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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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geklärt war, brühte er Kaffee auf. Während er die erste Tasse trank, hörte er noch einmal kurz in die Bänder hinein. «Ich wollte doch nur ein normales Leben! Verstehen Sie das?» Und: «Gereon hätte das nicht mit mir machen dürfen.» Oraler Sex, dachte er, Magdalenas Traum. Deshalb ist sie ausgerastet, als ihr Mann das bei ihr versuchte. Irgendwie erklärte sich alles.
    Bei der zweiten Tasse notierte er ihre Beschreibung des Kellers, soweit sie ihm in Erinnerung war. Auf sein Gedächtnis konnte er sich verlassen. Die Rekonstruktion war ausgezeichnet. Er sah es vor sich. Die Flaschen in den Regalen, den Spiegel dahinter. Und davor ein kleiner, dicker Mann, der sich weißes Pulver auf den Handrücken streute, es ableckte und in die Zitrone biss. Tequila, dachte er. Tequila, Koks und mach ein bisschen Platz, Böcki. Und ihr wurde die eigene Lust zum Bumerang! So ein Blödsinn! Aber er hatte immerhin Margret Roschs Aussage, Albträume zu einer Zeit, als alles noch frisch war.
    Er fragte sich, ob sie wieder bei Bewusstsein war und ob sie den Weg zurück alleine gefunden hatte. Oder ob sie ihn jetzt wieder verfluchte, weil er ihr das angetan, weil er sie trotz seines Versprechens im Keller zurückgelassen hatte.
    Werner Hoß kam mit einigen Neuigkeiten herein und riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Es gab noch keinen Hinweisauf den Aufenthaltsort von Ottmar Denner, und Hans Böckel war nach wie vor nur ein Name. In den Hamburger Krankenhäusern hatten sie bisher keinen Erfolg gehabt. Aber Ute Frankenberg war aus der Klinik entlassen worden.
    Wunderbar! Mit ihr musste er unbedingt reden. Vielleicht hatte Frankie ihr irgendwann einmal erzählt, wo er mit seinen Freunden musiziert hatte. Er steckte die Bänder der Vernehmung ein und machte sich auf den Weg nach Köln.
    Fast pünktlich auf die Minute kam er an. Eberhard Braunings Privatadresse war ein vierstöckiges Gebäude älteren Baujahres, sehr gepflegt, die Außenfassade mit frischem Anstrich und allerlei Schnörkeln. Er hatte keinen Blick dafür. Auf sein Klingeln wurde ein elektrischer Türöffner betätigt.
    Hinter der Haustür lag eine dämmrige, angenehm kühle Halle. Der Fußboden war mit schwarzweißen Fliesen ausgelegt. Und er hörte sie sagen: «Der Fußboden war weiß mit kleinen grünen Steinen darin.» Diese Bude musste sich doch finden lassen.
    Es gab einen Lift. Er entschied sich für die Treppe. Eberhard Braunings Wohnung lag im zweiten Stock. Große, alte Räume mit hohen Decken, hohen Fenstern, auserlesenen Antiquitäten und wenigen üppigen Grünpflanzen dazwischen. Sämtliche Türen zur Diele standen offen. Alles war in das milde Licht des frühen Abends getaucht.
    Cora Benders Anwalt empfing ihn bei der Wohnungstür. Einen schüchternen Eindruck machte er nicht, eher einen angespannten. Er führte ihn durch die geräumige Diele in den Wohnraum und sagte dabei: «Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn meine Mutter bei unserer Unterhaltung zugegen ist.»
    Ach du Schande, dachte Rudolf Grovian und sagte: «Nein.» Er sah sie gleich, als er den Raum betrat. Noble ältere Dame, Anfang bis Mitte sechzig, ein wachsames Gesicht, silbergraues Haar, akkurat und streng um den Kopf frisiert.Wahrscheinlich besuchte sie ihren Friseur zweimal in der Woche. Ob Cora Bender das Shampoo benutzte?
    Er grüßte freundlich, erwiderte einen festen Händedruck, betrachtete einen fingernagelgroßen Rubin in schwerer Goldfassung an ihrer rechten Hand. Und sah im Geist nur das strähnige Haar vor sich. Warum sie es bisher nicht gewaschen hatte? Hatte sie sich so total abgeschrieben? Perverse Freier! Sie musste doch wissen, dass sie sich mit solch einer Behauptung den Weg zurück endgültig versperrte. Ihr Mann war nicht der Typ, sich damit auseinander zu setzen.
    Dann saß er in einem Sessel mit gestreiften Polstern, neben ihm stand auf einem kniehohen Tischchen mit Schnörkelbeinen und Intarsien in der polierten Platte eine hauchfeine Porzellantasse. Der Kaffee hatte genau die richtige Farbe und enthielt kein Koffein. Und er wusste nicht, womit er beginnen sollte.
    Robin Hood, dachte er in einem Anflug von Ironie, Rächer der Enterbten, Beschützer der Witwen und Waisen. Und der Entmündigten! Na, dann los, Robin, mach dem Knaben klar, was seine Mandantin braucht. Einen vernünftigen Gutachter, der ihr nicht diesen Stempel auf die Stirn drückt. Sie braucht eine Frau zum Reden. Einem älteren Herrn kann sie sich nicht anvertrauen. Da sieht sie vielleicht ihren

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