Die Tätowierung
ihn Basta nannte.«
»Basta? Für welchen Na m en könn t e das die Kurzform sei n ? «
»Keine Ahnung.«
» W ann sind die Bilder ge m acht worden ? «
»Anfang August letzten Som m er.«
»Vor knapp einem Jahr. W o h a ben Sie sie aufgenom m en ? «
»In Løkken.«
Løkken lag in Däne m ark. Allerdings an der Westküste von Jütland und zie m lich weit von Kopenhagen entfernt. Aber trotzde m : in Däne m ark! Irene musste sich konzentrieren, um auch die ric h tige Folgefrage zu stellen.
» W arum haben Sie sich ausgerech n et Däne m a r k ausgesucht? Und Løkken? Das ist doch zie m lich weit weg.«
» W egen der wunderbaren Dünen. Ich habe eine Menge herrlicher Aufnah m en dort ge m acht!«
»Auf diesen beiden Bildern sind nicht sonderlich viele Dünen zu sehen«, m einte Irene.
»Nein. Marcus durfte s i ch die Bil d er s e lbst a u ssuchen. Er interessierte sich nicht für Sand«, erwiderte Bolin zweideutig.
»Ich habe noch ein weiteres Bild von Marcus gesehen. Da liegt er zurückg e le h nt in ein paar großen Kissen. Er selbst ist etwas unscharf, aber sein …«
»Ach so, dieses alte Bild. D a s haben wir hier im Atelier ge m acht. Es war eine der ersten Aktstudien, die ich von Marcus geschossen habe. Ich m ochte es nicht, aber Marcus liebte es. Ich habe ihm eine Vergrößerung davon zu W eihnachten geschenkt. Das Bild habe ich zu Anfang unserer Bekanntschaft ge m acht.«
» W ozu wu r den die Fotos benutzt ? «
» W ie m einen Sie das ? «
»Sollten sie in Zeits c hri f ten v er ö ff entlicht oder f ür Plakate v erwendet werden …«
»Kom m en Sie«, sagte Bolin.
Hastig stand er auf und ging in die Diele und von dort weiter in das große Atelier. Er deutete auf die W ä nde.
Si e ware n mi t gerah m te n Schwarzweißfoto s bedeckt . Auf einige n wa r e n nackt e Mensch e n , s owoh l Männe r al s auch Frauen , abe r da s meist e war e n Porträtstudien . Sämtliche Bilde r b e wiese n Irene s erste n Eind r uck , de n si e gewonn e n hatte , al s si e di e Bilde r be i To m ge s ehe n hatte : Si e waren vo n e i n e m wirkliche n Künstl e r aufg e nomm e n wo r den.
»Ich m ache viele Auftrags b ilder, da ich in der Werbung arbeite. De sw egen ist es ein enor m e s Privileg, gelege n tlich künstlerisch arbeiten zu können. Ich hatte einige Ausstellungen, die gut besprochen worden sind. Die Bilder aus L økken habe ich b e i m einer letzten A usstellung vor einem halben Jahr gezeigt. Sie hieß ›Bejahung‹ und fand in der Galerie Pic Ture statt.«
Irene fühlte sich wie e i n absoluter Kultur b anause.
»Kom m en Sie«, sagte Erik Bolin wieder.
Er ging zu einer weißen Tür, die fast in der weißen Wand verschwand. Als er sie öffnete, sah Irene in einer Abstellkam m er eine Menge Rah m en. Er begann, sie durchzuse he n. Manc h m al hielt er m i t einem triu m phierenden Ausruf inne und zog ein Bild hervor, das er gegen die W and lehnte. Als er sechs Stück beisam m en hatte, schien er zufrieden zu sein.
»Diese hier und die fünf, die hinter Ihnen an der W and hängen, bildeten die Ausstellung«, sagte er.
Irene hörte den Stolz in sei n er S tim m e und stellte fest, dass er b e r e chti g t war. Alle Bilder waren sehr sinnlich.
Das Bild von Marcus unterschied sich etwas von de m , das Tom an der W and hängen hatte. Hier saß er etwas m ehr nach vorne gebeugt, die Ar m e auf die Knie gest ü t zt. Mit der linken Hand umfasste er das rechte Handgelenk. Die rechte Hand hing herunter und verdeckte weitgehend sein Geschlecht. Er lächelte selbstbewusst und sexy und sah m it seinen spöttisch funkelnden Augen direkt in die K a m era. Der W i nd fuhr durch sein f euchtes Haar, und die Sonne funkelte in den Wassertrop f en auf seiner Haut. E i n perfekter Körper, dachte Irene. Der Körper e i nes griec h ischen Gottes, den E m il und sein Partn e r in ein e n Torso verwandelt hatten.
Auf ein e m Bild saß eine Frau m it zwei kleinen Kindern auf einem Stuhl. Das kleinere Kind wirkte neu geboren und schlum m erte gegen ihre Brust gelehnt. Das größere Kind stand den Kopf gegen ihr Knie gelehnt und schaute gerade in die Ka m era. Es war höchstens zwei Jahre a lt . Alle drei waren nackt. Die Frau war eine Schönheit m it asiatisc h en Gesichtszü g en. Ihr la n ges schwarzes Haar wogte um si e und ihre Kinder. Es war so lang, dass sie mühelos darauf sitzen konnte. Das ganze Bild strahlte Liebe und Wä r m e aus.
»Meine Fa m ilie«, sagte Erik stolz.
Irene blieb die Spucke
Weitere Kostenlose Bücher