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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geworden.«
    »Ich habe es doch nicht
herbeigerufen

    »Was für ein Mensch macht denn bloß einen … einen …
Streich
daraus, ob ein anderer lebt oder stirbt?«
    »Es ist mir einfach so herausgerutscht! Ich schätze, dass ich es irgendwie geahnt habe. Und ich war wütend, du hattest mit allem Erfolg, während ich diejenige war –«
    »Ich weiß, ich weiß, du hast dich um sie gekümmert, warst jeden Tag bei ihr und ich war die böse Tochter, die sich nie blicken lässt. Genau wie bei Viktors Mutter. Glaub mir, ich weiß es. Jeder liebt dich mehr als mich.«
    »Das will ich doch gar nicht sagen. Du verstehst mich nicht. Ich habe sie doch wirklich geliebt.«
    »Und sie hat dich geliebt. Mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst.« Nina fühlt sich, als müsste sie gleich explodieren. Und dann hört sie, wie es aus ihr herausplatzt: »Sie war es, die dir damals die Telegramme geschickt hat.«
    Für einen Augenblick schaut Vera verwirrt drein. Und dann: »Das ist nicht wahr.«
    Wenn Nina doch nur das eben Gesagte löschen könnte. Sie kommt sich wie ein Stinktier vor, oder irgendein anderes Wesen, das nicht weiß, wie abstoßend es eigentlich ist.
    Veras Mund entweicht ein leise wimmerndes Geräusch.
    Nina eilt davon, an Viktor und den anderen vorbei auf die Straße, wo die alten Frauen mit ihren Reisigbesen kehren. Sie zittert, und ihr wird vor Bestürzung über ihre eigene Grausamkeit schwindlig. Zum ersten Mal spürt sie etwas so Furchtbares in sich lauern – diese enorme Bereitschaft zum Verrat.

 
    Los 93
    Haarspange aus Platin und 18-kt.-Gold mit Diamanten und Topasen. Abwechselnd je zwei runde Diamanten und drei Topase in Fadenfassung mit geriffeltem Rand und gravierten Seiten, gehalten von einer Klammer, Länge: 20,3 cm. 4900 –5400 Dollar

KAPITEL 14
    D ie letzten Tage vor einer Auktion waren immer nervenaufreibend, ständig riefen Leute an, um in letzter Minute noch Fragen zu stellen (war der Ring aus vierzehn- oder sechzehnkarätigem Gold?), und Drews Anrufbeantworter wurde von inoffiziellen Geboten verstopft. Ganz zu schweigen von der Aufregung bei den Vorbesichtigungen, bei denen die unterschiedlichsten Menschen nach etwas Ausschau hielten, das ihren großen Wünschen und genauen Vorstellungen entsprach. Den ganzen Nachmittag über hatte es in der Galerie nur so gewimmelt von dieser ungewöhnlichen Besuchermischung: Frauen, die Halsketten und Ringe anprobierten und sich selbst in den aufgestellten Spiegeln bewunderten, während die Angestellten des Auktionshauses ihnen einen vorzüglichen Geschmack attestierten und ihre Eltern, Ehemänner und Verlobten nur zusahen; Schmuckhändler mit ernsten Mienen, die die Augen über Vergrößerungsgläser gebeugt zusammenkniffen, um auch kleinste Fehler zu entdecken. Dieses Mal waren auch Tänzerinnen dabei, dünne, zum Teil noch sehr junge Frauen mit langen Hälsen, die neugierig in die Glaskästen lugten und hier und da auf ein Schmuckstück zeigten.
    Der Veranstaltungsleiter scheuchte die Praktikanten herum; am Abend sollte das der Auktion vorangehende Dinner stattfinden, und es musste noch einiges aufgebaut werden. Von ihrem Schreibtisch aus hörte Drew die Praktikanten hin und her eilen, während draußen vor dem Fenster der St. Patrick’s Day gefeiert wurde. Die Menschen trugen Trikots der Boston Celtics, große Plüschhüte, auf denen ein Kleeblatt prangte, oder grüne, metallisch glänzende Perlenketten und zogen von einem Pub zum nächsten, obwohl es noch recht früh am Nachmittag war. An einem offiziellen Feiertag wie diesem schien ganz Boston auf der Straße zu sein.
    Bisher war Drew der Evacuation Day immer als Vorwand erschienen, um nicht arbeiten zu müssen und sich mit Freunden in der Bar treffen zu können. Aber nun kam es ihr plötzlich bedeutsam vor, dassGeorge Washingtons Armee 1776 die britischen Truppen – friedlich und ohne einen einzigen Toten – aus Boston vertrieben hatte. Die Schlagzeilen der heutigen Zeitungen hatten Unheilvolleres verkündet: »Vereinigte Staaten bereiten sich auf Krieg vor« und »Diplomatische Bemühungen im Irak scheitern«. Laut einem Artikel plante der Präsident, innerhalb der nächsten Tage Truppen dorthin zu entsenden. Das trunkene Gelächter draußen auf der Straße wirkte unpassend. Aber als gerade eine neue Gruppe Feiernder unter Drews Fenster vorbeizog, überlegte sie, dass sie vielleicht einfach nicht bereit waren, diesen Schlagzeilen Glauben zu schenken, und die Hoffnung noch nicht ganz

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