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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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allein gewesen sein mit ihr. Wenn ich allein gewesen wäre, sie hätte ihr Feuer bekommen. Es muss jemand bei mir gewesen sein, der nicht in Vaters Wagen fahren wollte. Der in seinem Wagen keinen vollen Benzinkanister hatte. Oder dem ein Feuer zu gefährlich war. Der befürchtete, dass jemand die Flammen sah. Johnny!? Es gab keine andere Möglichkeit.
    Mario blinzelte sie mit dem rechten Auge an wie ein Verschwörer. Sie sah, dass er ein Tablett in der Hand hielt. Darauf standen eine kleine Kanne aus dickem weißem Porzellan und zwei Tassen mit Untertellern. Er trug das Tablett zum Tisch, stellte es ab und legte einen Finger an seine Lippen. «Das bleibt unter uns», sagte er. «Den habe ich selbst aufgebrüht. Das ist richtig guter Kaffee.»
    Sie biss sich auf die Lippen und blinzelte gegen die Feuchtigkeit an.
    «Na», sagte Mario. «Das lassen Sie besser. Sie wollen sich doch den Kaffee nicht verwässern. Eine Tasse für Sie und eine für Ihren Besuch.»
    «Ist der Chef gekommen? Lebt er noch?»
    «Natürlich lebt er noch.» Mario lächelte breit. «Aber er wird sich hier so schnell nicht mehr blicken lassen. Der Professor hat ihm tüchtig den Kopf gewaschen.»
    Und sie stellte sich vor, dass nun auch der Chef mit feuchten Haaren herumlief, während Mario anfügte: «Ihr Anwalt ist da. Jetzt kommen Sie an den Tisch und trinken Ihren Kaffee mit ihm.»
    Er drehte sich zur Tür und rief: «Kommen Sie nur. Sie ist okay.» Ihr blinzelte er noch einmal zu, hob einen Daumen, alskönne er sie damit aufrichten. «Ich bleibe hier, in Ordnung? Ich passe auf, dass nichts passiert.» Mario postierte sich neben die Tür, legte die Hände auf den Rücken und stand da wie ein Wachsoldat.
    Sie rutschte vom Bett wie ein Kind mit zu kurzen Beinen, als ihr Anwalt durch die Tür trat. Sie erinnerte sich, dass sie ihn bereits einmal gesehen und auch längere Zeit mit ihm gesprochen hatte. Aber   … «Tut mir Leid, ich habe Ihren Namen vergessen.»
    «Das macht doch nichts», sagte er. «Ich muss mir auch alles notieren. Sonst vergesse ich die Hälfte. Brauning.»
    Er lächelte sie an, während er seinen Namen nannte. Im Gegensatz zu Marios Lächeln fiel seines verkrampft aus. Er fühlte sich nicht wohl in ihrer Nähe, sie spürte es.
    «Haben Sie Angst vor mir?»
    «Nein, Frau Bender», sagte er. «Warum sollte ich denn Angst vor Ihnen haben?»
    Das wusste sie nicht, aber es war so. «Ich tu Ihnen nichts», versicherte sie. «Ich tu keinem Menschen mehr etwas. Wenn Frankie mir gesagt hätte, dass er ein Mensch ist, hätte ich ihm auch nichts getan – glaube ich. Aber das hat er mir nicht gesagt. Er wollte, dass ich es tue. Ich habe neulich vergessen, Ihnen das zu sagen.»
    «Schon gut, Frau Bender», sagte ihr Anwalt. «Darüber können wir später reden.»
    «Nein», sagte sie. «Ich rede nicht mehr. Ich zähle jetzt nur noch. Dabei kann überhaupt nichts passieren.»
    Eberhard Brauning hatte wie beim ersten Besuch den Aktenkoffer dabei. Er stellte ihn neben dem Tisch ab und setzte sich auf einen der Stühle, sodass er die Tür und den Pfleger daneben im Auge hatte. Ein kräftiger Mensch! Oberarme wie ein Ringer. Der Anblick hatte etwas Beruhigendes.
    «Ich habe hier ein paar Dinge, bei denen Sie mir helfen müssen, Frau Bender», sagte er.
    Helene hatte ihn gut instruiert. Rudolf Grovians Erklärungen und sein Eintreten für Cora Bender, vor allem seine Bereitschaft, notfalls die eigene Existenz zu riskieren, hatten Eindruck auf Helene gemacht.
    «Er versteht es, einem die Sache schmackhaft zu machen. Das heißt natürlich nicht, dass ich seine Vorschläge gutheiße. Um Gottes willen, Hardy, ich kann dir nur dringend raten, davon Abstand zu nehmen. Es wird vielleicht auch gar nicht nötig sein zu manipulieren. Weißt du, Hardy, Burthe hat wirklich einen guten Ruf, man kann nichts Nachteiliges über ihn sagen. Nur verbeißt er sich eben schnell in die Freud’sche Theorie. Und in einem so komplexen Fall reicht das nicht. Dieser Grovian könnte durchaus richtig liegen mit seiner Einschätzung. Man darf die Meinung eines Laien nicht unterbewerten, und er hat ja doch einiges zusammengetragen, was dafür spricht. Tatsache ist auch, er kann mit ihr umgehen. Er bringt sie zum Reden. Und das hast du auch geschafft, Hardy. Es ist nur eine Frage der Autorität. Aber es ist deine Entscheidung. Ich will dir da nicht hineinreden. Du musst nur eines beherzigen, wenn du mit ihr sprichst. Geh natürlich mit ihr um. Appelliere an ihre

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