Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
Klappe und kletterten ins Gewächshaus. Dann ließ Scarlett die Klappe wieder verschwinden (mit dem bösen Wunsch, dass sie niemandem gönnte, das geheime Labor zu finden).
„Wo ist Thuna?“
„Sie sucht ihn. Wir müssen ihn alle suchen! Hier, ich habe eine Tasche voller Löwenfutterdosen dabei! Damit könnt ihr ihn anlocken, wenn ihr ihn irgendwo seht!“
„Vielleicht hat ihn gar nicht der Hunger angetrieben“, überlegte Scarlett. „Vielleicht hat sein schwarzer Bruder dafür gesorgt, dass er ausreißt. Weil der schwarze Löwe genau weiß, dass wir hinter ihm her sind!“
„Das wäre schlimm“, sagte Berry. „Dann wäre er schon über alle Berge.“
„Nicht unbedingt!“, meinte Maria. „Pollux ist dickköpfig. Er will nicht weg von Thuna. Ich glaube kaum, dass der schwarze Pollux ihn einfach so unterbuttern kann.“
„Was ist mit Grohann?“, fragte Scarlett. „Ist er schon zurück?“
„Nein. Aber er kann jeden Moment kommen. Jemand muss ihm sagen, dass Pollux weg ist.“
Maria merkte, wie sie drei Augenpaare fixierten.
„Ihr meint, ich soll das machen?“
„Das ist sicherer“, erklärte Berry. „Ich habe den Knopf, Lissi kann man nicht töten und Scarlett ist eine böse Cruda. Wenn wir dem schwarzen Löwen aus Versehen über den Weg laufen, haben wir wenigstens eine Chance!“
Das leuchtete Maria ein.
„Na gut. Dann gehe ich mal in die Festung zurück. Thuna sucht im Garten. Sie geht zwischendurch immer wieder am Phönixbaum vorbei und hält nach euch Ausschau!“
Es wurde langsam dunkler. Maria stand im vierten Stock der Festung und blickte auf den Garten hinab, in der Hoffnung, Pollux irgendwo zu entdecken. Doch die Bäume wurden immer schwärzer und waren kaum noch vom Boden zu unterscheiden. Auch ihre Freundinnen konnte Maria nicht entdecken.
Grohann war noch nicht zurückgekehrt. Was würde er sagen, wenn er vom ausgerissenen Löwen hörte? Was würde er tun? Ein bisschen Zeit hatten sie noch. Der Vollmond ging erst in einer Stunde auf. Obwohl sie fast nichts mehr erkennen konnte, starrte Maria auf den Garten hinab, als ginge es um ihr Leben. Und da – für einen kurzen Augenblick – sah sie ein großes, geflügeltes Tier über den dämmrigen Himmel fliegen. Es war sehr schnell und verschwand in den großen, schwarzen Schatten des bösen Waldes.
„Rackiné!“, rief sie laut. „Oh, Rackiné, wo steckst du bloß, wenn man dich braucht?“
Sie hatte keine Ahnung, wo ihr ehemaliger Stoffhase war. Er kannte sich im bösen Wald aus, er hatte dort Freunde. Mit seiner Hilfe könnten sie den Löwen vielleicht innerhalb der nächsten Stunde finden. Aber ohne ihn?
Jedenfalls war es sinnlos, dass Marias Freundinnen den Schulgarten absuchten, wenn Pollux in den Wald geflogen war. Darum rannte Maria die Treppen hinab und hinaus ins Freie, um ihre Freundinnen zu finden und ihnen zu sagen, dass Pollux das Schulgelände verlassen hatte.
Doch heute lief nichts so, wie es sollte. Maria hetzte über den nassen, rutschigen Boden und fiel mehrere Male hin. Als sie endlich den Phönixbaum erreichte, war dort niemand. Fast niemand. Nur eine Katze hockte hoch oben auf dem verkohlten Baum. Maria erkannte ihre Umrisse und die blass leuchtenden Augen.
Die Katze fauchte böse und Maria machte unwillkürlich einen Schritt rückwärts. Dabei stolperte sie über einen Ast am Boden und fiel der Länge nach hin, wobei ihr Kopf auf einen Stein schlug. Sie schrie laut auf und verlor für Sekunden das Bewusstsein.
Als Maria wieder zu sich kam, kniete Lisandra neben ihr.
„Hey, was ist los mit dir?“
„Der Löwe … der Löwe ist im bösen Wald … hab ihn gesehen …“
„Maria! Geht’s dir gut?“
„Ja, ja. Der Löwe!“
Marias Kopf tat weh, sie fühlte sich schrecklich benommen. Sie verstand nicht, was Lisandra jetzt zu ihr sagte, doch sie hörte Scarletts Stimme. Diese Stimme sagte etwas von „Kümmere mich!“ und „Grohann!“, dann schwanden Maria wieder die Sinne.
Im bösen Wald war es stockfinster. Schon tagsüber sah man kaum die Hand vor Augen, wenn man die sicheren Wege am Waldrand verließ und tiefer in den Wald vordrang, doch in der Nacht war man völlig hilflos. Ein Licht anzuzünden und alle feindseligen Wesen auf sich aufmerksam zu machen, wäre lebensmüde gewesen. Doch ohne Licht tappte man wie ein Blinder umehr.
Lisandra war erst einmal im bösen Wald gewesen. Zusammen mit Geicko, vor einem Jahr. Damals war es Tag gewesen und trotzdem hatten sie sich gegruselt
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