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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nachts an ihrem Bett auftauchte, sich über sie beugte und ihr von der Schuldlosigkeit seines Sohnes erzählte.
    Rudolf Grovian hörte aufmerksam zu. Aber er erkannte rasch, dass hier jeder Einsatz Zeitverschwendung war. «Ja», sagte er gedehnt, während er sich aus dem gestreiften Sessel erhob und der noblen älteren Dame noch ein flüchtiges Lächeln schenkte. «Jeder von uns gerät mal in Versuchung, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Und in einem Fall wie diesem, da stehen wir alle gut da. Niemand verurteilt das arme Ding. Wir schließen sie nur weg. Und keiner muss sich mehr fragen, warum sie es getan hat. An dem Punkt war ich auch einmal. Aber dann hat es mich gereizt, der Sache auf den Grund zu gehen. Und jetzt stecke ich bis zum Hals drin. Ich fürchte nur, weiter lassen sie mich nicht rein. Burthe war der Meinung, dass meine Ermittlungsmethoden Frau Bender in die Landesklinik gebracht haben. Für einen guten Anwalt wäre das sicher ein gefundenes Fressen.»
    Das war der Moment, in dem Eberhard Brauning sich auf seine Rolle besann, vielmehr mit der Nase darauf gestoßenwurde. Pflichtverteidiger! Er fühlte sich ein wenig unbehaglich. Natürlich musste er das noch in Ruhe mit Helene besprechen und überlegen, welche Möglichkeiten es überhaupt gab. Aber man sollte es vielleicht doch nicht so ausschließlich dem Staatsanwalt überlassen. Wenn sich ein Polizist für diese Frau einsetzte, konnten ihre Chancen so schlecht nicht stehen.
    Er räusperte sich verhalten. «Ganz unter uns, Herr Grovian. Habe ich mit einem Gegengutachten Aussichten auf einen Freispruch?»
    «Nein», sagte Rudolf Grovian ruhig. «Die haben Sie nicht. Aber ein paar Jahre Gefängnis sind besser als ein Todesurteil. Und ich befürchte, darauf läuft es für Cora Bender hinaus. Sie braucht keine Richter mehr. Sie hat ihr Urteil gesprochen. Zurzeit ist sie dabei, uns die Begründungen zu liefern. Und mit der nächsten Vollstreckung hat sie vielleicht mehr Glück. Ich denke, im Gefängnis wird sie davon absehen. Da sind nämlich die normalen Übeltäter eingesperrt. Und um dahin zu kommen, Herr Brauning, muss sie nur zugeben, dass sie Georg Frankenberg am See erkannte und sich an ihm rächen wollte.»
    «Rächen wofür?», fragte Eberhard Brauning. Und Rudolf Grovian erklärte es ihm. Was er vorschlug, war alles andere als legal. Es konnte ihn Kopf und Kragen kosten. Aber das kümmerte ihn in dem Moment nicht.
     
    Es ging auf neun Uhr zu, als er sich verabschiedete. In der letzten Stunde bei den Braunings hatte er sich mehrfach gewundert, wie interessiert sich die ältere Dame zeigte, bis Eberhard Brauning erklärte, welchen Beruf Helene ausgeübt hatte. Keine schlechte Kombination, fand er und fragte sich, ob Cora Bender wohl bereit wäre, Helene Brauning zu akzeptieren.
    Für einen weiteren Besuch war es reichlich spät. Doch bisherwar Ute Frankenberg sehr rücksichtsvoll behandelt worden. Kein Mensch hatte sie mit Fragen belästigt. Nur zwei oder drei Antworten, mehr wollte er nicht von ihr.
    Um zehn Minuten nach neun parkte er seinen Wagen in der Nähe von Frankenbergs Wohnung. Sie lag in einem modernen Apartmenthaus. Die Tür wurde ihm von Winfried Meilhofer geöffnet. Im Wohnraum saß eine junge Frau. Er kannte sie nicht persönlich. Sie hatte – wie Frankenbergs Frau – am vergangenen Samstag als Zeugin nicht zur Verfügung gestanden. Werner Hoß hatte in der Zwischenzeit ihre Aussage aufgenommen.
    Ihr Name war jedoch auch ihm geläufig. Alice Winger, die Freundin von Ute Frankenberg, deren Flirt mit Meilhofer Cora Bender so jäh unterbrochen hatte. Anscheinend waren sich die beiden in der Zwischenzeit näher gekommen. Ihr Umgang miteinander deutete auf ein vertrautes Verhältnis.
    «Ich muss mich entschuldigen, dass ich so spät noch störe», begann er. «Aber die Sache duldet keinen Aufschub. Ich wollte Frau Frankenberg deshalb nicht eigens nach Hürth kommen lassen. Meine Fragen kann sie auch hier beantworten.»
    Vorerst bekam er sie nicht zu Gesicht. «Ute hat sich hingelegt», teilte Alice Winger mit. «Welche Fragen denn?»
    Nichts von Bedeutung. Als Einstimmung vielleicht wann und wo sie ihren Mann kennen gelernt hatte. Das konnte Alice Winger ihm beantworten. «Das war im vergangenen Dezember. Im Museum Ludwig. Ich war dabei.»
    Als Nächstes, ob ihr Mann jemals den Namen Cora erwähnt hatte. Alice Wingers Gesicht verschloss sich. «Das kann ich mir kaum vorstellen.»
    Nun, da waren noch ein paar andere Namen, auf

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