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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gnadenstoß gebeten.«
    »Das war keiner deiner Männer!« brüllte der Kommandant aufgebracht. »Er gehörte, wie ihr alle, Lord Serrais! Wir werden solch eine Entschuldigung nicht anerkennen! Und du«, dabei deutete er auf Mikhail, »wirst heute abend für deine Schandtat strengstens bestraft. Ihr tätet alle besser daran, euch darüber im Klaren zu sein, daß ihr nicht als Soldaten mit den Rechten gewöhnlicher Kriegsgefangener geltet, sondern als Eidesbrecher und Verschwörer gegen euren rechtmäßigen König. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Spät am Abend wurde Mikhail zu den Gefangenen zurückgebracht, aus deren Mitte man ihn zuvor hinter das Hauptzelt gezerrt hatte.
    Varzil mußte unweigerlich nach Luft schnappen, als er sah, wie übel Mikhails Gesicht zugerichtet war, aber der Rebell ging nur wortlos an ihm vorbei und legte sich mit einem Seufzen auf die Decken, die Varzil ausgebreitet hatte. »Laß es gut sein«, brachte er müde hervor.
    »Mikhail, du bist auch nur ein Mann. Du mußt dich zurückhalten.« bat Varzil vorsichtig, als er zögernd eine Hand auf Mikhails Arm legte, die dieser aber heftig abschüttelte.

    »Laß mich in Ruhe, du Hund! Hast du denn noch immer nichts begriffen? Der Tag, an dem ich auch nur einen meiner Männer im Stich lasse, ist der Tag, an dem sie gewonnen haben! An dem Tag haben sie mich kleingekriegt! Alles andere, was sie mir antun können, zählt nicht.«
    »Verdammt noch mal, Mikhail!« Nun war es an Varzil, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. »Kannst du nicht einmal zuhören? Ich begreife weit mehr als du meinst! Ich kenne dich zu gut, um vorzuschlagen, du solltest deine Männer im Stich lassen. Aber wenn sich vierzig oder mehr Leute auf dich verlassen, dann ist es vielleicht an der Zeit, daß auch du lernst, dich ein wenig auf jemand anderen zu verlassen!«
    »Glaubst du denn, du könntest das aushalten?« fragte Mikhail barsch.
    »Warum stellst du mich nicht auf die Probe?« erwiderte Varzil.
    Unvermittelt warf sich der Rebellenführer in die Arme eines äußerst erstaunten Prinzen. Auch ohne große Worte konnte Varzil die vielen tiefen, herzerweichenden Schluchzer spüren, die Mikhails Körper durchliefen, als sich der aufgestaute Kummer des Tages endlich Bahn brach. »Ich habe ihn mein Leben lang gekannt!« stieß Mikhail hervor. »Und ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet!«
    Plötzlich teilte Varzil in vollem Umfang den ganzen Schmerz des Rebellen, als Mikhails Barrieren sich auflösten und sie im Rapport verschmolzen. Da er als Ridenow die volle empathische Gabe seiner Familie besaß, war Varzil dagegen völlig wehrlos; ihm blieb nur, den anderen in ihrem gemeinsamen Austausch fest zu halten.
    Als er sich Sekunden später wieder in der Gewalt hatte, entschuldigte sich Mikhail rasch: »Es tut mir leid, Val, das wollte ich wirklich nicht.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich darum gebeten«, entgegnete Varzil ruhig. Und endlich erwiderte Mikhail seinen Blick. »Erinnere mich daran, dich nicht länger chiyu zu nennen, mein Freund.«

    Beide waren gerade im Begriff, endlich einzuschlafen, als plötzliches Waffengeklirr sie wieder aufschreckte. Die Gefangenen versammelten sich rasch, um ihren Befreiern, so weit es ihnen möglich war, beizustehen. Sie erkannten aber schnell, daß ihre Hilfe gar nicht nötig war, da ihre Bewacher von dem Angriff völlig überrascht worden waren.
    Varzil ertappte einige der neu hinzugekommenen Männer dabei, wie sie ihn neugierig musterten, während sie ihren Pflichten im Lager nachgingen. Schließlich kam einer von ihnen mit einer Portion heißen Eintopfs auf ihn zu. Er reichte sie Varzil wortlos, und als er die Peitschenstriemen auf seinem Rücken bemerkte, schickte er ihn zum Sanitätszelt. Da auch Mikhail dorthin verschwunden war, folgte Varzil ihm bereitwillig.
    Er war kaum in den überfüllten Unterstand eingetreten, als ein Sanitäter ihm einen Platz zuwies und sich daran machte, ihm die Überreste seines Hemdes vom Rücken zu schälen und eine schmerzlindernde Salbe aufzutragen. Varzil schloß einen Augenblick lang erleichtert die Augen. Noch nie hatte ihm etwas derart gut getan! Aber als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er, wie der Anführer des Befreiungskommandos ihn mit unverhohlener Verwunderung anstarrte.
    Der Mann nickte höflich in Richtung Tür, und Varzil ging gehorsam hinaus. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, daß Mikhail ihm gefolgt war.
    Sobald sie allein waren, wandte sich der neue

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