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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Jungen mitten im Sprung innehalten. Sein Gesicht zuckte vor Schmerz. Ebenso das Gesicht Sefers. Er fing Korith in seinen Armen auf und drückte ihn fest an sich. »Ai, chelito, ich hab' dir wehgetan. Es tut mir leid.« Er streichelte dem Jungen übers Haar.
    »Es war nur ganz wenig«, sagte Korith. Er richtete sich kerzengerade auf. »Ich soll's also Lara nicht sagen?«
    »Ich werde das tun – oder Tamaris.«
    »Darf ich es überhaupt keinem sagen?«
    Sefer blickte Tamaris an. »Du kannst zum Hof gehen und es Kel sagen. Aber sei vorsichtig, chelito, sei verschwiegen und schrei es nicht hinaus!«
    Korith tanzte vor kaum verhohlenem Entzücken und stob wie ein Wirbelwind auf den Zypressenhain zu.
    Tamaris sagte: »Was macht es für einen Unterschied, wer davon weiß?« Sie hob einen fetuch-Stengel aus der Schüssel und biß hinein.
    Sefer antwortete ihr: »Es gibt bei uns in der Siedlung noch immer ein paar Hitzköpfe, und die würden die Asech gern angreifen. Diese Botschaft aus ihrem Lager könnte wie Salz auf einer offenen Wunde wirken.«
    »Sie würden das Lager nicht finden«, sagte Tamaris. »Es ist ja denkbar, daß ein ganzes Asech-Heer aus der Wüste auf Elath zumarschiert, Sef, und kein einziger unter uns wüßte etwas davon, bis sie da sind. Ihre Barrieren sind dermaßen stark. Sie könnten ebensogut unsichtbar sein.«
    Sefer stand auf. »Ich weiß das, Tam. Ich bin gegen diese Barrieren gestoßen. Und ich frage mich ...«
    »Was?« drängte sie.
    »Ich frage mich, wie sie leben konnten, wenn sie gelernt haben, sich so stark zu verbarrikadieren – ohne dabei etwas anderes zu lernen?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal«, sagte Tamaris.
    »Ah!« sagte Sefer und warf einen Blick zu der weißbemalten Gestalt des Wächters hinüber. »Aber wir müssen uns darüber Gedanken machen, Tam.«
    Tamaris Zunge bekam einen gefährlich sanften Ton. »Belabere mich nicht mit deinen Predigten, als wäre ich einer deiner Schüler, Sefer von Elath!« Sie funkelte ihn an. Er sprach kein Wort. Tamaris seufzte. »Ai, du hast recht, natürlich hast du recht!« Sie strich mit der Hand über eine verknitterte Falte ihres Kleides. »Soll ich mit Dorin sprechen?«
    »Wenn du das übernehmen könntest?«
    Sie grinste. »Da du meinen Schüler mit deinen Aufträgen losgeschickt hast, besteht kein Grund, warum ich das nicht ebenfalls tun sollte.« Sie spuckte einen Gemüsespelz aus und ging mit schwingenden Hüften auf den Tanjo zu.
    Ein roter Vogel mit einem Käfer im Schnabel flog wippend durch den Garten. Die Sonne blitzte auf seinen Schwingen. Kerris sprach den ersten Gedanken aus, der ihm in den Sinn kam. »Wer ist Beria?«
    »Berénzia«, sagte Sefer. »Sie hat die Innere Sprache.« Er rieb sich das Kinn. »Ich muß Lara die Nachricht bringen. Magst du mit mir gehn?«
    »Ich will dir nicht hinderlich sein«, sagte Kerris.
    »Das wirst du nicht.« Sefer machte einen Schritt, stöhnte und hielt inne. Er hob einen Fuß und kratzte einen Steinsplitter von der Sohle. »Warte einen Augenblick, bis ich meine Sandalen geholt habe.«
     
    Der Zypressenhain wirkte nach dem sonnenhellen Garten kühl und duftgeschwängert. Über den Dorfgassen schwebte dunstiger Staub. Sie kamen an einer Frau vorbei, die in einem Garten Zwiebeln erntete. Sie hatte einen Strohhut auf, wie die Weiber im Galbareth. Ein vierschrötiger Mann kam unter der Last eines Jochs mit Wassereimern vorbeigeschwankt. Mit den Händen hielt er die beiden Eimer, und mit jedem Schritt schwappte das Wasser über. Das rote Gesicht grinste Sefer an. »Was Neues?« fragte er.
    Sefer schüttelte nur den Kopf.
    Laras Haus stand nahe beim Dorfbrunnen. An der Tür hing ein Klopfer aus Bronze in der Gestalt eines Stierkopfes. Er hing an den Hörnern. Sefer pochte mit ihm gegen die hölzerne Tür. Ein kleiner rosiger Knabe, der keine Hosen anhatte, öffnete ihnen. »Chelito!« sagte Sefer. »Ist deine abu im Haus?« Der Kleine steckte den Daumen in den Mund und wich zurück. Sefer bedeutete Kerris, er möge eintreten. Er trat in den Alkoven für die Schuhe, und Sefer streifte seine Sandalen ab. Das Kind wackelte vor ihnen her.
    Sie folgten ihm in ein geräumiges, sonnendurchflutetes Gemach. Wandbehänge, ähnlich denen in Sefers Kate, leuchteten an den Wänden. Die Bodenmatten waren mit Kissen belegt. Eine blühende Rebe tastete durch eines der Fenster herein. Auf der einen Seite des Raumes gab es einen Wandschirm, ähnlich den Wänden im Tanjo, und dahinter lag eine Treppe.

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