wollte unbedingt, dass ich bei ihm bleibe, dass ich mit ihnen fahre. Notfalls mit ihm allein. Er schaute zu dem Dicken und dem Mädchen hin und meinte: «Tiger ist ja beschäftigt. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir ihn hier ein Weilchen allein lassen.»
    Ich fand es witzig, dass er ihn Tiger nannte. Der sah eher aus wie ein kleines rosiges Ferkel.
    Johnny fragte: «Kannst du nicht anrufen, deine Eltern von der Party pfeifen und ihnen sagen, dass heute mal sie babysitten müssen?»
    Und ich sagte: «Wir haben keine Eltern mehr.»
    Haben wir ja auch nicht. Hatten wir nie. Wir hatten immer nur uns. Und weil ich die Ältere bin und die Stärkere, muss ich für dich sorgen. Da bin ich gegangen, ich bin fast gestorben. Es war, als ob ich mir selbst das Herz herausreiße. Johnny wollte mir seinen richtigen Namen nennen, wenn ich bleibe. Gebettelt hat er. Noch eine halbe Stunde, noch einen Tanz. Er ging mit hinaus auf den Parkplatz. Und bevor ich in den Wagen stieg, küsste er mich endlich. Es war anders als mit Horsti. Er trank Whisky-Cola. Vielleicht war es das. Süß bis in die Knie. Ich hätte stundenlang so mit ihm stehen können, und es waren nur ein paar Sekunden.
    Er ließ mich wieder los und sagte: «Sing deiner Schwester ein Schlaflied, und dann komm wieder, ja? Ich warte auf dich.» Er stand da und winkte mir nach, als ich losfuhr. Und ich dachte, dass ich vielleicht wirklich noch einmal zurückkommen könnte, wenn du eingeschlafen bist. Sing deiner Schwester ein Schlaflied   …

13.   Kapitel
    Nur eine Sekunde Unaufmerksamkeit, und es war geschehen. Kaum hatte sie den Namen Magdalena ausgesprochen, tauchte sie weg. Rudolf Grovian beobachtete, wie sie zum Bett ging und sich setzte – seitlich – mit dem Gesicht zum Kissen. Mit einer Hand strich sie über den zerknitterten Stoff. Das wechselnde Mienenspiel dabei machte deutlich, dass sie nicht mehr bei ihm war.
    Er hoffte auf ein paar Worte, zumindest ein Murmeln, aus dem sich Rückschlüsse ziehen ließen auf das, was sie gerade durchlebte. Den Gefallen tat sie ihm nicht. Und es von ihrem Gesicht ablesen   … Da war ein Ausdruck von Ekel und Widerwillen, mehrfach schluckte sie heftig. Es schien fast, als kämpfe sie gegen einen Würgreiz an.
    Minuten vergingen. Er wagte es nicht, sie anzusprechen. Nur der Himmel wusste, an welchem Punkt er sie erwischte. Dann tauchte sie wieder auf, ganz plötzlich. Ihre Augen waren schreckhaft geweitet. Sie strich mit der Hand über die Stirn. «Ich bin heimgefahren», sagte sie klar verständlich.
    Er atmete erleichtert auf und stimmte ihr rasch zu: «Na türlich , Frau Bender.»
    «Ich habe Magdalena nicht im Stich gelassen.»
    Nur nicht an Magdalena rühren! Nach den Erfahrungen beim letzten Gespräch wollte er ihre Schwester liebend gerne Professor Burthe überlassen. «Natürlich nicht, Frau Bender. Aber wir reden nicht von Magdalena. Wir sprechen nur über Horsti. Er hat sich damals ein paar Mal nach Ihnen erkundigt, als Sie nicht mehr ins ‹Aladin› kamen.»
    Sie schaute ihn nur an, schien verwirrt und unsicher. Er wusste nicht, ob sie ihm überhaupt noch folgen konnte, undsprach langsam weiter. «Das war im Juni. Da müssen Sie doch noch daheim gewesen sein. Oder waren Sie schon im Juni weg?»
    Natürlich war sie weg gewesen! Er hätte seine Hände dafür über brennende Kerzen gehalten. Sie war im Mai verschwunden, nicht erst im August. Und aus einem unerfindlichen Grund hatte ihr Vater erzählt   … Oder die anderen waren der Meinung gewesen, es sei besser, sie neben Magdalenas Bett zu setzen, bis man Gewissheit hatte.
    Inzwischen beherrschte er das Spielchen ebenso gut wie sie, ihre Tante und die Nachbarin – einen halben Meter an der Wahrheit vorbei. Es fiel ihr nicht auf. «Einmal hat Horst auch mit Ihrem Vater gesprochen. Ihr Vater hat ihm erklärt, dass Sie nichts mehr von ihm wissen wollen. Sie wären

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