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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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unterschwelliger Wunsch gewesen und auch nicht der abgöttisch geliebte Vater.
    «Sie sollten mal in der Bibel nachschlagen, Herr Burthe. Da steht alles drin. Auf ihre Art versucht sie unentwegt, uns die Wahrheit zu sagen. Magdalena war die Hure.»
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. «Magdalena hat die Vorarbeit geleistet, und im Keller haben sie ihr den Rest gegeben. Wenn Sie mir nicht glauben, machen Sie einen Versuch mit einer Lichtorgel. Oder spielen Sie ihr das Lied vor. ‹Song of Tiger›. Ich halte jede Wette, das war der Auslöser, nicht Frau Frankenberg. Sie hat selbst gesagt, es war das Lied. Holen Sie zur Sicherheit einen Pfleger dazu, wenn Sie den Versuch machen. Es sind ja ein paar kräftige Männer dabei.»
    Er ging langsam auf die Tür zu und spielte seinen letzten Trumpf aus. Punkt drei: «Und fragen Sie Frau Bender bei Gelegenheit einmal, wie viele Tropfen Wasser ein Junkie aus dem Klobecken schöpft, um seinem Schuss die nötige Konsistenz zu verleihen.»
    Professor Burthe runzelte die Stirn. «Was soll ich   …»
    Rudolf Grovian hatte die Hand bereits an der Türklinke. «Sie haben mich verstanden. Legen Sie ihr ein Fixerbesteck hin. Und lassen Sie Frau Benders Haut untersuchen, jeden Quadratzentimeter. Wenn Sie auch nur eine Narbe finden, die auf frühere S M-Praktiken schließen lässt, quittiere ich meinen Dienst. Aber das werde ich nicht tun müssen.»
    Er öffnete die Tür, trat einen Schritt auf den breiten Flur hinaus und sagte: «Denken Sie an das Lied, Herr Professor. Leider habe ich es nicht gewagt, ihr das vorzuspielen. Aber bei nächster Gelegenheit hole ich es nach. Wenn ich Frau Bender hier reingebracht habe mit meinen Ermittlungsmethoden, hole ich sie damit auch wieder hier raus. Das ist ein Versprechen, Herr Burthe.»
     
    Er war so wütend wie selten zuvor und dabei so hilflos, als er die Landesklinik verließ. Er hatte nicht mal Abitur, hatte sich intern hochgearbeitet. Wie sollte er einen Professor widerlegen, wenn es hart auf hart kam? Er konnte kein Gegengutachten in Auftrag geben.
    Er fuhr zurück nach Hürth und machte sich im Telefonbuchkundig. Eberhard Brauning, den Namen fand er zweimal, als Anwaltskanzlei und privat. Er wählte die Kanzlei an. Leider war Herr Dr.   Brauning nicht zu sprechen. Und einen Termin konnte ihm die freundliche Dame am Telefon frühestens für den nächsten Tag einräumen. Mit ein wenig Nachdruck gelang es ihm, doch zum Herrn Doktor durchgestellt zu werden.
    Eberhard Brauning stutzte, als Rudolf Grovian seinen Namen nannte und die Angelegenheit, in der er dringend mit ihm sprechen müsse. Da kam eine Bemerkung durchs Telefon. «Ach Gott, der Chef.» Es folgte ein leises Lachen, dann wieder Sachlichkeit. «Ich hätte Sie ohnehin in den nächsten Tagen um ein Gespräch gebeten. Da sind ein paar Unklarheiten   …»
    Weiter ließ Rudolf Grovian ihn nicht kommen. «Ein paar?» Er gestattete sich ein Lachen, nach dem ihm gar nicht war. Dann sprach er weiter, sehr energisch und bestimmt. «Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ein bisschen Zeit für mich hätten. Ich verstehe, dass Sie beschäftigt sind, aber ich finde meine Zeit auch nicht auf der Straße. In den nächsten Tagen habe ich keine, und die Sache eilt.»
    Und wie sie eilte. So wie Burthe gesprochen hatte, klang es, als neige sich seine Arbeit dem Ende zu. Wenn das verdammte Gutachten erst beim Staatsanwalt lag   … Burthes Erklärungen schwirrten ihm wie ein Wespenschwarm durch den Kopf. Es hätte jeden treffen können, der sich in Begleitung einer Frau   …
    Das kam wohl nicht ganz hin. Er jedenfalls hatte sich nicht in Begleitung einer Frau befunden, als sie auf ihn einstach. Und genau das war es gewesen. Er hörte noch, wie sie aufzählte. Genick, Hals, Kehle. Ihm fiel nicht auf, dass sein Gesprächspartner zögerte. Erst als ein lang gezogenes «Ja» durch den Hörer drang, wurde er wieder aufmerksam. «Ich sehe hier in meinem Kalender   …» Was Eberhard Brauningsah, wurde nicht erklärt, stattdessen kam die Frage: «Passt es Ihnen heute Abend? Haben Sie meine Privatadresse?»
    «Ja.»
    «Gut. Um zwanzig Uhr. Ist Ihnen das recht?»
    «Geht es nicht ein bisschen früher?» Es war nicht einmal vier, und er wusste nicht, wie er sich den Nachmittag vertreiben sollte. Ehe er das nicht losgeworden war, konnte er sich kaum auf etwas anderes konzentrieren. «Wie ist es mit achtzehn Uhr? Oder störe ich Sie da beim Abendessen?» Sie verblieben bei neunzehn Uhr.
    Nachdem das

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