Die Supermarkt-Lüge
Lebensmittelsicherheit, sondern das vermeintlich »gemeinnützige Institut«. Trotz dieser Lobby-Affäre wurde sie zur Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewählt. Im Mai 2012 strebte Diána Bánáti einen Posten als ausführende und wissenschaftliche Direktorin beim ILSI an. Die EFSA bat sie daraufhin, ihren Posten zu räumen. In der Pressemitteilung hieà es dazu: »Die EFSA wurde am 8. Mai 2012 von Diána Bánáti über ihre Entscheidung informiert, dass sie eine berufliche Position beim International Life Sciences Institute (ILSI) übernehmen werde. Diese Position ist nicht vereinbar mit ihren Funktionen als Mitglied und Vorsitzende des EFSA-Verwaltungsrats. Auf Wunsch der EFSA ist Diána Bánáti aus dem EFSA-Verwaltungsrat zurückgetreten, und die Behörde hat diese Entscheidung so zeitnah wie möglich, am 9. Mai 2012, bekanntgegeben.«
Nun gibt es in Brüssel nicht nur Lobbyisten der GroÃindustrie, sondern auch Lobbyisten, die gegen deren Anliegen »lobben«, sowie Organisationen, die sich für die Aktivitäten von Lobbyisten interessieren. Eine davon heiÃt CEO (Corporate Europe Observatory). Laut eigenen Angaben ist dies »eine Forschungs- und Kampagnen-Gruppe, die daran arbeitet, den privilegierten Zugang und Einfluss durch Konzerne und ihrer Lobbygruppen in der EU-Politik zu exponieren«.
Im März 2011 benachrichtigte das CEO die EFSA darüber, dass vier von 15 ihrer Board Members Verbindungen zur Lebensmittelindustrie unterhalten: Namentlich benannt wurden Matthias Horst (Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie BVE), Milan Ková Ë c (Direktor der ILSI), Ji Ë rà Ruprich vom Danone Institut und Piet Vanthemsche von der AgrarÂlobby COPA und dem Agri Investment Fund.
Zwei Monate später erklärte das CEO, dass elf von 20 Mitgliedern einer Kommission, die über die ÂSicherheit von Additiven urteilt, Verbindungen zur Lebensmittelindustrie unterhielten, was einen Interessenkonflikt darstellen würde. Vier Mitglieder der KommisÂsion, im Fachjargon »ANS-Panel« genannt, arbeiteten mit dem ILSI zusammen, hatten dies aber nicht angegeben.
Das CEO betonte die Fragwürdigkeit einer solchen ÂNähe zwischen Politik und Wirtschaft durch einen Vergleich mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA): Würden die Regeln der European Medicines Agency Â(Europäische Medizin-Agentur EMA) auf die Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA angewandt, dann wären vier der »unabhängigen Experten« ebenfalls disqualifiziert.
Experten und ihre potentiellen Interessenkonflikte werden von CEO namentlich gelistet: John Christian Larsen ist darunter, ein ehemaliger Berater der ILSI. Ivonne Rietjens, eine Professorin aus Wageningen, Niederlande, deren Forschung zu Aromen und Flavanoiden von Nestlé finanziert wurde. Gerrit Speijers, der als Berater für Pepsi, Danone und das ILSI arbeitete. Jürgen König arbeitete als Berater für Danone und war auÃerdem ILSI-Mitarbeiter. Paul Tobback war als Berater der Lobby der belgischen Lebensmittelindustrie tätig, die irische Toxikologin Iona Pratt arbeitete für das ILSI, verschwieg diese Tätigkeit jedoch.
Glaubt man dem CEO, hat sich auch die französische Toxikologin Dominique Parent-Massin am reich gedeckten Tisch der Lebensmittelindustrie niedergelassen. Die in Presse und Wissenschaft vielzitierte Expertin arbeitete im Jahr 2009 als Beraterin für Coca-Cola und von 2005 bis 2008 für Ajinomoto, den weltgröÃten Hersteller von Glutamat und Aspartam. Seit 2009 arbeitet sie unter anderem für das Beratungsunternehmen Orchidee und hält für selbiges Vorträge zu Enzymen, Nahrungsergänzungsmitteln und Aromen. Ãber die Kunden von Orchidee schweigt sie sich aus. Eventuelle Interessenkonflikte können deshalb nicht definitiv geklärt werden.
Wenn Fälle wie Bánáti oder Parent-Massin bekannt werden, handelt die EFSA. Bánáti wurde wie gesagt der Rücktritt nahegelegt und Parent-Massin schloss man laut EFSA »wegen finanzieller Beziehungen zu Ajinomoto« vom Beratungsgremium zum Thema Aspartam aus.
Jedoch scheint der Behörde die Möglichkeit zur eigenen Ãberprüfung von Expertenangaben â und zu Sanktionen â zu fehlen, sie ist auf wahrheitsgemäÃe Angaben ih rer Experten angewiesen. VerstöÃe und Interessenkonflikte kann sie nur mit
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