Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
denn die Bedrohung durch Fortinbrack ist zu ernst. Es steht sehr viel auf dem Spiel. Diese Zauberer retten vielleicht unser aller Leben, aber ich könnte es mir nie verzeihen, wenn diese Maßnahme dazu führt, dass einer von euch der Regierung in die Hände fällt. Also reißt euch zusammen und seid vorsichtig! Wenn sie euch bekommen, seid ihr verloren – und mit verloren meine ich Schlimmeres als den Tod!“
Eine ungemütliche Stille folgte Viegos Worten. Der Erste, der sich von dem Schrecken dieser Warnung erholte, war Gerald, denn beklommenes Schweigen lag ihm nun mal überhaupt nicht. Gleich suchte er nach einer Möglichkeit, wie er dem Vampir in seine düstere Parade fahren konnte.
„Sind das eigentlich dieselben Zauberer, die du immer als geistig verarmte, talentlose Kellerhexer bezeichnet hast?“
„Sie alle haben ihre Schwächen und Stärken. Wenn man sich in die Klauen der Regierung begibt und von denen durchfüttern lässt, dann verkümmern die Stärken und die Schwächen treiben seltsame Blüten! Das ist meine Meinung und zu der stehe ich. Aber richtige Gefahren schärfen die Sinne. Und bei den fünf Zauberern, die für diesen Auftrag eingeteilt wurden, handelt es sich um die fähigsten Schoßhunde, die die Regierung zu bieten hat. Das ist gut im Kampf gegen Grindgürtel von Fortinbrack. Das ist aber auch eine ernst zu nehmende Gefahr für euch. Ich hoffe, das ging in deinen Kopf, Gerald Winter!“
„Was kann Gerald denn schon anstellen?“, fragte Lisandra. „Wenn sein Talent so blöd ist, wie er behauptet, kann er ja wohl darauf verzichten.“
Gerald sah ertappt aus, da Viego ihn sehr erstaunt anblickte.
„Wieso, was hat Gerald für ein Talent?“, fragte Maria in ihrer arglosen Art.
„Nun, Gerald“, sagte Viego Vandalez, „was hast du für ein Talent?“
Gerald schwieg, sichtlich verlegen.
„Er benutzt sein blödes Talent sehr gerne“, erklärte Viego ungeachtet der Tatsache, dass Gerald ihn mit Blicken daran zu hindern versuchte. „Erlaubt es ihm doch, seine Nase in alle möglichen Angelegenheiten zu stecken, die ihn überhaupt nichts angehen! Der Gute kann nämlich, was die verehrte Itopia Schwund für ihr Leben gern können würde: Er kann sich unsichtbar machen.“
Gerald biss sich auf die Lippen. Scarlett war nicht die einzige, der vor Überraschung der Mund offen stehen blieb. Aber von allen Anwesenden bestürzte sie diese Offenbarung am meisten. Jetzt wusste sie, warum Gerald solche Angst hatte, dasselbe Schicksal zu erleiden wie die Schwester seines Vaters.
Lisandra war von den Geheimdienst-Zauberern reichlich enttäuscht.
„Die sehen ja stinknormal aus!“, stellte sie beim Abendessen fest.
Am Lehrertisch war man zusammengerückt, um für die neuen Lehrer Platz zu machen, und Gerald war an einen Schülertisch ausquartiert worden. Man unterhielt sich angeregt am Lehrertisch und wenn an den neuen Lehrern überhaupt etwas auffällig war, dann war es ihre absolute Unauffälligkeit.
Thuna gab Lisandra unterm Tisch einen Tritt. Schließlich saß Berry bei ihnen und die sollte ganz bestimmt nicht erfahren, dass es sich bei den frisch eingetroffenen Lehrern um Zauberer der Regierung handelte.
„Ich meine, sie sehen langweilig aus“, verbesserte sich Lisandra. „Unsere Lehrer sind viel interessanter.“
„Das stimmt“, sagte Scarlett. „Kein Halbvampir dabei, nicht mal ein Tiermensch.“
Berry musterte die Lehrer lange, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem matschfarbenen Milchreis auf ihrem Teller zuwandte.
„Das sind bestimmt Spione“, sagte sie.
Die anderen Mädchen warfen sich vielsagende Blicke zu. Hatten sie bei der ersten Gelegenheit versagt?
„Berry, das ist doch eigentlich mein Spruch!“, sagte Scarlett. „Ich hab immer gesagt, dass in dieser Schule alle herumschnüffeln und du hast widersprochen!“
„Hätte ich dir unter die Nase reiben sollen, dass ich selbst eine Schnüfflerin bin?“, sagte Berry ganz sachlich und führte eine weitere Gabel Milchreis-Matsch zum Mund. „Wie war euer Nachsitzen?“
Die Mädchen schauten sich an. Ja, wie war es denn gewesen?
„So wie dieser Milchreis“, sagte Maria. „Gruselig!“
Mitten in der Nacht fing es an: Am Anfang heulte ein Wolf, leise. Dann antworteten andere Wölfe. Sie heulten zu mehreren und ihre Stimmen waren laut und nah. Maria saß als Erste aufrecht im Bett. Ihre ganze Sorge galt Rackiné.
„Wölfe?“, wunderte sich Scarlett, die auch nicht mehr schlafen konnte. „Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher