Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
mit dem Licht der nächtlichen Gestirne zusammen“, sagte sie. „Das Leuchten der Blätter.“
„ Nächtliche Gestirne?“, fragte Lars erstaunt. „Du meinst Sterne und Mond und so? Aber die Blätter leuchten auch tagsüber.“
„ Ja, aber in dem Teich ist doch eine Fee verschwunden, der Legende nach“, erwiderte Thuna. Sie merkte, wenn sie wirklich etwas zu sagen hatte, war sie gar nicht mehr so schüchtern. „Und Feen konnten unter Wasser atmen, in den Gedanken anderer Menschen schwimmen und mit dem Licht der nächtlichen Gestirne zaubern!“
„ Ah!“, rief Lars. „Du meinst, eine Fee hat das Licht in die Blätter gezaubert?“
„ Ich frage mich“, sagte Thuna, „was das heißen soll: zaubern mit dem Licht der nächtlichen Gestirne.“
„ Das ist ganz einfach“, sagte Lars hilfsbereit. „Diese Feen konnten nur zaubern, wenn der Mond oder die Sterne am Himmel standen. Sie brauchten deren Licht, um zu zaubern.“
„ Ach tatsächlich?“, fragte Thuna. Sie hatte gedacht, es wäre viel komplizierter. „Aber wie zaubern sie denn dann?“
Lars schaute sich nach allen Seiten um und beugte sich vor zu Thuna. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, da flüsterte er schon:
„ Ich glaube, du hast ein Geheimnis. Du solltest es niemandem verraten!“
„ Warum?“
„ Wenn du aus unserer Welt stammen würdest“, antwortete er immer noch flüsternd, „dann würdest du nicht fragen, wie das geht: zaubern. Jeder kann es ein bisschen. Du würdest wissen, wie du das Licht der Gestirne benutzen kannst.“
Thuna biss sich auf die Lippe. Ja, sie hatte ein Geheimnis und nicht mal Lars hätte davon erfahren dürfen. Denn woher sollte sie wissen, ob Lars nicht einer der Feinde war, vor denen die Fledermaus sie gewarnt hatte?
„ Aus welcher Welt soll ich denn sonst stammen?“, fragte Thuna und stand auf. „Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns bestimmt mal wieder.“
Sie ging schnell an den Glasblättrigen Hecken vorüber zu den uralten Laubbäumen, die nicht bunte, sondern fast schwarze Blätter hatten.
„ Warte!“, rief Lars hinter ihr her, doch sie war misstrauisch geworden und ging schneller. Am Anfang hörte sie noch seine Schritte hinter sich, später aber klang es nicht mehr nach Schritten, sondern mehr nach einem Tapsen und Hecheln. Als sie den hinteren Teil des Gartens erreicht hatte und ganz sicher war, dass sie verfolgt wurde, drehte sie sich um und erschrak! Da war kein Lars, da war nur ein Hund, der viel größer war als Thuna. Mit seinen rot unterlaufenen Augen konnte er auf Thuna hinuntersehen. Ihr erster Gedanke war, dass sich Lars verwandelt haben könnte. Doch da kamen noch mehr Hunde hinter den Bäumen und Hecken hervor. Sechs Stück waren es, schwarze, weiße, gescheckte und ein brauner Hund, alle sahen sie aus wie Wölfe, nur waren sie so riesig! Und sie knurrten, es war ein leises Knurren, doch so leidenschaftlich und tief, dass der Boden unter Thunas Füßen brummte.
„ Was … wollt ihr denn von mir?“, fragte Thuna und schritt langsam rückwärts.
Die Wölfe taten ihr nichts, sie umringten sie nur mit großen Schritten. Nicht mehr lange und sie wäre von einem Kreis aus Wolfshunden umgeben. Weil sie unsicher war, ob sie schnell wegrennen oder lieber abwarten sollte, blieb sie stehen. Da kam ein brennender Ast angeflogen, er flog über die Hunde hinweg und fiel krachend vor Thunas Füße.
„ Nimm ihn!“, hörte sie Lars rufen. „Sie haben Angst vor diesem Feuer. Nimm ihn und renn weg, so schnell du kannst!“
Sie hob den Ast auf, er war sehr schwer und brannte an mehreren Enden.
„ Warum? Was sind das für Hunde?“, schrie sie zurück in die Richtung, aus der Lars’ Stimme gekommen war.
„ Höllenhunde!“, rief Lars. „Lass dich nicht beißen, sonst nehmen sie dich mit unter die Erde!“
Das klang schrecklich. Thuna schwenkte den Ast hin und her, so gut sie es bei seinem Gewicht vermochte, und bewegte sich rückwärts auf das Tor zu, das den hinteren Garten vom Wald trennte. Als sie es erreicht hatte, drückte sie die gusseiserne Klinke hinab – um festzustellen, dass das Tor verschlossen war. Wie sollte sie jemals auf die andere Seite kommen? Sie saß in der Falle. Ihr war furchtbar heiß, sie hatte den Eindruck, das Feuer versengte ihre Haare.
„ Lars!“, schrie sie. „Das Tor ist zu!“
„ Ich hole Hilfe!“, schrie Lars zurück und dann hörte sie nichts mehr von ihm.
Die Wölfe oder Höllenhunde hatten leider nicht allzu viel Angst vor dem Feuer.
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