Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
gedacht, dass sie mit der Cruda gemeinsame Sache macht!“
„ Nun, ganz so schlimm ist es auch nicht“, erwiderte Estephaga Glazard. „Sie gehört einer verbrecherischen Vereinigung an, aber mit der Cruda hat sie nichts zu tun. Würdest du mir nun ausführlich schildern, was die Spinnenfrau gestern zu euch gesagt hat?“
Lisandra erzählte so wenig wie möglich, dafür schmückte sie das Wenige, das sie preisgab, so ausführlich aus, dass es glaubhaft klang. Von den Erdenkindern, die gesucht wurden, verriet sie nichts. Die Spinnenfrau habe sie nur gebeten, in der Schule die Augen offenzuhalten und ihr über seltsame Vorfälle Bericht zu erstatten. Estephaga Glazard schloss ihre großen, runden Augen und schüttelte den Kopf.
„ Wie skrupellos! Man kann doch keine Kinder als Spione missbrauchen!“
Scarlett runzelte die Stirn. Dafür, dass man das nicht konnte, liefen in Sumpfloch ziemlich viele Spione herum. Sie war sicher, dass auch Gerald ein Spion war. Aber natürlich behielt sie diesen Verdacht für sich.
„ Bitte, Frau Glazard“, sagte Scarlett nun. „Können Sie mir sagen, was Herr Vandalez mit der Sache zu tun hat? Nach allem, was sie mir erzählt haben, kommt mir sein Verhalten auch verdächtig vor. Wissen Sie, er gibt mir keine Nachhilfestunden, weil er mich für so unbegabt hält, sondern weil er meint, aus mir könnte etwas Besonderes werden! Er hat mir gesagt, ich soll mir mein Talent nicht anmerken lassen, das könnte schlimme Folgen haben an dieser Schule. Sie wissen ja, der Neid und das alles …“
Die Lehrerin sah nun wirklich bedrückt aus. Sie verzog den Mund, der auf diese Weise sehr groß aussah.
„ Ach Kinder, es betrübt mich, was an dieser Schule passiert. Herr Vandalez stand schon immer in einem zweifelhaften Ruf. Sicher möchte er von deiner Begabung profitieren, Scarlett, auf die eine oder andere Weise. Mir ist auch aufgefallen, wie viel Stärke du im Kampf mit der Schlange bewiesen hast. Lass es nicht zu, dass zwielichtige Lehrer wie dieser Halbvampir dich ausnutzen. Von nun an ist Schluss mit den Nachhilfestunden. Ich werde auch Herrn Vandalez darüber in Kenntnis setzen, wenn er geruht, wieder aus dem Nichts aufzutauchen.“
Scarlett nickte demütig und dankbar. Innerlich kochte sie. Was bildeten sich diese Leute ein, die Halbvampiren von vornherein Böses unterstellten und die meinten, sie müssten die Welt von allen Crudas befreien? Scarlett wollte nicht, dass die Welt von Crudas befreit wurde. Und obwohl sie immer noch nicht wusste, auf welcher Seite Vandalez stand, so wusste sie doch, dass sie zu seiner Seite gehören wollte.
„ Was ist mit Ihnen, Frau Glazard?“, fragte Lisandra. „Gehören Sie zur Regierung?“
„ Nun, zur Regierung gehöre ich nicht“, erwiderte die Lehrerin, „aber ich unterstütze die Regierung. Ich habe euch schon zu viel Zeit gestohlen. Das Mittagessen hat längst angefangen. Geht schnell, damit ihr noch etwas vom Eintopf abbekommt. Doch bevor ihr geht, gebe ich euch einen Schluck Pflaumenpilz-Sirup. Ich habe euch sehr beunruhigt und erschreckt. Mit diesem Sirup werdet ihr euch gleich besser fühlen.“
Scarlett und Lisandra schauten sich an. Sie ahnten, was ihnen da eingeflößt werden sollte: bestimmt irgendein Trank des Vergessens! Während Scarlett noch nach einer Ausrede suchte, öffnete Estephaga eine ihrer Flaschen und tropfte daraus eine dunkelrote Flüssigkeit auf einen Löffel. Mit Flasche und Löffel trat sie näher und tat das, was sie als Aushilfs-Heilerin besonders gut beherrschte. Sie starrte ihre Opfer mit ihren großen, runden Augen an, sodass sie wie hypnotisiert still saßen, unbewegt und willenlos. Erst bekam Lisandra den Löffel in den offenen Mund geschoben und nachdem sie den Sirup geschluckt hatte, war Scarlett an der Reihe.
Sogleich fiel die seltsame Lähmung von ihnen ab, der Trank wirkte und sie vergaßen das Gespräch, wie es soeben stattgefunden hatte. Lisandra wusste nur noch, dass sie ermahnt worden war, nicht wieder in den Wald zu laufen. Und Scarlett konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie von Viego Vandalez keine Nachhilfestunden mehr bekommen sollte, was sie sehr bedauerte.
„ Und nun lauft, Kinder!“, rief Estephaga. „Ich bleibe noch ein bisschen hier und kümmere mich um das Durcheinander auf meinem Schreibtisch.“
Scarlett fühlte sich irgendwie komisch, als sie mit Lisandra das Krankenzimmer verließ. In ihrem Kopf war eine Leere, die sich unangenehm anfühlte. Ihr fiel gar
Weitere Kostenlose Bücher