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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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einfach weiter, bis ihn jemand am Arm zurückhielt.
    »Halt, da dürfen Sie jetzt nicht rein.«
    Übereifriges Bürschchen, dachte Pielkötter und drehte sich um. »Auch nicht, wenn ich die Ermittlungen leite?«
    »Doch, natürlich«, stotterte der junge Polizist. »Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie von der Mordkommission sind.«
    Pielkötter ließ ihn einfach stehen. Eilig nahm er die letzten Stufen und stieß die Tür zur Tiefgarage auf. Unten herrschte ein reges Treiben, das nicht recht zu einem Mord zu passen schien. Mit einem stummen Kopfnicken begrüßte Pielkötter die beschäftigten Leute.
    »Marion Karsting also«, sagte er wie zu sich selbst, allerdings so laut, dass es alle Anwesenden verstehen konnten.
    Leider protestierte niemand, wie er im Stillen erhofft hatte. Ärgerlich wandte er sich dem unmittelbaren Tatort zu. Der Aufzug befand sich direkt neben dem Treppenaufgang und erstrahlte in dem hellen Licht der Lampen, die der Fotograf aufgestellt hatte. Pielkötter schluckte. Der bizarre Anblick der blutüberströmten Frauenleiche überbot das Grauen, das er normalerweise zu sehen bekam. Teilweise verdeckten lange, braune Haarsträhnen Marion Karstings Gesicht. Trotzdem wirkten ihre Züge angstverzerrt, soweit er das aus dieser Entfernung erkennen konnte. Welche Qualen musste die Frau ausgestanden haben? Natürlich hatte Pielkötter sich diese Frage auch schon bei den anderen beiden Opfern gestellt, aber sie hatte in ihm nicht diese Betroffenheit ausgelöst. Falls er Ilona Schlomberger sofort geglaubt und Marion Karsting hätte überwachen lassen, wäre dieser Mord nicht passiert.
    »Wer hat sie gefunden?«, fragte er einen der Beamten, den er recht gut kannte.
    »Ein Thomas Gutenberg«, antwortete dieser. »Der wohnt hier im Haus. Direkt gegenüber von Marion Karstings Appartement. In der dritten Etage. War wohl ein ganz schöner Schock für ihn.«
    »Aber ärztlich versorgt worden ist er nicht?«
    »Ne, der hat was gegen Ärzte. Wollte sich auf den Schreck lieber einen doppelten Schnaps genehmigen.«
    »Ich glaube, so würde ich auch reagieren«, brummte Pielkötter.
    »Falls wir noch Fragen haben, dürfen wir gerne noch bei ihm anklingeln«, fuhr der Beamte fort. »Der Mann meinte, er könne heute Nacht sowieso kein Auge zutun.«
    Dieser Zeuge wurde Pielkötter immer sympathischer. Auf jeden Fall hatte er vor, das Angebot anzunehmen. Ein zeitlicher Abstand konnte die Erinnerung nur negativ beeinflussen. Während er dem Beamten zunickte, klappte der Rechtsmediziner sein abgewetztes Lederköfferchen zusammen, das auch schon bessere Tage erlebt hatte. Pielkötter trat näher an ihn heran.
    »Dasselbe Muster«, erklärte Ernst August Kowalski und stellte den Lederkoffer wieder ab. »Mehrere, nicht tödliche Einstiche und oberflächliche Verletzungen, dann das obligatorische, eingeritzte Herz mit dem offensichtlichen Todesstoß.« Normalerweise drückte sich Kowalski etwas fachmännischer und präziser aus, aber diese Mordserie schien auch ihn etwas aus dem Konzept zu bringen.
    Unbewusst wertete Pielkötter das als Zeichen der Solidarität und klopfte Kowalski kameradschaftlich auf die Schulter, eine bisher einmalige Geste, normalerweise hatte er lieber mit Karl-Heinz zu tun.
    »Irgendwas gefunden?«, fragte er Leonard Neubert von der Spurensicherung.
    »Zwei Zigarettenkippen hier im Aufzug«, antwortete Neubert sichtlich frustriert. »Unterschiedliche Marken. Aber wenn eine davon tatsächlich von dem Mörder stammt, spiele ich auf der nächsten Beförderungsfete freiwillig das Schneewittchen. Dazu ist der Typ einfach zu clever.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Jede Menge. Aber unser Mann hat mit Sicherheit Handschuhe getragen. Wie schon gesagt, cleveres Bürschchen.«
    »Irgendwelche Blutspuren?«
    »Fast alle in Tatortnähe.«
    Ungeniert kratzte sich Leonard Neubert den schon recht kahlen Kopf. »Ich glaube, der zieht sich direkt an Ort und Stelle um. Jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, dass der riskiert, dem nächstbesten Passanten im Schlachterlook zu begegnen. Wie schon gesagt …«
    »Cleveres Bürschchen«, fiel Pielkötter ihm ärgerlich ins Wort.
    »Sie sagen es«, erwiderte Neubert ohne Ironie. »Also, ich bin überzeugt, der Mann hat mindestens Abitur. Ich tippe sogar eher auf ein abgeschlossenes Studium. Wenn ich ein Täterprofil erstellen müsste …«
    »Müssen Sie aber nicht. Konzentrieren sie sich einfach auf Ihre Aufgabe. Damit sind Sie wahrlich beschäftigt. Der Täter ist sicher nicht

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