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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Anwesenheit noch ihre Unterhaltung, falls man es überhaupt als solche bezeichnen kann. Sie schämt sich zu sehr und glaubt, sie hätte doch irgendetwas tun können. Die anderen reden zwar unbeschwert über dies und das, doch sie wirken dabei, als würden sie Nachtwache halten und auf irgendetwas warten. Nina hat den dringenden Wunsch, sich schlafen zu legen.
    Es klopft an der Tür. Gersch und Viktor sehen nicht überrascht aus, obwohl das um diese Uhrzeit nur eins bedeuten kann. Zoja geht mit angsterfülltem Blick zur Tür. »Ja?«
    Draußen steht der Gebäudeverwalter mit zwei Männern in dunklen Anzügen. Einer von ihnen trägt eine Waffe im Holster.
    Der Gebäudeverwalter setzt mit etwas zaghafter Stimme ein:
    »Ich bin gebeten worden, diese Vertreter der zwölften Abteilung der Moskauer Kriminalmiliz herzubringen.« Die Männer ziehen Ausweise aus ihren Jackentaschen und halten sie Zoja kurz vor die Nase. Dann holt der größere, bewaffnete eine zweite Karte hervor und erklärt, es handle sich dabei um einen Durchsuchungsbefehl.
    Zoja beginnt zu weinen. »Tun Sie Ihre Arbeit«, bringt sie noch hervor, dann kehrt sie zum Tisch zurück und lässt sich auf ihren Stuhl fallen.
    Ruhig verkündet Gersch: »Ich denke, ich sollte ein paar Sachen packen.«
    »Oh, das wird bestimmt nicht nötig sein!«, ruft Zoja, während die beiden Männer dem Hausverwalter bedeuten, er könne nun gehen. Dann beginnen sie mit ihrer Suche.
    Nina flüstert Viktor zu: »Sollen wir lieber aufbrechen?«
    Er antwortet leise: »Nicht, bevor Gersch uns darum bittet.«
    Er muss es erwartet haben. Er hat es gewusst. Deshalb wollte Viktor so lang hierbleiben. Weil diese Dinge niemals am helllichten Taggeschehen. Wie in diesem alten Witz: »Diebe, Prostituierte und das NKWD arbeiten hauptsächlich in der Nacht.«
    Die Männer wühlen in Schubladen und Schränken, durchblättern Papiere, Belege, Notizbücher, Briefe. Sie lassen sich Zeit und gehen dabei mit einer scheußlichen Pedanterie vor. Sie haben die Tür offen gelassen, und im dunklen Flur gehen die wenigen Nachbarn, die noch wach sind, mit vorsichtiger Neugier daran vorbei, oder schauen mit distanzierten Mienen tatenlos zu – als würden sie nicht Küche, Bad und Toilette mit diesem Mann teilen.
    »Ich weiß wirklich gar nicht, wonach sie suchen«, erklärt Zoja mit bestürzter, angstvoller Stimme, die sich aber irgendwie auch unaufrichtig anhört. »Ich habe keine Ahnung, was sie hier finden wollen. Ich kann mir einfach überhaupt nicht vorstellen …« Nina ergreift ihre Hand. Sie ist kalt und feucht. Als Zoja wiederholt: »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, weshalb sie hergekommen sind«, beugt sich Gersch wie beiläufig zu Viktor hinüber und flüstert ihm etwas zu. Dabei steckt er ihm etwas in die Hand. Nina sieht, wie Viktor kaum wahrnehmbar nickt.
    Bald ist eine Stunde vergangen. Einer der Männer sieht die Notenblätter durch, die im Fach des Klavierhockers lagen. Der andere blättert in einer Reihe gebundener Partituren.
    Am Türrahmen lehnt mittlerweile der Pförtner, ein krank aussehender Mann mit gelblicher Hautfarbe, der vorbeigekommen ist und nun seltsam unbeteiligt zusieht, wie die Männer Bücher und Notizhefte aus den Regalen ziehen und Manuskripte vom Flügel herunterholen. »Da gehen meine Aufzeichnungen über Beethoven dahin«, sagt Gersch ungerührt, als der kleinere Mann einen Stoß Papiere in seine Aktentasche steckt. Nina hat plötzlich direkt über dem Nacken fürchterliche Kopfschmerzen. Draußen ist der Himmel immer noch dunkel.
    Der Pförtner verschwindet, schleicht sich aber jede Viertelstunde erneut an, während Zoja mit gerunzelter Stirn geschäftig hin und her rennt, als gäbe es etwas für sie zu tun. Sie wirkt, als wollte sie helfen, hat aber offensichtlich keinen Schimmer, wie. Also tritt sie jedes Mal beflissen zur Seite, wenn sie den Männern beim Durchwühlen der Schränke und Bücherregale im Weg steht. So ruhig hat Nina sie nochnie erlebt, und sie erwischt sich schuldbewusst bei dem törichten Gedanken:
Das
ist also nötig, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Der pochende Schmerz ist mittlerweile bis zu Ninas Scheitel hochgewandert. Es fühlt sich an, als würde ihr der Schädel gespalten. Die Männer durchsuchen noch immer das Bücherregal und den Schreibtisch und schauen sich jeden ihrer Funde einzeln an. Gerade sind sie bei weiteren Manuskripten angelangt, die wie Urkunden zusammengerollt sind. Der Pförtner ist wieder da und versucht,

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