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Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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hieß, er verströme das reinste Glück. Jetzt, da sein leuchtender Körper sie umschloss und auffing, wusste sie, dass es stimmte.

Kapitel 12: Nicht wollen, aber müssen
     
    Über Nacht war ein ungemütlicher Sturm aufgezogen, der an den Bäumen rüttelte und alles Mögliche durch die Luft schleuderte, vorzugsweise morsche Äste und kleine Steine, aber auch Töpfe, Eimer, lose Schilder oder abgenagte Knochen aus den Faulhundgehegen. Morgens kam noch einmal die Sonne zum Vorschein, um Sumpfloch in ein letztes, herbstliches Leuchten zu tauchen, doch ab Mittag war die Wolkendecke dicht und machte die Welt grau. Immer wieder zogen Regenschauer über die Festung hinweg und der Wind klapperte an allen Fensterläden und losen Ziegeln, die Sumpfloch zu bieten hatte, und das waren viele.
    Die Schüler und Lehrer verkrochen sich im Inneren der Festung und lauschten den pustenden, pfeifenden und scheppernden Anstrengungen des neuen Heizsystems, das an diesem Morgen seinen Dienst antrat. Wobei es eigentlich immer noch das alte Heizsystem war, aber eben geflickt, überholt und um ein paar Kessel ergänzt. Die Reparaturen waren im Zuge der Aufräumarbeiten nach der letzten Schlacht vorgenommen worden. Das Kriegsgeschehen hatte den Kesseln und Rohren nämlich übel mitgespielt. Man munkelte sogar, dass einige schädliche Zauber in die Rohre gelangt und dort steckengeblieben waren. Die neuen Kessel, so das Gerücht, kämen weniger der Heizleistung zugute als der magikalischen Säuberung, um Schüler und Heizung vor Ungemach zu bewahren.
    Jedenfalls war es so ein Tag, den man lieber drinnen als draußen verbrachte, doch Scarlett und Gerald wanderten trotzdem zusammen durch den Schulgarten, vorbei am Phönixbaum, der schon einen leicht angesengten Geruch verströmte. Bald würde er sich selbst verbrennen, so wie jedes Jahr im Herbst. Ein ganzer Sturm von roten Blättern wirbelte Scarlett und Gerald entgegen, als sie ins Tal der beseelten Bäume traten. Im Blätterdach der alten Bäume taten sich schon die ersten größeren Löcher auf und die Schatten, durch die Scarlett und Gerald schritten, waren längst nicht mehr so wundersam wohltuend wie noch vor ein paar Tagen. Die beseelten Blätter und Schatten waren dabei, zusammenzupacken und dem Winter Platz zu machen. Ihr Abschied stand auf die Stämme der Bäume geschrieben. ‚Bis bald’, sagten sie und der Wind pfiff dazu sein Lied.
    Scarlett hatte keine Angst vor dem Winter. Die dunkle Jahreszeit war ihr vielleicht sogar lieber als der blühende, bunte Sommer. In der Kargheit des Winters fand sie sich wieder, im Sommer fühlte sie sich dagegen wie ein schwarzer Baum, der kaum Blätter oder Früchte trug und die Fröhlichkeit der Natur misstrauisch beäugte. Auch wenn für Scarlett vieles besser geworden war, so gehörte sie doch immer noch zu den bösen Wesen. Zu den besonders bösen, leider. In der Geschichte Amuyletts gab es keine guten bösen Crudas. Könnte Scarlett der Welt beweisen, dass sie zu existieren vermochte, ohne anderen Schaden zuzufügen, wäre sie die Erste ihrer Art. Dieser Gedanke versetzte sie manchmal in Sorge, ebenso wie die Andeutungen von Hanns und seine Behauptung, dass Grohann über Scarletts Natur Bescheid wisse. Nein, Scarletts Herz war nicht leicht, aber wenn sie mit Gerald zusammen war, war es weniger schwer. Sollten die Blätter ruhig fallen, sollte der Schnee ruhig kommen. In Scarletts Herz war es warm.
    Sie verließen das Tal der beseelten Bäume und gingen zu dem verwilderten Kirschbaum, der am äußersten Rand des Gartens stand und Viperias bevorzugter Baum war. Die Giftnasenfledermaus flog nur ungern tiefer in den Schulgarten hinein, weil sie ihn für gefährlich hielt. Geralds Vater schickte Viperia regelmäßig vorbei, damit er mit Gerald Nachrichten austauschen konnte – und zwar ohne, dass die Schulleitung oder Grohann oder sonst jemand sie belauschten. Gerald erwartete heute keine wichtigen Nachrichten, umso erstaunter war er, dass Viperia schon im Baum wartete – eine Viertelstunde vor der verabredeten Zeit. Ihre Nase war noch röter als sonst.
    „Hallo, Vip!“, rief Gerald. „Du bist früh dran!“
    Das merkwürdige Gepiepse, Geächze und Geschlucke, aus dem die Sprache der Fledermäuse bestand, hätte Scarlett normalerweise nur bruchstückhaft verstanden. Tiersprache war nicht ihre Stärke, aber Gerald konnte es noch weniger als sie, denn Erdenkinder waren in dieser Disziplin komplett unbegabt. Dafür hatte Gerald ein Anifon, das

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